Am 20. Juli 1944 bricht Stauffenberg zum Führerhauptquartier "Wolfsschanze" auf. Sein Ziel: Hitler töten und die Regierung stürzen. Doch die Operation Walküre, der bedeutendste Umsturzversuch in der Zeit des Nationalsozialismus scheitert. 2019 jährt sich das Attentat zum 75. Mal.

Mehr Politik-Themen finden Sie hier

07:00 Uhr: Zwei Koffer stehen neben Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg, als er am 20. Juli 1944 vom Flugplatz Rangsdorf bei Berlin in Richtung Ostpreußen startet. Beide Koffer sind mit 975 Gramm Plastiksprengstoff, zwei Initialzündköpfen und einem englischen Zeitzündstift für 30 Minuten Verzögerung gefüllt.

Stauffenberg, Stabschef beim Befehlshaber des Ersatzheeres, wird von seinem Adjutanten, Oberleutnant Werner von Haeften, begleitet. In der Wolfsschanze, dem Führerhauptquartier von Adolf Hitler, soll er über die geplante Neuaufstellung von Truppen berichten.

10:15 Uhr: Stauffenberg und Haeften landen in Rastenburg, sechs Kilometer von der Wolfsschanze entfernt. Sie werden zu dem Führerhauptquartier gebracht.

11:45 Uhr: In der Vorbesprechung mit dem Chef des Oberkommandos der Wehrmacht, Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel, erfährt Stauffenberg, dass die für 13:00 Uhr geplante Lagebesprechung unerwartet um eine halbe Stunde vorverlegt wurde. Der Grund dafür ist ein Besuch von Italiens gestürztem Diktator Mussolini.

Stauffenberg kann nur einen der beiden Zünder aktivieren

12:15 Uhr: Unter dem Vorwand, ein frisches Hemd anziehen zu wollen, verlässt Stauffenberg die Vorbesprechung und eilt zu Haeften ins Gästezimmer, wo dieser mit dem Sprengstoff wartet. Da er bei Kämpfen in Afrika seinen rechten Arm, zwei Finger an seiner linken Hand und ein Auge verloren hat, dauert es sehr lange, den Zünder in Gang zu setzten. Stauffenberg muss eine speziell für ihn angefertigte Zange zur Hilfe nehmen. Es gelingt ihm nur noch, einen der beiden Sprengsätze mit einem Zeitzünder zu verbinden, ehe er zum Aufbruch gedrängt wird.

12:30 Uhr: Die Lagebesprechung hat begonnen - sie findet jedoch nicht wie sonst üblich in einem Betonbunker statt, sondern in der "Lagebarracke". Diese ist mit einem Holzboden und Fenstern ausgestattet.

Stauffenberg hat sich einen Platz neben Hitler erbeten. Dennoch gelingt es ihm nicht, die Tasche mit der Sprengladung direkt neben ihm zu platzieren. Ein massiver Eichentisch trennt Hitler von der Bombe. Wenige Minuten später verlässt er den Raum unter dem Vorwand, ein Telefonat führen zu müssen.

Hitler überlebt den Anschlag

12:42 Uhr: Die Bombe explodiert. Von den 24 bei der Lagebesprechung anwesenden Männern werden vier tödlich verletzt, Hitler ist nicht darunter. Er erleidet nur leichte Verletzungen, einen Bluterguss am rechten Ellenbogen und einige Prellungen.

Die Entscheidung, den Ort der Lagebesprechung zu verlegen, der Standort der Bombe an der Außenseite des Schreibtisches und der Umstand, dass nur ein Sprengsatz zum Einsatz kam, haben Hitler das Leben gerettet.

12:45 Uhr: Stauffenberg und Haeften verlassen in dem Durcheinander nach der Explosion unbemerkt das Gelände. Auf ihrer Fahrt zum Flugplatz werfen sie das zweite Paket mit dem Sprengstoff aus dem Wagen. Sie sind der festen Überzeugung, dass Hitler tot und der Anschlag geglückt ist.

13:15 Uhr: Eine zweimotorige Propellermaschine mit Stauffenberg und Haeften an Bord startet in Richtung Berlin. Unter der Leitung von Stauffenberg soll dort der zweite Teil des Attentats starten, die Operation Walküre. Deren Ziel ist es, das Deutsche Reich von der Herrschaft der Nazis zu befreien.

13:30 Uhr: Im Bendlerblock, dem Sitz des Allgemeinen Heeresamtes und dem militärischen Zentrum der Verschwörung, gehen die ersten Nachrichten über den Anschlag auf Hitler ein.

Erich Fellgiebel, General der Nachrichtentruppe, trifft kurz nach dem Anschlag in der Wolfsschanze auf Hitler. Er meldet: "Es ist etwas Furchtbares passiert, der Führer lebt". Um weitere Verbindungen nach Berlin zu verhindern, blockiert er alle Nachrichtenleitungen, die mit dem Führerquartier bestehen. Im Bendlerblock entsteht Ratlosigkeit. Die Operation Walküre wird nicht wie geplant ausgelöst.

15:15 Uhr: Stauffenberg landet in Berlin und erfährt, dass der Staatsstreich noch nicht angelaufen ist.

16:30 Uhr: Stauffenberg und Haeften treffen in der Bendlerstraße ein. Stauffenberg beteuert gegenüber Friedrich Olbricht, einem weiteren Mitverschwörer: "Er ist tot, ich habe gesehen, wie man ihn herausgetragen hat." Die Operation Walküre wird daraufhin ausgelöst, läuft jedoch nur schleppend an. Es zeigen sich schnell Mängel in der Vorbereitung und der Durchführung.

18:45 Uhr: Der Rundfunk meldet zum ersten Mal, dass Hitler unverletzt ist: "Auf den Führer wurde heute ein Sprengstoffanschlag verübt ... Der Führer selbst hat außer leichten Verbrennungen und Prellungen keine Verletzungen erlitten. Er hat unverzüglich darauf seine Arbeit wiederaufgenommen". Der Umsturz wird daraufhin gestoppt.

20:00 Uhr: Keitel ruft aus der "Wolfsschanze" in Berlin an. Der Verantwortliche für das Attentat wurde gefunden: Es war Stauffenberg.

22:30 Uhr: Stauffenberg und seine Mitverschwörer werden verhaftet.

00:00 Uhr: Im Hof des Bendlerblocks zerschneidet helles Scheinwerferlicht die Dunkelheit. Das Kommando ertönt und Stauffenberg wird gemeinsam mit seinen Mitverschwörern Werner von Haeften, Albrecht Ritter Mertz von Quirnheim und Friedrich Olbricht erschossen. "Es lebe das geheime Deutschland", sind seine letzten Worte.

Verwendete Quellen:

  • Spiegel.de: "Mein Führer, Sie leben, Sie leben!"
  • Planet-wissen.de: "20. Juli 1944 - Das Attentat"
  • Hpmelle.de: "Chronologie des 20. Juli 1944"
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.