- Parteipräsidium und -vorstand sowie die Junge Union stehen bei der Suche nach dem Kanzlerkandidaten der Union zu Parteichef Armin Laschet.
- Umfragen hatten allerdings zuletzt CSU-Chef Söder deutlich bessere Werte beschert als Laschet.
- Das sieht auch die Berliner und Thüringer CDU so: Sie sprechen sich - wie diverse CSU-Spitzenpolitiker - für Söder als Kandidat der Union aus.
Bei der Suche nach dem Kanzlerkandidaten der Union für die kommende Bundestagswahl zeichnet sich immer deutlicher ab: Die CDU-Führung bekennt sich zu ihrem Chef
Und Laschet selbst: hat sich, wenig überraschend, sehr über die breite Unterstützung gefreut, wie er am Montagnachmittag erklärte. Dass er sich die Rolle als Kanzlerkandidat selbst zutraut, zeigte er dann mit kämpferischen Aussagen während der Pressekonferenz im Berliner Konrad-Adenauer-Haus. Der AfD wolle er "den Kampf erklären", sie schädige mit ihrem europafeindlichen Programm die deutsche Gesellschaft. Dazu stehe der weitere Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus sowie, mit Blick in die Zukunft, der Wiederaufbau der deutschen Wirtschaft nach Eindämmung der Pandemie im Fokus.
Kanzlerkandidatur: Laschet will mit Söder sprechen
Mit CSU-Chef
Das CDU-Präsidium hatte Laschet zuvor ohne Ausnahme unterstützt, sagte Hessens Ministerpräsident Volker
Bouffier ergänzte mit Blick auf Laschet, das Präsidium habe deutlich gemacht, "dass wir ihn für außergewöhnlich geeignet halten und ihn gebeten, mit Markus Söder jetzt gemeinsam den weiteren Weg zu besprechen, wie wir das machen". Die Herausforderung sei so groß, "dass wir die nur gemeinsam stemmen können", sagte er und nannte die Bewältigung der Pandemie und die Lage in Europa. "Wir glauben, dass die Union das am besten kann. Aber das kann sie nur dann, wenn CDU und CSU ganz eng beieinander sind und wir das in einem wirklich guten Prozess miteinander dann auch zu Ende bringen."
Parteigranden loben Laschet
Der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Reiner Haseloff, mahnte nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur in der Sitzung ein zügiges und dann einvernehmliches Ergebnis der Debatte an. Sein saarländischer Amtskollege Tobias Hans ergänzte, es sei "doch klar", dass das CDU-Präsidium hinter Laschet steht. Und weiter: "Die Tatsache, dass es zwei hoch erfolgreiche, an der Basis hoch angesehene Parteivorsitzende und Ministerpräsidenten gibt, die zur Verfügung stehen, die Geschicke der Bundesrepublik in die Hand zu nehmen, ist doch eine Chance."
Lobend über den eigenen Parteivorsitzenden äußerte sich außerdem Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner. Laschet regiere als Ministerpräsident in Nordrhein-Westfalen das größte Bundesland. Er habe sehr integrierende Fähigkeiten. "Das halte ich für sehr wichtig." Laschet habe "wichtige Erfahrungen im Bundestag, Europa und auch als Ministerpräsident gesammelt", sagte Brandenburgs CDU-Landesvorsitzender Michael Stübgen. "Es ist gut, dass er als Vorsitzender der CDU bereit ist, auch als Kanzlerkandidat Verantwortung zu übernehmen, und ich unterstütze ihn dabei."
Auch der Parteinachwuchs steht zu Laschet. Der Vorsitzende der Jungen Union (JU), Tilman Kuban, sagte nach Informationen aus Teilnehmerkreisen in den Online-Beratungen des CDU-Vorstands am Montag: "Wir sollten heute Armin Laschet ein starkes Verhandlungsmandat geben und geschlossen sein." Es brauche jetzt eine schnelle Entscheidung mit der CSU über die Kanzlerkandidatur.
