Immer mehr Details zu verhindertem Anschlag in Wien kommen ans Licht: Ein deutscher Komplize von Lorenz K. wurde in Neuss festgenommen. Ein weiterer Mitwisser wurde jetzt ermittelt: Es soll sich um einen 12-Jährigen handeln.
Er beherrscht die Medien seit vergangener Woche: Lorenz K., 18 Jahre, aufgewachsen in Niederösterreich, IS-Anhänger und Terrorist mit konkreten Anschlagsplänen für Wien. Am 20. Januar wurde der 17 Jahre alte Junge in der Nähe seiner Wohnung im 10. Wiener Gemeindebezirk, in Favoriten, von Beamten der Spezialeinheit Cobra festgenommen.
Einige Tage nach der Festnahme werden nach und nach pikante Details bekannt. In Neuss wurde am Wochenende ein Komplize des Niederösterreichers verhaftet. Dort hatte sich Lorenz K. bereits vergangenes Jahr aufgehalten. Frank Scheulen, LKA Nordrhein-Westfalen: "Es wurden keine Sprengstoffe gefunden, aber Speichermedien, die gerade ausgewertet werden." Ein weiterer mutmaßlicher Mitwisser wurde bereits vernommen - der dritte Komplize soll erst 12 Jahre alt sein.
Strafunmündige Täter
Auch für die Ermittler eine Herausforderung, wie Konrad Kogler, Generaldirektor für öffentliche Sicherheit in der ORF-Sendung "Thema" zugibt. "Was für uns neu ist, ist dass es sich um eine Person handelt, die strafunmündig ist. Wir reden von einem Alter unter 14. Man könnte sagen es sind Kinder am Sprung zu Jugendlichen."
Momentan ist es Gegenstand der Ermittlung herauszufinden, inwieweit dieser Bursche in die Pläne involviert war. "Wir haben die notwendigen Sicherungsmaßnahmen getroffen und diese Person einvernommen", so Kogler. Da der Bub erst 12 Jahre alt ist, darf er nicht in Gewahrsam genommen werden. Er befindet sich in einer eigenen Unterbringung, die in engem Kontakt mit der Polizei steht.
Enge Zusammenarbeit mit internationalen Geheimdiensten
Möglich wurden die Festnahmen und das Aufdecken der Terrorzelle durch eine enge Zusammenarbeit zwischen den österreichischen und ausländischen Behörden sowie Geheimdiensten. "Wir stehen in engem Kontakt mit ausländischen Sicherheitsbehörden. So haben wir es geschafft die Person zu identifizieren und herauszufinden in welchem Milieu sie sich bewegt", sagt Kogler.
Die Spur nach Deutschland lieferten die Fundstücke, die die Beamten bei der Wohnungsdurchsuchung am Freitag entdeckten. Lorenz K. und sein deutscher Komplize sollen versucht haben, Sprengstoff herzustellen. Ob das gelungen sei, wollen die Ermittler nicht sagen. Anschlagsziele sollen jedenfalls die U-Bahn in Wien sowie Polizisten und Soldaten in Deutschland gewesen sein.
Lorenz K. war bereits im Gefängnis
Doch wie konnte es überhaupt so weit kommen? Wann und wo wurde Lorenz K. zum Terroristen? Nach dem Abschluss der Medienmittelschule habe der Bursche keine Arbeit gefunden. Er zog 2014 von Niederösterreich nach Wien.
Im Oktober 2014 stand Lorenz K. in Wiener Neustadt dann vor Gericht: wegen gefährlicher Drohung, Körperverletzung und anderen Delikten. Er wurde zu 29 Monaten verurteilt, aber bereits im August 2015 vorzeitig aus der Haft entlassen. Möglich ist, dass er in der Haftzeit radikalisiert worden ist. Beweise gibt es dafür keine.
Thomas Schmidinger, Dschihadismus-Experte: "Es gibt wenige Personen, die sich alleine radikalisieren. Meistens gibt es einen persönlichen Kontakt, wenn auch nicht in einer organisatorischen Struktur. Es braucht aber mehr, als sich Videos im Internet anzusehen."
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