Luke Hoß ist 23 Jahre alt und der jüngste Abgeordnete im neuen Bundestag. Im Interview erklärt der Linken-Politiker, warum er einen Großteil seines Gehalts spenden will.

Ein Interview

Am Montagabend nach der Wahl sitzt Luke Hoß schon in einem Gebäude des Bundestags in Berlin. Für die Linke ist der Jura-Student in den Bundestag eingezogen: Er wird mit 23 Jahren das jüngste Mitglied im neuen Parlament sein. Und er will einiges anders machen als die meisten seiner Kollegen.

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Herr Hoß, wie ist Ihr erster Tag als gewählter Bundestagsabgeordneter verlaufen?

Luke Hoß: Ich bin am Montagmorgen in Passau noch entspannt mit meinem Hund rausgegangen und bin danach voller Vorfreude nach Berlin losgefahren. Am Dienstag stehen die ersten offiziellen Bundestagstermine an.

Die Linke hat gut abgeschnitten, wirkte aber vor wenigen Monaten noch abgeschrieben. Wann haben Sie geahnt, dass auch Sie persönlich tatsächlich in den Bundestag einziehen?

Ich hatte das vorher schon ein bisschen im Gefühl, aber die Umfragen in Bayern haben zuletzt nicht mit dem Bundestrend mitgezogen. Ich wusste, dass die Linke in Bayern ungefähr 3,2 Prozent erreichen muss, damit ich ein Mandat bekomme. Vorher war unsicher, ob das klappt. Tatsächlich haben wir in Bayern dann sogar 5,7 Prozent bekommen. Ich freue mich total auf die Zeit, und ich bin vor allem den Wählerinnen und Wählern und den Aktiven meiner Partei sehr dankbar.

Sie sind der jüngste Abgeordnete des neuen Bundestags. Ist man mit 23 nicht noch zu jung für die Politik?

Nein, warum denn? Der Bundestag sollte die gesamte Gesellschaft repräsentieren – und da gehören auch junge Leute dazu.

Was bringen Sie mit?

Ich bin in meinem Jura-Studium schon recht weit fortgeschritten und bringe juristische Kompetenzen mit. Aber auch meine persönliche Geschichte. Ich bin bei meiner alleinerziehenden Mutter aufgewachsen und wir haben in Armut gelebt. Ich weiß also, wie es vielen Menschen in Deutschland geht – gerade Familien mit Alleinerziehenden – die von der Politik seit Jahren nicht gesehen werden. Diese Perspektive will ich einbringen, da will ich was bewegen im Bundestag.

"Ich glaube, dass abgehobene Gehälter zu abgehobener Politik führen können."

Luke Hoß

Sie haben auf Ihrer Webseite angekündigt: Wenn Sie in den Bundestag gewählt werden, wollen Sie Ihr Gehalt auf 2.500 Euro begrenzen. Den Rest von den mehr als 11.000 Euro pro Monat, die Ihnen zustehen, wollen Sie an Ihre Partei, soziale Initiativen und Menschen in Notlagen spenden. Warum?

Ich glaube, dass abgehobene Gehälter zu abgehobener Politik führen können. Auch Bundestagsabgeordnete sollten spüren, ob die Butter oder die Miete schon wieder teurer geworden ist. In meinem Wahlkreis in Passau bieten wir eine Rat- und Hilfesprechstunde an, bei der wir Menschen bei ihren konkreten Problemen unterstützen. Wenn die Waschmaschine kaputt ist, bekommen Menschen oft keine staatliche Unterstützung. Die Wäsche muss aber trotzdem gewaschen werden. In solchen Fällen zum Beispiel möchte ich unbürokratische Unterstützung anbieten.

An den Umfragen des Meinungsforschungsinstituts Civey kann jeder teilnehmen. In das Ergebnis fließen jedoch nur die Antworten registrierter und verifizierter Nutzer ein. Diese müssen persönliche Daten wie Alter, Wohnort und Geschlecht angeben. Civey nutzt diese Angaben, um eine Stimme gemäß dem Vorkommen der sozioökonomischen Faktoren in der Gesamtbevölkerung zu gewichten. Umfragen des Unternehmens sind deshalb repräsentativ. Mehr Informationen zur Methode finden Sie hier, mehr zum Datenschutz hier.

Die Linken wollen verändern, aber nicht regieren. Machen Sie es sich damit nicht zu einfach? Parteien sollten doch bereit sein, Verantwortung zu übernehmen.

Was wir sagen, ist: Alle wollen regieren – wir wollen verändern. Wir schielen nicht zuerst auf Regierungsposten, sondern uns geht es darum, dass wir wirklich was verändern. Wie wir diese Veränderungen anstoßen, ist zweitrangig.

Über den Gesprächspartner

  • Luke Hoß kam 2001 in Bad Cannstatt zur Welt. 2021 begann er sein Jura-Studium in Passau. Seit 2023 ist er Mitglied der Partei "Die Linke" und seit 2024 deren Kreisvorsitzender in Passau. Bei der Bundestagswahl wurde er über die bayerische Landesliste der Linken ins Parlament gewählt.