Ein riesiges Banner mit dem Bild von Präsident Emmerson Mnangagwa hängt an einem heruntergekommenen Wohnblock in Mbare, einem armen Vorort der Hauptstadt Harare. Der 80-Jährige tritt bei der Wahl in Simbabwe am Mittwoch für eine weitere Amtszeit an. Doch viele Menschen in dem verarmten südafrikanischen Staat setzen ihre Hoffnung für eine bessere Zukunft auf die Opposition. Beobachter fürchten, dass die Abstimmung das Land spalten wird.
Von dem Plakat blickt Mnangagwa auf eine unbefestigte Straße, die mit Abwasser aus einem zerbrochenen Rohr überflutet wird. Händler verkaufen Holzkohle zum Kochen in leeren Farbdosen. Die Misere des Landes ist hier offensichtlich.
"Die Straßen sind nicht gut, die Schulen sind nicht gut, unsere Wirtschaft ist nicht gut. Wir erwarten, dass sich durch die Wahl alles ändert", sagt der Schreiner Tendai Kativhu auf dem Markt in Mbare. "Die Menschen haben zu kämpfen. Vielleicht wird es nach den Wahlen besser", sagt Tawanda Gwanzura, ein 28-jähriger Koch.
Seit der Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Großbritannien 1980 wird Simbabwe von der ZANU-PF beherrscht, 37 Jahre lang war der Autokrat Robert Mugabe an der Macht. Als das Militär 2017 gegen den Staatschef putschte, kam Mugabes Vize Mnangagwa ins Amt.
Oppositionsführer Nelson Chamisa will die Vorherrschaft der ZANU-PF beenden. Kleine gelbe Zettel mit seinem Porträt kleben neben den Plakaten der Regierungspartei. Doch vor dem Hintergrund vieler Wahlfälschungen in der Vergangenheit glauben nur wenige, dass der 45-jährige Anwalt als eindeutiger Sieger aus dem Urnengang hervorgehen wird. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch kritisiert in einem Bericht "schwerwiegende Mängel im Wahlprozess", der internationalen Standards für eine freie und faire Abstimmung nicht genüge.
Chamisas Bewegung für demokratischen Wandel beklagt sich seit langem über eine ungerechte Behandlung. Mitglieder würden verhaftet, Veranstaltungen verhindert und das nationale Fernsehen ignoriere die Opposition beinahe vollständig. Die Partei setzt darauf, dass die Unzufriedenheit der 6,6 Millionen registrierten Wähler so groß ist, dass sie dennoch eine Chance hat. In einer Umfrage im Juni bezeichnete eine Mehrheit die Arbeit der Regierung als schlecht.
2018 verlor der talentierte Redner Chamisa nur knapp gegen Mnangagwa, die Proteste der Opposition wurden danach brutal niedergeschlagen. Dabei hatte diese erste Wahl nach dem Ende von Mugabes Herrschaft Hoffnungen auf ein neues, freies und demokratisches Simbabwe geweckt.
Experten zufolge hat sich die Lage in Simbabwe seit 2018 verschlechtert. Neue Gesetze beschränken die Zivilgesellschaft und erschweren Kritik an der Regierung. Entgegen Mnangagwas Versprechen bleibt der wirtschaftliche Aufschwung aus - trotz der Bodenschätze und der fruchtbaren Böden. Im Juli lag die Inflation offiziell bei 101 Prozent, doch einige Wirtschaftsexperten gehen davon aus, dass sie in Wirklichkeit noch höher ist.
Gäbe es keine Manipulationen, wäre die Abstimmung "die am ehesten zu gewinnende Wahl für die Opposition" seit 15 Jahren, sagt der politische Analyst Brian Kagoro. Chamisa verspricht ein neues Simbabwe "für alle", er verspricht, die Korruption zu bekämpfen, die Wirtschaft wieder anzukurbeln und das Land aus der internationalen Isolation zu holen. Kritiker bemängeln, dass seine Pläne vage bleiben.
Mnangagwa versuchte, sich im Wahlkampf als Macher zu präsentieren: Er übergab neue Feuerwehrautos, eröffnete Kohleminen, Kraftwerke und Krankenhäuser. Für einen Sieg ist die absolute Mehrheit der Stimmen nötig, ansonsten kommt es zu einer Stichwahl.
Sollte das Ergebnis für den Präsidenten so schlecht ausfallen, dass es sich kaum hin zu einem "überzeugenden Sieg" manipulieren lasse, könnte der Widerstand gegen Mnangagwa in der eigenen Partei wachsen, sagt Nic Cheeseman von der Universität Birmingham. "Die große Frage für die Opposition wird sein: Riskiert sie Proteste, wenn sie weiß, dass dabei Menschen sterben könnten?", sagt der Politologe.
Präsident Mnangagwa selbst gibt sich siegesgewiss: "Die ZANU-PF ist nicht zu stoppen", rief er seinen Anhängern am Samstag bei einem Auftritt auf dem Land zu. "Der Sieg ist sicher." © AFP
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