Tagelang war unklar, weshalb sich US-Verteidigungsminister Lloyd Austin im Krankenhaus befindet. Nun macht der 70-Jährige seine Diagnose öffentlich.
Nach tagelangem Rätselraten um seinen Gesundheitszustand hat US-Verteidigungsminister Lloyd Austin eine Prostatakrebserkrankung öffentlich gemacht. Die Erkrankung sei früh erkannt worden und die Prognose für eine Heilung "exzellent", teilte die zuständige Klinik nahe der Hauptstadt Washington am Dienstag mit. Wegen Komplikationen nach einem Eingriff Ende Dezember muss der 70-Jährige seit Beginn des Jahres im Krankenhaus behandelt werden.
Der Krankenhausaufenthalt hatte für Aufregung gesorgt, weil das Ministerium ihn zunächst nicht öffentlich gemacht hatte. Auch US-Präsident
Austin hatte sich am Samstagabend für die Informationspolitik entschuldigt. In den USA kam die Frage auf, wer inmitten internationaler Krisen wie dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine und der angespannten Lage im Nahen Osten im Pentagon eigentlich die Befehlsgewalt habe, wenn der Verteidigungsminister ausfalle. Das Pentagon war deshalb heftig in die Kritik geraten. Es machte in den vergangenen Tagen keine Angaben dazu, warum Austin im Krankenhaus behandelt wurde und äußerte sich eher kryptisch.
Nun hieß es in einer detaillierten Mitteilung des Militärkrankenhauses Walter Reed in Bethesda, dass bei Austin Anfang Dezember Prostatakrebs festgestellt worden sei. Kurz vor Weihnachten habe sich der Pentagon-Chef einem minimal-invasiven chirurgischen Eingriff unterzogen. Der Minister "erholte sich problemlos von der Operation und kehrte am nächsten Morgen nach Hause zurück", hieß es in einer Mitteilung des Militärkrankenhauses.
Komplikationen nach Eingriff
Am Neujahrstag sei der Verteidigungsminister dann wegen Komplikationen ins Krankenhaus eingeliefert worden, unter anderem mit Übelkeit sowie starken Bauch-, Hüft- und Beinschmerzen. Bei einer ersten Untersuchung sei eine Harnwegsinfektion festgestellt worden. Am 2. Januar sei er auf die Intensivstation verlegt worden. Flüssigkeitsansammlungen im Bauchraum sorgten der Klinik zufolge für Probleme.
Mittlerweile sei die Infektion abgeklungen. Austin mache Fortschritte und es sei "eine vollständige Genesung" zu erwarten, dies könne aber ein langer Prozess sein. "Während dieses Aufenthalts hat Minister Austin nie das Bewusstsein verloren und wurde nie einer Vollnarkose unterzogen", so das Krankenhaus.
Biden wusste rund einen Monat nicht Bescheid
Das Weiße Haus erklärte am Dienstag, Biden sei "heute Morgen vom Stabschef informiert" worden. Das Versäumnis sei "nicht optimal", sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby. "Das ist nicht die Art und Weise, wie das passieren sollte (...). Wir wollen sicherstellen, dass so etwas nicht noch einmal vorkommt", betonte er.
Wenn die Diagnose bereits Anfang Dezember gestellt und Austin am 22. Dezember operiert worden war, das Weiße Haus jedoch erst am 4. Januar vom Krankenhausaufenthalt des Verteidigungsministers erfahren habe - bedeutet dies, dass Joe Biden rund einen Monat nichts von der Prostata-Erkrankung seines Verteidigungsministers gewusst habe. In diesem Zeitraum extremer Konflikte im Nahen Osten und in der Ukraine hatte Biden eine Reihe von Militäraktionen angeordnet.
Austin ist seit Beginn von Bidens Amtszeit Anfang 2021 Mitglied in dessen Kabinett. Er ist der erste Schwarze an der Spitze des Pentagons. Den ehemaligen Vier-Sterne-General war bis 2016 Kommandeur der im Nahen Osten stationierten US-Streitkräfte. Auf diesem Posten war er verantwortlich für die US-Einsätze im Irak, in Syrien und in Afghanistan. Zu Beginn seiner mehr als 40-jährigen Karriere im US-Militär war Austin auch in Deutschland stationiert. (dpa/cgo)
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