Eine Koalition zwischen CDU/CSU und Grünen gilt als mögliches Bündnis für die Zukunft auf Bundesebene. Doch nicht nur Unionspolitiker halten von dieser Option wenig. Auch eine deutliche Mehrheit der Deutschen lehnt Schwarz-Grün ab.
Vor rund zwei Jahren erschien Schwarz-Grün noch wie ein politisches Bündnis der Stunde – und der Zukunft: In Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen hatten sich Koalitionen aus CDU und Grünen gebildet, auch in vier anderen Bundesländern arbeiteten die beiden Parteien damals zusammen. Schwarz-Grün wirkte auch wie eine Option für eine Bundesregierung, zumal die Ampelkoalition schon damals mit dem ersten Streit auffiel.
Inzwischen hat sich die Parteienliebe deutlich abgekühlt. Vor allem CDU und CSU rücken mal mehr, mal weniger deutlich von Koalitionen mit den Grünen ab. Und auch für einen großen Teil der Bevölkerung ist das Bündnis wenig attraktiv.
Schwarz-Grün im Bund? Große Mehrheit der Deutschen ist dagegen
Das Meinungsforschungsinstitut Civey hat im Auftrag unserer Redaktion eine repräsentative Umfrage durchgeführt. Dafür wurden vom 6. bis 12. September online rund 5.000 Personen befragt. Die Frage lautete: "Würden Sie eine Koalition von CDU/CSU und Grünen auf Bundesebene eher befürworten oder eher ablehnen?"
74 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sprachen sich gegen dieses Bündnis aus. Nur 17 Prozent würden es befürworten, 9 Prozent sind unentschieden.
Parteien müssten Gräben überbrücken
Vor allem bei den Grünen gilt eine schwarz-grüne Bundesregierung nach der Wahl 2025 als Machtoption. "Die CDU ist eine wirtschaftsnahe Partei und der Markenkern der Grünen ist die Umwelt- und Klimapolitik. Wir brauchen diese Verbindung von Ökologie und Ökonomie", sagte Anfang dieses Jahres Baden-Württembergs grüner Ministerpräsident Winfried Kretschmann im Interview unserer Redaktion – er regiert in Stuttgart seit acht Jahren mit der Union.
Trotzdem müsste eine schwarz-grüne Koalition weltanschauliche Gräben überbrücken. Und diese Gräben sind in den vergangenen Jahren eher größer geworden. Vor allem in der Migrationspolitik. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) schließt eine Zusammenarbeit auf den Grünen auf Bundesebene kategorisch aus. CDU-Chef Friedrich Merz will sich die Option zwar offenhalten, geht aber auch immer wieder deutlich auf Distanz zu den Grünen.
Unionswähler besonders ablehnend
Auch wenn man sich die Antworten der Anhängerinnen und Anhänger der Parteien anschaut, ergibt sich ein deutliches Bild. Nur 11 Prozent der potenziellen Wähler von CDU und CSU würden eine Koalition mit den Grünen befürworten. Damit ist die Zustimmung zu Schwarz-Grün unter ihnen noch geringer als unter den Anhängern der SPD (30 Prozent) und FDP (20 Prozent), deren Parteien an dieser Koalition ja gar nicht beteiligt wären.
Auf mehrheitliche Zustimmung trifft Schwarz-Grün nur bei den potenziellen Wählern der Grünen: 67 Prozent von ihnen könnten sich ein Bündnis der Partei mit CDU und CSU vorstellen. 17 Prozent lehnen Schwarz-Grün dagegen ab.
Informationen zur Methode
- Für die repräsentative Umfrage hat das Meinungsforschungsinstitut Civey vom 6. bis 12. September 2024 die Antworten von 5.007 Teilnehmerinnen und Teilnehmern berücksichtigt. Das Gesamtergebnis ist repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben unter anderem Daten wie Alter, Geschlecht und Wohnort angegeben und wurden registriert und verifiziert. Civey korrigiert Verzerrungen durch ein mehrstufiges Gewichtungsverfahren.
- Der statistische Fehler der Ergebnisse beträgt 2,5 Prozentpunkte. Zusätzliche Informationen zur Methode finden Sie auf Civey.com und im Civey-Whitepaper.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.