- Der Wahl-O-Mat ist eine Online-Wahlentscheidungshilfe der Bundeszentrale für politische Bildung.
- Vor der Bundestagswahl können User 38 Thesen beantworten, die Antworten werden dann mit den Standpunkten der Partei verglichen.
- Die Ergebnisse sind allerdings manchmal überraschend, hin und wieder werden die politischen Präferenzen der User auch gar nicht getroffen. Wir beantworten, warum das so ist.
Wer schon mal den Wahl-O-Mat benutzt hat, kennt das Gefühl vielleicht. Man hat im Kopf, welche Partei man wählen möchte, doch der Wahl-O-Mat spuckt überraschenderweise völlig andere Parteien aus. Woran kann es liegen, dass der Wahl-O-Mat in manchen Fällen nicht die politischen Präferenzen der Userinnen und User exakt abzubilden scheint? Wie funktioniert der Wahl-O-Mat überhaupt? Und welche Alternativen gibt es? Hier finden Sie Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um den Wahl-O-Mat:
Wer erstellt den Wahl-O-Mat?
Der Wahl-O-Mat wurde im Vorfeld der Bundestagswahl 2002 erstmals online genommen, betrieben wird das Online-Angebot zur Wahlentscheidungshilfe von der Bundeszentrale für politische Bildung. Den Wahl-O-Mat gibt es nicht nur vor Bundestagswahlen, sondern auch vor Landtags- und Europawahlen. Vor der Bundestagswahl 2017 wurde der Wahl-O-Mat fast 16 Millionen Mal aufgerufen, in diesem Jahr könnten es noch mehr Klicks werden.
Wie kommen die Inhalte des Wahl-O-Mats zustande?
Der Wahl-O-Mat ist ein Angebot vor allem für junge Wählerinnen und Wähler und von ihnen wird er auch maßgeblich erstellt. Wahlberechtigte im Alter bis zu 26 Jahren können sich bei der Bundeszentrale für politische Bildung bewerben, diese stellt aus den Bewerbern ein 19-köpfiges Redaktionsteam zusammen.
Mit der Unterstützung eines Expertenteams aus den Bereichen Wissenschaft, Bildung und Journalismus wertet die Redaktion in einem Workshop die Partei- und Wahlprogramme der einzelnen Parteien aus und erstellt 80 Thesen. Diese Thesen werden daraufhin den Parteien vorgelegt und von Parteivertretern beantwortet.
Danach trifft sich die Redaktion wieder und kürzt die Thesen auf die finalen 38 ein, die dann im Wahl-O-Mat beantwortet werden können. Bei der finalen Auswahl werden vor allem Thesen bevorzugt, die kontrovers beantwortet wurden, da diese die Unterschiede zwischen den Parteien besonders gut verdeutlichen.
Von den 40 Parteien, die in diesem Jahr über eine Landesliste zur Bundestagswahl zugelassen sind, beantworteten 39 die Thesen des Redaktionsteams. Lediglich die Gartenpartei schickte keine Antworten.
Wie errechnet sich das Ergebnis?
Der Wahl-O-Mat verwendet ein Punktesystem. Stimmt die Antwort eines Users auf eine These mit der Position einer Partei überein, vergibt der Wahl-O-Mat zwei Punkte. Gibt es keine Übereinstimmung, gibt es natürlich auch keine Punkte.
Vergibt die Nutzerin oder Nutzer ein "Ich stimme zu" oder "Ich stimme nicht zu" und die Partei hat zu dieser mit These "neutral" geantwortet, gibt es einen Punkt, wegen der Annäherung an die Position. Was sich natürlich im Endergebnis trotz nicht klarer Meinung zu einigen Punkten summieren kann. Wird eine These übersprungen, gibt es überhaupt keine Punkte.
Nach der Befragung gibt es noch die Möglichkeit, Thesen zu gewichten. Diese fließen dann mit der doppelten Punktzahl in die Wertung ein. Der Wahl-O-Mat zeigt am Ende an, zu wie viel Prozent die gegebenen Antworten mit den Positionen der Parteien übereinstimmen.
Wie aussagekräftig ist das Ergebnis?
Der Bundeszentrale für politische Bildung sagt, dass 93 Prozent der Personen, die vor der Nutzung des Wahl-O-Mats eine klare politische Haltung hatten, das dazu passende Ergebnis erhalten.
Wieso passen die Ergebnisse manchmal nicht zu den eigenen politischen Präferenzen?
Dafür kann es mehrere Gründe geben. Wer stark auf eine Partei fokussiert ist, kann zum Beispiel davon überrascht werden, dass eine eher unbekannte, kleinere Partei eine noch höhere Übereinstimmung mit den eigenen Antworten erzielt, als die eigentlich präferierte Partei.
Wenn Wahl-O-Mat-Nutzerinnen und -nutzer die Partei- und Wahlprogramme nicht im Detail kennen und zum Beispiel die Grünen wegen ihrer Klimapolitik wählen wollen, kann es zu Abweichungen kommen, weil die Partei beispielsweise in Fragen der Rentenpolitik andere Standpunkte vertritt als erwartet.
Ähnlich ist es bei Wahl-O-Mat-Nutzern, deren Wahlentscheidung stark auf eine Politikerin oder einen Politiker bezogen ist, deren Ansichten sich vielleicht aber in einigen Punkten von denen der Partei unterscheiden. Außerdem kann es natürlich auch sein, dass ein politisches Thema, das einen Wahl-O-Mat-Nutzer sehr beschäftigt und vielleicht ausschlaggebend in der persönlichen Wahlentscheidung ist, in den Thesen nicht berücksichtigt wurde.
Was muss ich bei der Einordnung des Ergebnisses bedenken?
Der Wahl-O-Mat gibt keine Wahlempfehlung ab, er hilft lediglich dabei, sich vor der Wahl über die Parteien und deren Standpunkte zu informieren. Auch wenn der Wahl-O-Mat bei der großen Mehrheit seiner Nutzerschaft Ergebnisse liefert, die zu deren politischen Präferenzen passen, gibt es Stolpersteine, die das Ergebnis verfälschen können.
Wenn etwa zu viele Thesen mit "neutral" beantwortet oder gleich übersprungen wurden, fällt es dem Wahl-O-Mat schwer, auf ein aussagekräftiges Ergebnis zu kommen. Wichtig zu wissen ist hierbei auch, dass es einen Unterschied macht, ob man mit "neutral" antwortet, oder die These überspringt. Denn wie bereits erwähnt, gibt es bei neutralen Antworten auch einen Punkt für eine Annäherung an eine Position, was das Ergebnis beeinflussen kann, während beim Überspringen einer These keine Punkte vergeben werden.
Welche Alternativen zum Wahl-O-Mat gibt es?
Es gibt weitere Online-Angebote wie "deinwal.de", "klimawahlcheck.org", "voteswiper.org", "wahl-kompass.de" und "wahltest.de". Alle diese Angebote können dazu beitragen, sich im Vorfeld der Bundestagswahl über die Parteien und ihre Standpunkte zu informieren.
Verwendete Quellen:
- Bpb.de: Häufig gestellte Fragen zum Wahl-O-Mat
- sueddeutsche.de: Wahl-O-Wie?
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