Wie sortieren sich die Parteien im Bund nach dem Wahl-Eklat in Thüringen? Grünen-Chef Robert Habeck hatte sich zu einer weiteren Zusammenarbeit mit der Union bekannt - und bekommt dafür nun scharfe Kritik von SPD-Mann Rolf Mützenich.

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In der Debatte um die Regierungskrise in Thüringen hat SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich Grünen-Chef Robert Habeck kleinteilige Wahltaktik vorgeworfen. "Herr Habeck hat nach den dramatischen Vorgängen in Thüringen vor allem wahltaktisch reagiert, als er seiner Partei sofort auf den Weg gegeben hat, jetzt bloß nicht die Möglichkeiten, mit CDU und FDP zu koalieren, beiseite zu legen", sagte Mützenich der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. "Das ist doch eher eine kleinteilig arithmetische Überlegung."

Habeck hatte AKK gelobt und warnte Grüne vor Generalabsagen

Nach dem Wahl-Eklat in Thüringen hatte Habeck CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer für ihre Abgrenzung zur AfD gelobt. Habeck warnte seine Partei zudem vor Generalabsagen an CDU und FDP auf Bundesebene: "Wenn die Grünen und andere Parteien jetzt anfangen, die Zusammenarbeit mit der Union auszuschließen, treiben wir die Union in die Arme der AfD", hatte er in einem Interview gesagt.

Mützenich betonte: "In Thüringen ist die Basis des deutschen Verfassungsgefüges, des Verfassungskonsenses angegriffen worden, nämlich dass man nicht mit völkischen Parteien zusammenarbeitet, die das Grundgesetz missachten, weil sie eine andere Republik wollen." Angesichts dieser Dimension der Ereignisse sei er überrascht gewesen, "dass dies durch die eine oder andere Äußerung aus der Partei der Grünen mit sehr kleiner Münze beantwortet wurde".

CDU, FDP und AfD hatten den FDP-Politiker Thomas Kemmerich zum Thüringer Regierungschef gewählt und damit einen Proteststurm ausgelöst. Kemmerich trat daraufhin zurück, im Zuge der Turbulenzen kündigte auch CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer ihren Rückzug an.

Mützenich: Grüne sollen Koalitionspräferenz nennen

Mützenich forderte den Grünen-Chef auf, rechtzeitig vor der nächsten Wahl eine Koalitionspräferenz zu nennen. "Robert Habeck muss sich vor der nächsten Bundestagswahl klar bekennen: Wie kann der von ihm gewünschte Wechsel in der Bundesrepublik Deutschland gelingen?" Habeck müsse sich irgendwann auch einmal klar positionieren - "und darf nicht zwischen dem einen oder anderen hin und her philosophieren", so Mützenich. Die SPD, die seit Jahren mit der Union regiert, strebt für die Zukunft ein Bündnis mit Grünen und Linken an.

"Die SPD in Thüringen hat schnell gesagt: Klare Verhältnisse können nur mit Neuwahlen geschaffen werden", sagte Mützenich. "Und das trotz eines gewissen Risikos, denn in einer solchen Ausnahmesituation könnten durch die Polarisierung die Regierungspartei die Linke und auf der anderen Seite vielleicht der rechte Rand gestärkt werden." (mgb/dpa)

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