- Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will am Dienstagnachmittag mit den Gesundheitsministern der Länder über eine Lockerung der Regeln für Menschen mit Auffrischungsimpfung beraten.
- In der Diskussion ist eine flächendeckende Aufhebung der Testpflicht, wie es bereits jetzt in einigen Bundesländern der Fall ist.
- Gesundheitsexperten waren allerdings vor einer übereilten Abschaffung der Testpflicht für dreifach geimpfte Menschen.
Wer bereits geboostert ist, genießt schon jetzt mehr Freiheiten – zumindest in einigen Bundesländern. Bisher haben Niedersachsen, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Bayern und das Saarland Menschen von der Testpflicht befreit, die dreimal gegen das Coronavirus geimpft wurden.
Egal ob Restaurant, Kino oder Fitnessstudio: Diese Menschen können alle Einrichtungen mit 2G-Plus-Regel ohne Test besuchen. Die Gesundheitsministerkonferenz berät am Dienstagnachmittag, ob nun die Testpflicht für Geboosterte bundesweit aufgehoben werden soll.
Sowohl Bundesgesundheitsminister
Wie die Befürworter die Abschaffung der Testpflicht für Geboosterte begründen
Lauterbach und
Das Bundesland Niedersachsen begründete den Schritt damit, dass es Erkenntnisse gibt, nach denen die Gefahr einer Infektion und Übertragung nach drei Impfungen "ausgesprochen gering" sei. "Die Auffrischungsimpfung erhöht den Impfschutz enorm", betonte auch die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD).
Dem Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) zufolge könnte die Booster-Impfkampagne in rund acht Wochen abgeschlossen sein, wenn sie auf dem hohen Niveau wie jetzt weiterlaufe. In der vergangenen Woche (6. bis 12. Dezember) wurden mit 6,4 Millionen Menschen so viele wie noch nie in Deutschland innerhalb von sieben Tagen geimpft.
Testpflicht für Geboosterte abschaffen? Das sagen die Gegner
"Was für eine irrsinnige Idee in der aktuellen Lage und der aktuellen Gefahr durch Omikron" sei es, jetzt die Testpflicht abzuschaffen, bemerkt die Virologin Sandra Ciesek vom Universitätsklinikum Frankfurt auf Twitter.
Ciesek kritisiert den Schritt gleich aus mehreren Gründen: Geboosterte könnten sich weiter infizieren, wobei sich das Problem sowohl mit der Ausbreitung der neuen Corona-Variante Omikron als auch mit zunehmendem zeitlichen Abstand zur dritten Impfung noch verstärken werde. Darüber hinaus könnte die Abschaffung der Testpflicht zu einer höheren Attraktivität von gefälschten Impfausweisen führen.
Der Frankfurter Virologe Martin Stürmer warnt vor Lockerungen für Geboosterte. Selbst wenn es unmittelbar nach der Auffrischungsimpfung einen guten Schutz gegen die Virus-Weitergabe auch bei Omikron gebe, sei die Datenlage noch zu unsicher, sagte Stürmer am Montag dem ZDF. "Deswegen würde ich zum jetzigen Zeitpunkt dafür plädieren, eher präventiv zu argumentieren – entsprechend die Kontakte zu reduzieren, keine Lockerungen für Geboosterte durchführen und die Testkapazitäten ausnutzen, um möglichst viel zu erfahren."
Auch die Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte im Öffentlichen Gesundheitsdienst (BVÖGD), Ute Teichert, sieht die Pläne mit Sorge: "Es ist verfrüht, Menschen mit Boosterimpfung von der Testpflicht zu befreien", sagt sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Die Omikron-Variante sei auf dem Vormarsch und es sei noch unklar, wie gut die Auffrischungsimpfungen dagegen wirkten.
"Es wäre falsch, zu diesem Zeitpunkt bewährte Instrumente wie die Schnelltests aus der Hand zu geben", sagte Teichert. Je breiter getestet werde, desto besser könnten Infektionen entdeckt und Infektionsketten nachverfolgt werden.
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz warnte die Gesundheitsminister von Bund und Ländern davor, mit diesem Schritt alte Fehler zu wiederholen: "Mit der Omikron-Variante rollt eine Flutwelle auf Deutschland zu", sagte Vorstand Eugen Brysch den Funke-Zeitungen. "Deshalb dürfen die Gesundheitsminister keine Lockerungen beschließen." Vor Weihnachten politische Geschenke zu machen, das werde im Januar abgestraft. "Genau den Fehler gab es schon im letzten Jahr. Das darf sich jetzt nicht wiederholen", sagte Brysch. (dpa/afp/mf)
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