Des Moines/Washington - Bei der ersten Vorwahl der Republikaner um die US-Präsidentschaftskandidatur der Partei hat der frühere Amtsinhaber Donald Trump einen klaren und überraschend schnellen Sieg eingefahren. Mehrere US-Sender erklärten den Ex-Präsidenten schon gut 30 Minuten nach dem Start der Abstimmung zum Sieger.
Die Entscheidung in Iowa fiel nicht in Wahllokalen, sondern bei kleinen Parteiversammlungen, sogenannten Caucus-Treffen. Die liefen noch, als
Mit seinem Sieg in der Tasche reiste Trump am Dienstag nach New York zu einem Gerichtstermin in einem der vielen Verfahren, mit denen er sich er derzeit konfrontiert sieht. Dort soll eine Geschworenenjury klären, wie viel der Republikaner der US-Autorin E. Jean Carroll wegen weiterer verleumderischer Aussagen noch zahlen muss, nachdem er bereits wegen eines sexuellen Übergriffs und Verleumdung zu einer Geldstrafe in Millionenhöhe verurteilt worden war.
Trump streitet jegliches juristisches Vorgehen gegen ihn als rein politisch motiviert ab - und weiß aus den diversen Klagen und Anklagen maximalen politischen Profit zu schlagen. In einem Beitrag auf der von ihm mitgegründeten Online-Plattform Truth Social schrieb Trump am Dienstag einmal mehr von einer "Hexenjagd" und brachte diese mit seinem "historischen Sieg" in Iowa in Verbindung.
Die Ergebnisse aus Iowa
Den Berechnungen des Senders CNN zufolge holte Trump mehr als 50 Prozent der Stimmen. DeSantis und
Der Ex-Präsident war als eindeutiger Favorit in das Rennen gegangen - sein Erfolg in Iowa an sich kam also nicht überraschend. Der 77-Jährige lag in Umfragen in Iowa, aber auch in anderen Bundesstaaten und auf nationaler Ebene in den vergangenen Wochen durchgehend mit großem Abstand vor Haley und DeSantis.
Haley war vor Monaten sehr schwach in den Wahlkampf gestartet, hatte sich in Umfragen aber nach und nach stetig nach oben gearbeitet. DeSantis wiederum hatte zu Beginn des Wahlkampfes noch als aussichtsreichster interner Konkurrent für Trump gegolten - für ihn ging es in Umfragen jedoch dramatisch bergab. Er dürfte angesichts des zweiten Platzes in Iowa aufatmen und reagierte mit Genugtuung auf sein Abschneiden. Haley wiederum gab sich kämpferisch und warnte davor, sie vorzeitig abzuschreiben.
Weiterer Rückenwind für Trump
In den USA bestimmt die Parteibasis ihre Kandidatin oder ihren Kandidaten für die Präsidentenwahl. Das Abstimmungsverfahren der Vorwahlen ist komplex und von Staat zu Staat unterschiedlich. Mit der republikanischen Vorwahl in Iowa wurde das Wahljahr offiziell eingeläutet.
In einem Bundesstaat nach dem anderen folgen in den kommenden Wochen und Monaten nun die weiteren Vorwahlen. Am 5. November steht schließlich die Präsidentenwahl an. Iowa hat zwar zahlenmäßig geringe Bedeutung für die Kandidatenkür. Doch wer in dem kleinen Bundesstaat im Mittleren Westen gut abschneidet, kann mit Rückenwind bei den künftigen Abstimmungen rechnen.
Und der ist für Trump gewaltig. Seine Getreuen feierten den Sieg des Ex-Präsidenten in Iowa als "unglaublich" und "historisch". Der prominente republikanische Senator, Lindsey Graham, schrieb auf der Plattform X (früher Twitter), die Vorwahlen seien nun praktisch "vorbei". Die Republikanerin Elise Stefanik aus der Fraktionsführung im US-Repräsentantenhaus rief die übrigen Bewerber auf, auszusteigen, damit sich die Partei hinter Trump versammeln könne. Auf X schrieb sie, die übrigen Anwärter hätten "keine Chance zu gewinnen".
