Die in Afghanistan regierenden Taliban haben einem Bericht zufolge ihren Einfluss auf Hilfsorganisationen weiter verstärkt. "Nach Angaben mehrerer UN-Beamter verschiedener Behörden haben die Taliban die meisten von der UN verwalteten Hilfsprogramme infiltriert und beeinflusst", hieß es in einem am Dienstag veröffentlichten Quartalsbericht des US-Generalinspekteurs für den Wiederaufbau in Afghanistan (Sigar). Die Analyse hatte das US-Institut für Frieden (USIP) für Sigar bereitgestellt.

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Die zunehmende Einflussnahme auf Hilfsprogramme sei "ein Aspekt einer intensiven Strategie zur Festigung der Macht", hieß es in dem Bericht weiter. Die militant-islamistische Gruppe ziele nicht nur auf eine stärkere Kontrolle von Hilfsgeldern. Sigar verzeichnete eine zunehmende Unterdrückung der Zivilgesellschaft sowie einen Wandel zu einem autoritären Staat.

Die Einmischung der Taliban in die Aktivitäten der Hilfsorganisationen mache die Mitarbeiter verwundbar, berichtete Sigar weiter. Jede Form humanitärer Hilfe sei anfällig für Manipulationen durch die Taliban. Sigar beklagte auch fehlende Rechtssicherheit für Organisationen, die in Afghanistan Unterstützungsarbeit leisten.

Rund 220 Hilfsorganisationen hätten ihre Arbeit im vergangenen Jahr einstellen müssen, sagte Vizewirtschaftsminister Abdul Latif Nasari laut dem Sender Tolonews am Montag. Als Grund nannte der Talibanvertreter die Missachtung von Richtlinien, ohne genauere Details bekanntzugeben. Die Weisung sei zunächst vorübergehend.

Die Taliban hatten im August 2021 in Afghanistan nach rund zwei Jahrzehnten wieder die Macht an sich gerissen. Trotz der Ankündigung moderater zu regieren, wurde die Taliban-Herrschaft zuletzt autoritärer und dogmatischer. Frauen und Mädchen sind vom öffentlichen Leben weitgehend ausgegrenzt. Das Land leidet weiter unter einer humanitären Katastrophe.  © dpa

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