• In Wahlkämpfen wird viel über Zukunft gesprochen - die gehört bekanntlich der Jugend.
  • Eine Umfrage zeigt nun aber: Jugendliche und junge Erwachsene fühlten sich im Bundestagswahlkampf kaum angesprochen.

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Politiker und Parteien haben im Bundestagswahlkampf einer Studie zufolge an Teenagern und jungen Erwachsenen weitgehend vorbeigeredet. 72 Prozent der 14- bis 24-Jährigen fühlten sich von deren Kommunikation im Wahlkampf "gar nicht" oder "eher nicht" angesprochen, wie eine repräsentative Umfrage von Infratest dimap im Auftrag der Vodafone Stiftung ergab, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Nur jeder Fünfte stimmte der Aussage zu, dass die Anliegen und Interessen junger Menschen im Wahlkampf ausreichend berücksichtigt würden, die Mehrheit (75 Prozent) sah das nicht so. 92 Prozent der Wahlberechtigten unter den Befragten äußerten zwar die Absicht, wählen zu gehen, aber nur 42 Prozent fühlten sich durch die Kommunikation im Wahlkampf dazu motiviert.

Befragt wurden mehr als 2000 14- bis 24-Jährige in den letzten drei Wochen vor der Wahl. Grundsätzlich zeigte die Altersgruppe ein großes Interesse an der Bundestagswahl. 85 Prozent sagten, es interessiere sie, wie die Wahl ausgehe. Mehr als jeder Zweite (53 Prozent) gab an, sich regelmäßig über die Parteien und Politiker im Wahlkampf zu informieren. Die Mehrheit (58 Prozent) war aber nicht der Meinung, dass sich die meisten Politiker, Politikerinnen und Parteien Mühe geben, junge Menschen für sich zugewinnen. 38 Prozent waren doch der Auffassung.

Bundestagswahlkampf 2021: Falsche Themen im Fokus?

Eine Lücke klafft zwischen den Themen, die jungen Leuten wichtig sind, und denen, die ihrer Ansicht nach im Wahlkampf eine große Rolle spielten. Die Befragten konnten aus zwölf Themengebieten maximal drei auswählen, die ihnen selbst besonders wichtig sind, und drei, die ihrer Meinung nach im Wahlkampf im Vordergrund stehen.

Bis auf das Thema Umwelt- und Klimaschutz, das jungen Menschen am wichtigsten ist und das ihrer Ansicht nach auch im Wahlkampf einen hohen Stellenwert hatte, gibt es große Unterschiede.

43 Prozent nannten Bildung als besonders wichtiges Thema, aber nur 11 Prozent waren der Meinung, Bildung stehe im Wahlkampf im Vordergrund. Für 30 Prozent sind Gesundheit und Digitalisierung wichtige Themen, deutlich weniger hatten den Eindruck (14 und 19 Prozent), dass diese Themen im Wahlkampf eine wichtige Rolle spielten. Nicht so wichtig sind jungen Leuten Steuern, Finanzen (22 Prozent) und Wirtschaft (17). Jeder Dritte war aber der Meinung, dass diese Themen im Wahlkampf im Vordergrund stünden.

Forderung nach Absenkung des Wahlalters

Die Mehrheit (60 Prozent) machte sich mit Blick auf den Wahlkampf keine großen Hoffnungen, dass sich die nächste Regierung mehr um die Belange junger Menschen kümmern wird. Teenager und junge Erwachsene wünschen sich vor allem mehr junge Politiker, damit ihre Interessen besser berücksichtigt werden. 54 Prozent der Befragten sprachen sich dafür aus. Jeder Dritte wäre für eine Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre.

Immerhin, der neue Bundestag ist jünger geworden: Das Durchschnittsalter liegt jetzt bei 47,3 Jahren. Nach der Bundestagswahl 2017 lag es bei 49,4 Jahren. Jeder vierte Abgeordnete ist jetzt unter 40 Jahre alt (26,2 Prozent). Nach der Wahl 2017 war es nicht mal jeder Fünfte (17,9 Prozent). (dpa/lag)

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