Kambodscha baut ungeachtet aller ökologischen und geopolitischen Bedenken einen Kanal am Fluss Mekong. Regierungschef Hun Manet gab in der Provinz Kandal den Startschuss für die Arbeiten am 180 Kilometer langen und bis zu 100 Meter breiten Funan-Techo-Kanal, wie die Zeitung "Khmer Times" berichtete. Während der Grundsteinlegung für das Projekt ertönten in dem kommunistisch geprägten Land in Südostasien Gongs, Glocken und Trommeln.
Der umgerechnet mehr als 1,5 Milliarden Euro teure Kanal werde die politische Unabhängigkeit Kambodschas stärken, aber die Umwelt nicht beeinträchtigen, sagte Manet. Dank einer neuen Eigentümerstruktur verliere Kambodscha auch nicht die Souveränität über den neuen Wasserweg, versicherte er mit Blick auf entsprechende Bedenken einiger Beobachter.
Manet betonte, es handele sich nicht um ein Darlehen, das der Staat für den Bau bei einem anderen Land aufgenommen habe. Bisher hatte es in Berichten geheißen, die staatliche China Road and Bridge Corporation (CRBC) finanziere den Bau komplett und erhalte im Gegenzug 50 Jahre lang Nutzungsrechte. Der Anteil von CRBC sei nun aber signifikant von 100 auf 49 Prozent reduziert worden, sagte Manet. "Daher sind hier kambodschanische Unternehmen und Staatsbetriebe die Mehrheitseigner, (....). Die Souveränität kann hier nicht verloren gehen", sagte er.
Sorge vor Pekings künftiger Rolle
Voraussichtlich 2028 wird der künstliche Wasserweg fertiggestellt sein. Er soll die Hauptstadt Phnom Penh direkt mit den Häfen des Landes im Golf von Thailand verbinden. Damit wird künftig fast sämtlicher kambodschanischer Warentransport auf diesem direkten Weg abgewickelt. Dem Nachbarland Vietnam gehen damit voraussichtlich zahlreiche Einnahmen aus dem Gütertransit am Mekongdelta verloren. Auch gibt es beim Nachbarn Sorge, dass der Kanal die Wassermenge des Deltas, die bereits durch eine Reihe von Staudämmen auf chinesischem Gebiet beeinträchtigt ist, weiter massiv reduzieren und damit unter anderem den Reisanbau beeinträchtigen könnte.
Zudem gebe es Bedenken mit Blick auf die künftige Rolle Pekings, erklärte der Experte Ngo The Vinh, ein prominenter Forscher zum Mekongdelta und Buchautor. China versucht in vielen Teilen der Welt, mit der Finanzierung von Infrastrukturprojekten ärmere Länder an sich zu binden. Analysten zufolge könnte der Kanal es China auch erleichtern, Streitkräfte in Richtung Süden - nahe der Südküste Vietnams - zu verlegen. Die Beziehungen zwischen Vietnam und seinem riesigen nördlichen Nachbarn sind oft unterkühlt, weil Peking im Südchinesischen Meer Anspruch auf Gebiete erhebt, die auch Hanoi beansprucht.
Kambodschas Langzeitherrscher Hun Sen, der im vergangenen Jahr nach fast vier Jahrzehnten die Macht an seinen Sohn Hun Manet übergeben hatte, bestritt aber, dass der Kanal chinesischen Schiffen Zugang zum Landesinneren gewähren würde. "Warum sollte Kambodscha chinesische Truppen in sein Land bringen, was gegen die Verfassung verstößt?", fragte er. Auch sei der Wasserweg mit 5,4 Metern Tiefe zu flach für Kriegsschiffe. © dpa
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