Trump selbst verzichtete bei einem Auftritt vor Anhängern auf großes Triumph-Getöse und gab sich zeitweise präsidial. Er lobte etwa alle seine parteiinternen Mitstreiter als "gescheite" und "fähige" Leute. "Ich glaube wirklich, dass es jetzt an der Zeit ist, dass alle in unserem Land zusammenkommen", sagte er. "Es wäre so schön, wenn wir uns zusammentun könnten, um die Welt in Ordnung zu bringen."
Alle Augen richten sich nun auf New Hampshire, wo kommende Woche die zweite Vorwahl der Republikaner ansteht. In Umfragen schneidet Haley dort vergleichsweise stark ab und liegt deutlich näher an Trump. Die als etwas moderater geltende Republikanerin erinnerte an ihre Aufholjagd der vergangenen Monate und riet dazu, die Abstimmung in New Hampshire abzuwarten. Die Menschen im Land wollten keine Neuauflage des Rennens zwischen
Haley fordert Trump zu TV-Duell auf
Die US-Präsidentschaftsbewerberin Nikki Haley will nun nur am kommenden Fernsehduell der Republikaner teilnehmen, wenn Donald Trump es ebenfalls tut - den vergangenen Debatten war der ehemalige US-Präsident ferngeblieben. "Wir hatten in dieser Kampagne fünf großartige Debatten. Leider ist Donald Trump allen aus dem Weg gegangen", schrieb Haley bei X, vormals Twitter. "Die nächste Debatte, die ich führe, wird entweder mit Donald Trump oder mit Joe Biden stattfinden. Ich freue mich darauf."
Bei den ersten fünf Debatten hatte Trump argumentiert, dass er es wegen seiner hohen Umfragewerte nicht nötig habe, an den Diskussionsrunden teilzunehmen.
Vorwahl bei Schnee und Eiseskälte
Die Caucus-Treffen in Iowa fanden am Montagabend an ganz verschiedenen Orten bei extremer Kälte statt. Die Anhänger der Republikaner kamen trotz Temperaturen von minus 20 Grad und mehr in Kirchen oder Gemeindesälen zusammen, um für ihren Favoriten oder ihre Favoritin zu stimmen. Ein Wintersturm hatte den Wahlkampf in Iowa im Endspurt stark beeinträchtigt - etliche Veranstaltungen wurden deswegen in den vergangenen Tagen abgesagt.
Auf den Sturm folgte dann extreme Kälte, der Wetterdienst warnte vor "lebensgefährlichen" Bedingungen. Zwischenzeitlich hatte es Befürchtungen gegeben, dass das extreme Wetter Auswirkungen auf die Wahlbeteiligung und auf den Ausgang haben könnte. Doch dazu kam es nicht, und Trump triumphierte.
Daran ändern auch die vielen Skandale und juristischen Vorwürfe gegen den Ex-Präsidenten nichts. Trump ist zwar mitten im Wahlkampf mit vier strafrechtlichen Anklagen konfrontiert - unter anderem wegen seines Feldzuges gegen seine Niederlage bei der Präsidentenwahl 2020, der damals in der beispiellosen Attacke seiner Anhänger auf das US-Kapitol gipfelte.
All das tut der Beliebtheit des Republikaners in seiner Partei bislang aber keinen Abbruch. Trump hatte bei der Wahl 2020 gegen den Demokraten Joe Biden verloren. Seine Niederlage erkennt er aber bis heute nicht an, sondern verbreitet weiter Lügen, er sei damals durch Wahlbetrug um einen Sieg gebracht worden.
Bei den Demokraten will Biden im November für eine zweite Amtszeit antreten. Als Amtsinhaber hat der 81-Jährige bei den parteiinternen Vorwahlen keine ernstzunehmende Konkurrenz.
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