In Umfragen liegt Söder vor Laschet
Aus weiteren Teilnehmerkreisen der Präsidiumssitzung war zu hören, es hätten sich fast alle Mitglieder zu Wort gemeldet. Mehrere Teilnehmer hätten klargemacht, dass die aktuellen Umfragen nicht die Entscheidung über die Kandidatenfrage bestimmen sollten. Dieser Hinweis ist insofern wichtig, als die letzten Umfragen Söder deutlich vor Laschet gesehen haben.
In einer Befragung des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur wünschten sich 41 Prozent, dass der bayerische Ministerpräsident die Union in den Bundestagswahlkampf führt, nur 14 Prozent sprachen sich für Laschet aus. 45 Prozent machten keine Angaben. Unter den Wählern der Union liegt Söder mit 63 zu zwölf Prozent noch deutlicher vorne.
Auch in Laschets Partei ist diese Meinung vernehmbar. Die Berliner CDU etwa stellt sich hinter Söder als Kanzlerkandidat der Union. Das Präsidium der Hauptstadt-CDU habe sich einhellig für eine Kandidatur des bayerischen Ministerpräsidenten ausgesprochen, teilte der CDU-Landesvorsitzende Kai Wegner am Montag mit. "Markus Söder ist der zupackende, erfolgreiche Krisenmanager, der Deutschland aus der Pandemie führen und das Land zukunftsfest machen kann", erklärte Wegner. Zwar hätten beide Politiker das Zeug zum Bundeskanzler, man sei aber überzeugt, "dass die Menschen noch stärker Markus Söder zutrauen, Deutschland gut zu führen".
Natürlich ist der Berliner Landesverband nicht der stärkste geschweige denn einflussreichste innerhalb der CDU, eine derart klare Positionierung gegen ihn dürfte Laschet dennoch zumindest mit Sorge sehen. Und die Probleme gehen weiter, denn auch der thüringische CDU-Landesverband räumt Söder bessere Chancen bei der Wahl ein als Laschet.
Ähnlich klingt das bei der CDU in Mecklenburg-Vorpommern. "Für uns steht die Frage im Mittelpunkt, wer in der Lage ist, am ehesten die Bundestagswahl zu gewinnen. Das ist der, der den größten Rückhalt bei den Wählern hat. Und laut Umfragen ist das derzeit Markus Söder", sagte CDU-Landesgeneralsekretär Wolfgang Waldmüller in Schwerin. Für Laschet düfte eine Menge Überzeugungssarbeit bei den ostdeutschen Landesverbänden seiner Partei anstehen.
Eher eine Randnotiz ist im Vergleich dazu die Meinung des CDU-Ortsvereins Düsseldorf-Lierenfeld. Der will nämlich ebenfalls nicht den eigenen Landesvater als Kanzlerkandidaten sehen. "Söder hat Charisma", sagte der Ortsvereinsvorsitzende Christian Rütz am Montag der Deutschen Presse-Agentur in Düsseldorf. "Die Bevölkerung traut ihm Krisenbewältigung zu", urteilte der Jurist, der auch CDU-Ratsherr in der Landeshauptstadt ist. Deshalb sei das Votum des Vorstands in dem 30 Mitglieder kleinen CDU-Ortsverband im Düsseldorfer Arbeiterviertel Lierenfeld einstimmig für den bayerischen Ministerpräsidenten ausgefallen.
Doch selbst wenn diese Wortmeldung wenig ins Gewicht fallen dürfte, bleibt Klärungsbedarf in der Union. Denn ebenso wie die CDU in der Frage nach der Kanzlerkandidatur großteils hinter ihrem Parteichef steht, steht die CSU hinter Söder. Parteivize Manfred Weber sowie Bayerns Finanzminister Albert Füracker und Landtagsfraktionschef Thomas Kreuzer haben sich bereits für Söder ausgesprochen. Die CSU-Landtagsfraktion bringt bereits eine Mitgliederbefragung in der Kandidatenfrage ins Gespräch. (dpa/mkoh)
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.