US-Präsident Donald Trump hat eine historische Steuerreform angekündigt, die die Bürger massiv entlasten soll. Experten sind skeptisch. Wenn überhaupt, dann sehen sie bislang Vorteile für Besserverdienende und Unternehmen. Und die Finanzierung ist wohl schwierig.
Mit einer großen Steuerreform will US-Präsident
Besonders Familien von Durchschnittsverdienern sollen entlastet werden. Bislang sind wenig mehr als ein paar Eckpunkte bekannt, die jedoch schon erkennen lassen, was Trump vorhat.
Die Einkommensteuer soll stark vereinfacht werden, statt fünf soll es nur noch drei Stufen geben: 35 Prozent, 25 Prozent und 12 Prozent. Bislang liegt der Spitzensteuersatz bei 39,6 Prozent, der Eingangssteuersatz bei 10 Prozent.
Familien mit Durchschnittseinkommen sollen mit einem Freibetrag von 24.000 Dollar pro Jahr für ein Ehepaar entlastet werden.
Die Unternehmenssteuer will Trump von derzeit 35 Prozent auf 20 Prozent senken. Zudem will er Unternehmen, die in den USA produzieren steuerlich entlasten. Die Erbschaftssteuer will Trump vollständig abschaffen.
All diese Maßnahmen, die noch nicht detailliert ausgearbeitet sind, sollen mehr Jobs schaffen und den Mittelstand fördern.
Von der Reform profitieren Unternehmen
Amerika-Experte Dr. Martin Thunert vom Heidelberg Center for American Studies glaubt, dass der Haupteffekt von Trumps Steuerreform die Unternehmenssteuer betrifft.
"Die Senkung der Unternehmenssteuer und der angestrebte Rückfluss der Unternehmensgewinne aus dem Ausland werden einen positiven Effekt auf die Wirtschaft haben", so der Experte.
Ein Steuersatz von 20 Prozent mache es für Unternehmen attraktiv, in den USA zu investieren.
Die Vereinfachung der Einkommenssteuer sei grundsätzlich zu begrüßen, so Thunert. Von der Senkung des Spitzensteuersatzes profitierten jedoch eindeutig Besserverdienende.
Zudem steige der Einstiegssteuersatz, was Bürger mit niedrigem Einkommen treffe.
Gegenfinanzierung ist unklar
Dieses Problem sieht auch USA-Experte Dr. Josef Braml von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik. "Durch Trumps Steuerreform werden Besserverdienende und Unternehmen entlastet", konstatiert er.
Von einem Mittelschichtwunder, wie von Trump angekündigt, sei bislang nichts zu erkennen. Zudem sei die Gegenfinanzierung der Steuerreform noch offen, zumindest fehlten insgesamt klare Angaben.
"Unterm Strich werden durch die Reform die Einnahmen des Staates sinken, was durch ein höheres Haushaltsbudget ausgeglichen werden muss", so Braml weiter.
"Steigende Staatsverschuldung und ein aufgeblähter Haushalt waren schon die Folge der Voodoo-Ökonomie der Reagan-Administration", kritisiert USA-Experte Braml.
Bis heute sei umstritten, ob die massive Steuersenkung von Präsident Ronald Reagan die Wirtschaft angekurbelt habe.
Umstrittener Trickle-Down-Effekt
Das sieht Martin Thunert ebenso. "Die Idee, dass durch Steuersenkungen die Einnahmen des Staates steigen, ist bis heute nicht belegt." Ähnlich sei es mit dem oft erwähnten Trickle-Down-Effekt.
Der gehe davon aus, dass Wirtschaftswachstum und Konsum der Reichen sich nach einiger Zeit positiv auf das Einkommen von Bürgern mit niedrigem Einkommen auswirke, so der Experte. Darauf setze wohl Trump.
Auch Thunert sieht die Gegenfinanzierung der Steuerreform problematisch.
Republikaner erneut uneins
"Bei den Republikanern gibt es einige Falken, die ein steigendes Haushaltsdefizit strikt ablehnen", so Thunert. Deshalb sei es für Trump nicht so einfach, seine Steuerreform durchzusetzen.
Wahrscheinlich werde der Präsident auch die Demokraten ins Spiel bringen, um so den Druck auf die Republikaner zu erhöhen.
Diese Taktik erwartet auch Braml. Denn Trump werde seine Steuerreform mit allen Mitteln durchdrücken. "Er muss endlich liefern", so der Experte. Denn sonst bekämen die Republikaner Probleme bei den Zwischenwahlen.
Wird Trumps Steuerreform eine Farce oder ist sie eine Chance? Da sind sich beide Experten einig: Die Steuerreform wird kommen! Aber beurteilen lasse sie sich derzeit nicht, dazu müsse erst das ganze Paket bekannt sein.
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