Die mutmaßlichen Angriffe auf zwei Tanker im Golf von Oman haben die Spannungen zwischen den USA und dem Iran noch einmal verschärft. Nach Meinung internationaler Medien ist die Lage gefährlich wie lange nicht.
Die "Front Altair" geriet nach Explosionen in Brand, auch auf der "Kokuka Courageous" gab es zwei Detonationen: Nach den mutmaßlichen Attacken auf zwei Tanker im Golf von Oman ist die Situation im Nahen Osten gelinde gesagt angespannt.
Die USA und Großbritannien machen den Iran für die Vorfälle verantwortlich. Der wiederum weißt die Anschuldigungen in scharfem Ton zurück. Die Angst vor einer militärischen Eskalation zwischen Washington und Teheran wächst, wie auch die Kommentare internationaler Medien zeigen.
Pressestimmen zum Konflikt zwischen USA und Iran
"Süddeutsche Zeitung" (Deutschland): "Enormes Eskalationspotential"
"Krisen wie jene, die sich derzeit zwischen Washington und Teheran entfaltet, bergen enormes Eskalationspotenzial. Beobachter befürchten, dass durch die Drohungen und Provokationen auf beiden Seiten die Hardliner gestärkt werden. Dann könnte ein kleiner Zwischenfall reichen, damit die Lage außer Kontrolle gerät.
Das muss nicht so kommen. Aber das Vertrauen, dass ausgerechnet Trump dann ruhig und überlegt reagiert, ist in Washington nicht sehr groß."
"Neue Zürcher Zeitung" (Schweiz): "Kriegsgefahr akut wie lange nicht"
"Natürlich kann weder den USA noch Iran an einem Krieg gelegen sein, dennoch ist die Gefahr zurzeit so akut wie schon lange nicht mehr. In der gegenwärtigen Situation könnte tatsächlich schon ein weiterer kleiner Vorfall ausreichen, um die Zündschnur zu entflammen und die gesamte Region in die Katastrophe zu stürzen."
"Independent" (Großbritannien): "Kein leichter Weg zur Entspannung"
"In einer Region, wo man bestenfalls einen flüchtigen Blick auf die Wahrheit bekommt, können sich Mythen, Legenden und Verschwörungen als ebenso mächtig erweisen wie Tatsachen.
Wenn die Amerikaner und die mit ihnen verbündeten Vereinigten Arabischen Emirate und Saudi-Arabien glauben, dass die Iraner das getan haben, reicht ihnen das aus, um ihre Aggression gegen den Iran anzukurbeln. An diesem Punkt ist kein leichter Weg zur Entspannung zwischen Washington und Teheran erkennbar."
"Der Standard" (Österreich): "Neuer Golfkrieg wäre ein Wahnsinn"
"Wer sich an Maßstäbe der politischen Vernunft hält, wird sich einen Kriegsausbruch am Persischen Golf nur schwer vorstellen können. (...) Einer der Profiteure (...) wäre der in den vergangenen fünf Jahren mühsam niedergerungene "Islamische Staat", der soeben wieder bedrohliche Lebenszeichen sendet. Die Destabilisierung des Irak, wo Iran-Gegner und -Verbündete nebeneinander in Parlament und Regierung sitzen, wäre kaum zu vermeiden. Und das ist nur der Anfang einer langen Liste von Gründen dafür, warum ein neuer Golfkrieg ein Wahnsinn wäre."
"Corriere della Sera" (Italien): "Gefürchtete Stunde wird kommen"
"Die geopolitische Partie am Persischen Golf ist noch explosiver und auch noch mysteriöser geworden. (US-Präsident Donald) Trump scheint mit dem Iran das wiederholen zu wollen, was ihm mit Nordkorea bislang nicht gelungen ist: Ich stranguliere dich mit Sanktionen und du musst mit mir verhandeln.
In einem Gewirr von Interessen, das das Öl und damit die ganze Welt betrifft, wird die Wahrheit darüber, wer (den Angriff auf zwei Öltanker) provoziert hat, gezwungenermaßen an die Oberfläche kommen müssen. Und so wird die am meisten gefürchtete Stunde kommen, die der Konsequenzen."
"La République des Pyrénéés" (Frankreich): "Geopolitische Situation ist explosiv"
"Wenn bald ein Krieg ausbricht, wird er das Ergebnis einer Provokation im Persischen Golf sein, wo der größte Teil des Weltölhandels stattfindet. 2.400 Tanker passieren diese Meerenge. Es reicht ein Blick auf die Karte, um zu sehen, wie explosiv diese geografische Situation ist, mit der die erklärten Feinde Saudi-Arabien und Iran konfrontiert sind." (mcf/dpa)
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.