Große Ereignisse in der amerikanischen Geschichte hatten meist auch Verschwörungstheorien zur Folge, wie die Mondlandung oder der Anschlag auf das World Trade Center in New York. Auch um Donald Trumps Attentat ranken sich bereits erste Mythen.
Die Schüsse von Pennsylvania waren kaum verhallt, da tauchten im Internet bereits die ersten Verschwörungsmythen über das Attentat auf Donald Trump auf: US-Präsident Joe Biden habe den Anschlag angeordnet, behaupteten die einen. Der Mordversuch sei bloß inszeniert, um den republikanischen Präsidentschaftskandidaten zum Helden zu machen, erklärten andere. Beide politischen Lager in dem bis aufs Äußerte gespaltenen Land waren schnell mit Thesen unterwegs, dass die jeweils andere Seite ihre Hand im Spiel gehabt habe.
Immer wieder neue Trump-Attentäter
Auf der Plattform X zirkulierte ein Video in Nahaufnahme einer angeblich verdächtigen Besucherin der Wahlkampfveranstaltung mit einem "Biden"-Schild. In mehreren Sprachen wurde der konspirative Mythos in Umlauf gebracht. Vermutlich hielt die Frau aber nur das gleiche Pappschild wie viele Trump-Fans im Publikum: "
Doch auch Fakten können die Flut der Gerüchte im Internet nicht aufhalten. Zahlreiche Internetnutzer identifizierten den falschen Mann als Schützen und behaupteten zum Beispiel fälschlicherweise, ein italienischer YouTuber habe auf Trump geschossen. Auch das Video eines Mannes, der sich selbst in seinem Auto filmte und andeutete, er sei der Attentäter, wurde massenhaft verbreitet - obwohl viele US-Medien den Clip als schlechten Scherz entlarvt hatten.
Den Politikwissenschaftler Julien Giry verwundert die Massenhysterie nach dem Anschlag nicht. "Hätte es keine Verschwörungstheorien gegeben, wäre das eine Überraschung gewesen", sagt Giry. Die vielen Aufnahmen von Profis und Amateuren des Attentats böten umfangreiches Material, "um einen alternativen Diskurs zu schaffen".
So verleihe der versuchte Mord der Behauptung Glaubwürdigkeit, dass Trump "bedroht wird, dass er vielleicht gegen okkulte Kräfte, den Deep State, kämpft", urteilt der Experte für Verschwörungsmythen. Der "Deep State" ist eine unter rechtsextremen Verschwörern, insbesondere in der QAnon-Bewegung, weit verbreitete Vorstellung. Derzufolge gibt es einen geheimen Schattenstaat, der im Verborgenen die Strippen zugunsten bestimmter Gruppen zieht.
Auch die Demokraten sind nicht vor Verschwörungstheorien gefeit
Im Lager der Demokraten wiederum wurde seit Samstag die These populär, bei dem Anschlag handele es sich um eine Inszenierung. "Die Reaktion der zentristischen und demokratischen Kreise ist ziemlich unglaublich", sagt der Journalist Anthony Mansuy, ein Experte für die Verschwörungsszene in den Vereinigten Staaten.
Unter dem Hashtag #staged hätten sie sofort verkündet, das Attentat sei fingiert. Der für den Schutz des Ex-Präsidenten zuständige Secret Service habe den Vorfall inszeniert, das Blut in Trumps Gesicht sei nicht echt gewesen, propagierten prodemokratische Accounts. Das zeige, "dass niemand immun gegen die Hirngespinste von Verschwörungstheorien ist", sagt Mansuy.
"In beiden politischen Lagern der USA ist ein verstärkter Hang zu Verschwörungstheorien zu beobachten", sagte Imran Ahmed, Leiter des Zentrums gegen Online-Hass, der Zeitung "Washington Post". "Verschwörungstheorien liefern einfache Erklärungen und einen Grund, sich nicht mit der Realität auseinandersetzen zu müssen."
Die Schüsse auf Trump wecken Erinnerungen an die Ermordung von John F. Kennedy 1963. Auch mehr als 60 Jahre danach seien 70 bis 80 Prozent der Menschen in den USA davon überzeugt, dass der US-Präsident einer Verschwörung zum Opfer gefallen sei, sagt Politologe Giry. © AFP
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