Auch nach dem Demonstrationsverbot für die Pariser Prachtstraße Champs-Élysées sind in Frankreich wieder Tausende "Gelbwesten" auf die Straße gegangen. In der Hauptstadt und anderen französischen Städten kam es am Samstag wie an den vorangegangenen Wochenenden zu Demonstrationen. Schwere Krawalle wie am vergangenen Wochenende blieben zunächst aus. Der Radionachrichtensender Franceinfo berichtete, es habe in Paris und der Mittelmeer-Metropole Nizza zusammen Dutzende Festnahmen gegeben.
In Paris zogen Demonstranten in Richtung der Kirche Sacré-Coeur im Touristenviertel Montmartre. Bei Protesten am vergangenen Samstag war es vor allem in der Hauptstadt zu schweren Ausschreitungen gekommen. Um weitere Gewalt und Plünderungen zu verhindern, waren die Prachtstraße Champs-Élysées und andere Orte nun für Demonstrationen gesperrt. Die Sicherheitskräfte waren massiv präsent, um das Verbot durchzusetzen. Auch gepanzerte Fahrzeuge waren zu sehen.
Erstmals wurden auch Soldaten der Anti-Terror-Mission "Sentinelle" eingesetzt, um Gebäude und Plätze zu schützen und die Polizei zu entlasten. "Die "Sentinelle"-Einheit ist nicht in Kontakt mit den Demonstranten", versicherte der neue Pariser Polizeichef Didier Lallement. Die Regierung von Premier Édouard Philippe hatte Lallements Vorgänger Michel Delpuech erst vor wenigen Tagen gefeuert. Der Militäreinsatz war parteiübergreifend auf Kritik gestoßen.
Proteste laufen seit Wochen
In anderen Städten des Landes gab es an zentralen Orten ebenfalls Demonstrationsverbote. In Nizza kam es zu Zusammenstößen von Polizei und Demonstranten, als einige "Gelbwesten" versuchten, in einen abgesperrten Bereich zu gelangen. Staatschef Emmanuel Macron will am Sonntagabend in der Nähe von Nizza seinen chinesischen Amtskollegen Xi Jinping zu einem privaten Abendessen treffen.
Es war bereits das 19. Wochenende in Folge, an dem die Bewegung gegen die Reformpolitik von Präsident Macron protestierte. Ihr Ärger hatte sich an der geplanten Erhöhung der Spritpreise entzündet. Der Protest nahm dann aber immer breitere Ausmaße an. Einige der Demonstranten fordern explizit den Rücktritt Macrons. (dpa / mg)
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