Ein Thüringer Ministerpräsident mit AfD-Untersützung ist für Hendrik Knop zuviel gewesen. Nach mehr als zwei Jahrzehnten Mitgliedschaft ist der Thüringer Kommunalpolitiker aus der CDU ausgetreten. Im Interview erklärt er, wie schwer ihm der Schritt gefallen ist.
Der Thüringer Kommunalpolitiker Hendrik Knop ist seit 1998 Mitglied der CDU. Besser gesagt – er war es. Nachdem FDP-Politiker
Im Interview mit unserer Redaktion schildert Knop, der lange Jahre CDU-Ortsverbandsvorsitzender von Nesse-Apfelstädt und Ortschaftsbürgermeister war sowie im Gothaer Kreistag sitzt, wie schwer ihm der Schritt gefallen ist – und warum er seine neue politische Heimat bei den Grünen sieht.
Wie schwer ist Ihnen der Austritt aus der CDU gefallen?
Hendrik Knop: Es ist mir wahnsinnig schwergefallen. Ich habe versucht, viel in der CDU zu bewegen, auf regionaler Ebene im Gemeinderat und im Kreistag. Es gibt viele Menschen, mit denen man etwas zusammen entwickelt hat. Es sind viele Freundschaften entstanden, es gibt viel Verbundenheit und Vertrauen. Da überlegt man sich natürlich zwei-, dreimal, ob man den Schritt wirklich gehen will.
Also war es eine weniger spontane Entscheidung...
Der Austritt hat sich für mich schon angebahnt. Bereits im Landtagswahlkampf ist die CDU mit blau-orangenen Plakaten angetreten, die kaum von der AfD zu unterscheiden waren. Auch thematisch hat die CDU versucht, die Höcke-Partei rechts zu überholen. Und nach der Wahl forderten über ein Dutzend CDU-Mitglieder Gespräche mit der AfD, darunter auch mein Landtagsabgeordneter, Jörg Kellner. Das, was dann am Mittwoch passierte, ging dann gar nicht mehr. Es darf nicht um Spielchen, Machtstrukturen, Ämter und Posten gehen. Es geht darum, etwas für Thüringen zu erreichen, für die Menschen. Die Demokratie muss im Vordergrund stehen.
Knop: "Mit einer faschistischen Partei abzustimmen, funktioniert nicht"
Warum war das aus Ihrer Sicht ein "Tabubruch"?
Ich bin ehrenamtlich bei den Pfadfindern aktiv, die für Weltoffenheit und Internationalität stehen. Auch die christlich-demokratische Politik ist eigentlich mit Werten verbunden, die sich auf Mitmenschlichkeit und ein faires Miteinander beziehen – linke und rechte Extreme passen da nicht dazu. Sich nun aber mit einer faschistischen Partei abzustimmen, funktioniert einfach nicht. Ich muss selber in den Spiegel gucken und verkaufen können, was ich mache.
Wie haben Ihre Parteifreunde reagiert? Verstehen sie Ihre Entscheidung?
Teils, teils. Die einen verstehen es, manche überlegen auch, aus der CDU auszutreten. Meine Mutter hat die Partei schon verlassen, ein, zwei weitere Freunde sind auch raus. Andere wiederum sagen: Wir warten ab. Sie wollen weiter versuchen innerhalb der Partei etwas zu bewegen und zu verändern. Ich verstehe das, es kann ja nicht jeder gehen. Aber nochmal: Was am Mittwoch passierte, war zu viel des Guten.
Gibt es eine neue politische Heimat für Sie?
Im ersten Moment habe ich gar nicht an die Konsequenzen gedacht, gerade was mein Kreistagsmandat angeht. Aber ich habe einen Mitgliedsantrag bei den Grünen gestellt, die müssen nun entscheiden. Die Partei steht für Weltoffenheit und bietet eine Perspektive für eine neue ökonomisches wie zukunftsgewandtes Wirtschaften. Auch einzelne Freunde sind dort bereits aktiv. Politik als Einzelkämpfer macht für mich keinen Sinn.
Was wäre jetzt der beste Weg für Thüringen: Neuwahlen oder eine Wiederwahl von Bodo Ramelow zum Ministerpräsidenten, nachdem der Landtag Thomas Kemmerich das Vertrauen entzogen hat?
Ramelow hat trotz oder gerade wegen seiner Parteiherkunft gute Arbeit geleistet. Die Linkspartei hat sich verändert, in Thüringen macht sie sozialdemokratische Politik. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass die CDU im Osten viele Strukturen der ehemaligen DDR-Blockparteien übernommen und durch moderne Elemente ergänzt hat. Das wichtigste ist nun, so schnell wie möglich eine stabile Regierung zu bilden. Wenn das mit den aktuellen Mehrheitsverhältnissen klappt, was ich nicht glaube, wäre das okay. Neuwahlen wären aber sinnvoller, auch um die Bevölkerung zu beteiligen.
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