In keinem Land der Erde ist Sklaverei offiziell erlaubt. Und doch gibt es Schätzungen zufolge Millionen Sklaven weltweit - selbst in Deutschland.
Zwangsarbeit, Zwangsprostitution, familiäre Knechtschaft - es gibt verschiedene Formen moderner Sklaverei. Dass die Unterdrückung beseitigt sei, ist ein Trugschluss. Die Nichtregierungsorganisation (NGO) Walk Free Foundation veröffentlicht dazu jährlich einen "Global Slavery Index".
Laut dem Index werden 2017 rund 40,3 Millionen Menschen wie Sklaven behandelt. Unsere Redaktion nennt fünf Beispiele moderner Sklaverei.
1. Beispiel: Zwangsprostituierte in Deutschland
Zwangsprostitution ist ein weltweites Phänomen, Deutschland nicht ausgeschlossen. Der Walk Free Foundation zufolge wurden in der Bundesrepublik im Vorjahr geschätzt 14.500 Menschen ausgebeutet.
Wie der "Deutschlandfunk" ferner berichtete, geht das Bundeskriminalamt (BKA) davon aus, dass pro Jahr einige Zehntausend Frauen nach Deutschland geschleust und hier zur Zwangsprostitution gezwungen werden.
2. Beispiel: Kinderarbeiter in Indien
Kinderarbeit gilt als Sklaverei und ist vor allem in Indien weit verbreitet. Die SOS-Kinderdörfer berufen sich auf Berichte von Hilfsorganisationen wie der "International Labour Organisation".
Demnach werden in Indien geschätzt 44 Millionen Jungen und Mädchen zur Arbeit gezwungen - in Steinbrüchen, Fabriken oder auf der Straße. Rund zehn Millionen Kinder sollen zwischen 5 und 14 Jahren sein.
3. Beispiel: Tote auf WM-Baustellen in Katar
Dort, wo die WM 2022 steigen wird, leben Fremdarbeiter wie Sklaven. In Katar werden Gastarbeiter vorwiegend aus Bangladesch, Indien und Nepal auf Basis des sogenannten Kafala-Systems ausgebeutet.
Nach dem Kafala regeln Firmen (und nicht der Staat) die Ein- und Ausreise von Arbeitnehmern. Pässe werden willkürlich einbehalten, Arbeiter zu Leibeigenen gemacht.
Die Arbeitgeber lassen, wie verschiedene Reportagen belegen, ihre Arbeiter auf den Baustellen unter unmenschlichen Bedingungen hausen und selbst bei drückender Hitze arbeiten. Die Folgen sind fatal: Laut einer Studie des Internationalen Gewerkschaftsbundes (IGB) vom März 2014 sollen bis damals rund 1.200 Arbeiter gestorben sein.
Die internationale Gewerkschaftsunion ITUC wiederum veröffentlichte im Dezember 2015 einen Bericht, laut dem die Zahl toter Arbeiter bis zum WM-Beginn auf 7.000 geschätzt wurde. Die Hauptgründe: mangelnde Sicherheit auf den Baustellen und Arbeit bis zur absoluten Erschöpfung.
Die NGO Human Rights Watch (HRW) erhob ferner im vergangenen September dazu schwere Vorwürfe. Demnach kläre das Emirat den Tod Hunderter Wanderarbeiter nicht.
4. Beispiel: Flüchtlinge als Erntehelfer in Süditalien
Migranten ohne Aufenthaltsgenehmigung oder Arbeitspapiere werden europaweit in der Landwirtschaft ausgenutzt, vor allem in Süditalien.
Die "Frankfurter Rundschau" (FR) verwies auf Berichte der Agrargewerkschaft Flai-Cgil, wonach 2015 rund 100.000 Agrararbeiter dort extrem ausgebeutet wurden - Marokkaner, Zentralafrikaner und Bangladescher. Oft Flüchtlinge.
Die Zeitung berief sich zudem auf die Menschenrechtsorganisation Caritas, wonach zwei Drittel der Saisonkräfte unter katastrophalsten Bedingungen in Zelten, selbstgezimmerten Baracken oder verlassenen Häusern, ohne Wasser, Strom und Toiletten leben.
Im apulischen Rignano Garganico gibt es demnach sogar eine Slumsiedlung Tausender afrikanischer Feldarbeiter.
5. Beispiel: Nordkoreanische Zwangsarbeiter auf WM-Baustellen in Russland
Laut dem "Global Slavery Index" gibt es proportional zur Bevölkerung in keinem Land mehr Sklaven als im kommunistischen Nordkorea. Demnach lebten 2016 1,1 Millionen von 25,1 Millionen Nordkoreanern wie Sklaven. Zudem lässt das Regime Landsleute im Ausland schuften, um der "Welt" zufolge 90 Prozent des Lohns einzubehalten.
Die "Welt" beruft sich ferner auf UN-Angaben, die besagen, dass geschätzt 50.000 bis 100.000 Nordkoreaner weltweit durch lokale Leiharbeitsfirmen an Auftraggeber weitervermittelt werden.
Das norwegische Magazin "Josimar" hatte zum Beispiel im Frühjahr 2017 von 110 nordkoreanischen Arbeitern berichtet, die unter widrigsten Bedingungen am Bau der WM-Arena in Sankt Petersburg beteiligt waren. Dem Stadion, in dem Fußball-Weltmeister Deutschland wenige Monate später den Confed Cup gewann.
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