Nikki Haley und Ron DeSantis, einst erbitterte politische Gegner Donald Trumps, stellen sich auf dem Parteitag der Republikaner demonstrativ hinter den Präsidentschaftskandidaten und rufen zur Geschlossenheit auf.
"Zunächst möchte ich eines ganz klarstellen:
Der 78-Jährige erschien früher als zunächst von der Partei angekündigt und hörte den Reden seiner einstigen Konkurrenz somit persönlich zu. An seinem rechten Ohr trug er nach dem Attentat vom Wochenende erneut einen weißen Verband. Er wirkte am zweiten Tag des Parteispektakels deutlich fitter als am ersten, reckte mehrmals seine Faust in die Höhe und zeigte mit dem Finger in die jubelnde Menge. Die drängelte sich vor der Tribüne, um einen Blick aus nächster Nähe zu erhaschen.
Für Trump ist der demonstrative öffentliche Beistand seiner einstigen Konkurrenten beim Parteitag ein großer Erfolg. Sowohl
Haley wirkt wie ausgewechselt
Haley richtete sich in ihrer Rede an Trump-Skeptiker. "Wir sollten anerkennen, dass es einige Amerikaner gibt, die nicht zu hundert Prozent mit Donald Trump übereinstimmen. Ich kenne zufällig einige von ihnen, und ich möchte heute Abend zu ihnen sprechen", sagte sie. Auch sie sei eine von ihnen, sagte die einstige Gouverneurin des US-Bundesstaats South Carolina. "Ich bin heute Abend hier, weil wir ein Land zu retten haben, und eine geeinte Republikanische Partei ist unerlässlich, um es zu retten."
Trumps frühere US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen hatte sich bei den internen Vorwahlen der Republikaner um die Präsidentschaftskandidatur ein wochenlanges Duell mit Trump geliefert, war jedoch chancenlos und gab sich schließlich geschlagen. Unmittelbar nach ihrem Ausstieg hatte Haley demonstrativ darauf verzichtet, Trump ihre Unterstützung auszusprechen.
Haley stellte im Vorwahlkampf Trumps geistige Eignung für das Präsidentenamt infrage, Trump überzog die Tochter indischer Einwanderer mit rassistischen Kommentaren. Die Beziehung zwischen Trump und Haley galt als so schlecht, dass US-Präsident
DeSantis gibt sich kämpferisch
Auch DeSantis hatte es auf die Präsidentschaftskandidatur seiner Partei abgesehen, stieg aber schon nach der Vorwahl in Iowa im Januar aus dem Rennen aus. Anders als Haley sprach er Trump sofort seine Unterstützung aus. Aber das Verhältnis zwischen Trump und dem Gouverneur aus Florida galt auch weiterhin als gestört – sie waren sich im Vorwahlkampf ebenfalls heftig angegangen. "Schicken wir Joe Biden zurück in seinen Keller und Donald Trump zurück ins Weiße Haus", sagte DeSantis unter großem Jubel in Milwaukee.
Auf dem Parteitag wurde noch einmal besonders deutlich, wie sehr Trump die gesamte Partei im Griff hat. Die Auftritte von Haley und DeSantis verstärkten dies. "Alle scharen sich um dieselbe Person. Es ist sehr beruhigend, diese Einigkeit zu sehen", sagte der Delegierte Bill Swenson aus dem Bundesstaat Nebraska.
Trump war am Montag zu Beginn des Parteitags offiziell zum Präsidentschaftskandidaten seiner Partei ernannt worden und wird nach jetzigem Stand bei der Präsidentenwahl im November gegen den demokratischen Amtsinhaber Biden antreten. Trumps Nominierung war eine Formalie, Trump hatte bereits bei den Vorwahlen die nötigen Delegiertenstimmen gewonnen. Seine große Rede wird er in der deutschen Nacht zu Freitag halten.
"Trump Vance"-Schilder schon im Einsatz
Trump hatte kurz nach Beginn des Parteitags auch bekannt, dass er den Senator und Bestseller-Autor J.D. Vance zum Kandidaten für das Amt des Vizepräsidenten ausgewählt habe. Der 39-Jährige nahm im Anschluss ein Bad in der Menge, auch am Dienstagabend wurde er wieder bejubelt. Als er in die Halle kam, lief der Countrysong "America First". Die Menschen hielten Schilder mit der Aufschrift "Trump Vance" in die Höhe, in den Fluren wurden T-Shirts mit dem Namen des Duos verkauft.
Dem Trump-Getreuen und Scharfmacher Vance wird nachgesagt, sich besonders gut mit Trumps Sohn Don Jr. zu verstehen. Bei einer Bühnenprobe scherzten Vance und der Trump-Sohn vertraut miteinander. Trumps Ehefrau Melania und Tochter Ivanka traten hingegen nicht öffentlich auf.
Alles im Zeichen des Attentats
Erst am Wochenende wurde Trump bei einem Attentat während einer Wahlkampfveranstaltung am Ohr verletzt. Ein Anhänger kam ums Leben, zwei weitere wurden verletzt. Der Schütze wurde erschossen. Der Vorfall war eine Eskalation im ohnehin schon aufgeheizten US-Wahlkampf. "Nicht einmal die Kugel eines Attentäters könnte dich aufhalten", sagte Trumps einstige Sprecherin im Weißen Haus, Sarah Huckabee Sanders.
Inmitten der extrem hohen Sicherheitsvorkehrungen beim Parteitag ereignete sich unterdessen in einem Wohngebiet nahe dem Veranstaltungsgelände ein tödlicher Vorfall. Wie US-Medien berichteten, erschossen Polizisten dort am Nachmittag einen mit Messern bewaffneten Mann. Polizeiangaben zufolge hatte der Vorfall aber nichts mit dem Parteitag zu tun, es war offenbar ein Streit mit einer anderen Person vorausgegangen. Die Sicherheitsvorkehrungen um Trump wurden noch einmal verschärft.
Chaos bei den Demokraten
Während die Republikaner in Milwaukee Geschlossenheit demonstrieren, bahnte sich vor dem Parteitag der Demokraten im August Ärger an. Denn mitten in der Diskussion über das Alter und die Fitness Bidens treibt die Spitze seiner Partei Pläne voran, um den 81-Jährigen noch vor dem Parteitag in wenigen Wochen in Chicago auf virtuellem Weg als Präsidentschaftskandidat zu nominieren. Die Parteiführung erklärte zur Begründung, man wolle absolut sichergehen, dass Biden bei der Präsidentenwahl im November in allen Bundesstaaten auf den Wahlzetteln stehe. Unter Demokraten im Kongress gibt es Kritik an diesem Vorgehen.
Biden steht derzeit massiv unter Druck aus den eigenen Reihen. Diverse demokratische Abgeordnete hatten ihn in den vergangenen Wochen aufgefordert, sich aus dem Präsidentschaftsrennen zurückzuziehen. Viele weitere äußerten sich öffentlich sehr besorgt über seine Wiederwahl-Chancen. Biden hatte die Präsidentschaftsvorwahlen seiner Partei in den Bundesstaaten – ohne echte Konkurrenz – bereits vor Monaten gewonnen. Er muss aber, wie Trump formell von Delegierten aus allen Bundesstaaten offiziell als Kandidat für die eigentliche Präsidentenwahl Anfang November nominiert werden. Das ist in Chicago geplant. (dpa/the)
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