Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat gemahnt, die Zustände in Deutschland heute nicht fälschlicherweise als diktatorisch oder autoritär zu beschreiben. Die Zeitzeugen der Friedlichen Revolution von 1989 wüssten, wie es sei, wirklich in einer Diktatur zu leben, sagte Steinmeier am Mittwoch bei einem dreitägigen Besuch im südthüringischen Meiningen. Die Zeitzeugen wüssten, wie es sich anfühle, auf die Straße zu gehen und zu wissen, dass ihnen durch den Staat tatsächlich Gefahr drohe. Die Erinnerung an solche Zustände durch das Gespräch mit ihnen wachzuhalten sei besonders wichtig "in einer Zeit, in der andere darüber schwadronieren, dass wir wieder in einer Diktatur leben, gegen die es heute anzustehen gilt", sagte Steinmeier.

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Tatsächlich könne in Deutschland heute jeder ohne Gefahren frei demonstrieren. "In den Jahren der DDR war das keinem möglich, jeder ist persönliche Risiken eingegangen."

Steinmeier ist seit Dienstag auf einer insgesamt dreitägigen sogenannten Ortszeit-Reise in Meiningen. Damit will er nach eigenen Angaben ein noch besseres Gespür für die Stimmung im Land bekommen. Der dreitägige Besuch in der 25 000-Einwohner-Stadt im Süden Thüringens ist bereits die neunte "Ortszeit"-Reise, die Steinmeier unternimmt. Zuvor war er unter anderem in Eckernförde in Schleswig-Holstein, Senftenberg in Brandenburg, Völklingen im Saarland, Freiberg in Sachsen und Rottweil in Baden-Württemberg zu Gast gewesen.

Es sei wichtig, dass sich Spitzenpolitiker regelmäßig auch in kleinere Kommunen begäben, um sich ein Bild von der Stimmung und den Problemen zu machen, hatte Steinmeier kurz nach der Ankunft in Meiningen am Dienstag gesagt. "Es ist die neunte Ortszeit und neunte Ortszeit, das heißt für mich: Mal wieder raus aus Berlin, raus dem Selbstgespräch in der Hauptstadt und hinein ins Land."  © dpa

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