Der Sieg der Union bei der Europawahl ist ein Riesenerfolg für CDU-Chef Friedrich Merz. Er ist der Kanzlerkandidatur damit ein Stück näher gekommen. Doch die Landtagswahlen im Osten könnten die Stimmung nochmal drehen.
"Wir sind mit dieser Europawahl wieder zurück, und zwar mit großem Abstand auf Platz eins unter den deutschen Parteien", sagte
Merz hatte als Wahlziel für die Union nicht etwa 24 Prozent wie bei der letzten Bundestagswahl oder 29 Prozent wie bei der letzten Europawahl ausgegeben, sondern 30 Prozent. Und er hat geliefert. 2022, als Merz den Parteivorsitz übernommen hat, lag die Union in Umfragen hinter den Sozialdemokraten. Nach dem ersten deutschlandweiten Urnengang seit seinem Amtsantritt ist die Union doppelt so stark wie die Partei des Kanzlers.
Man könnte also meinen, dass Friedrich Merz als Kanzlerkandidat der Union für die Bundestagswahl im Herbst 2025 gesetzt ist. Doch so klar ist die Sache nicht. Merz ist nach dem Wahlsonntag in seiner Favoritenrolle gestärkt. Und bleibt doch der Noch-Nicht-Kanzlerkandidat.
Söder und Wüst betonen: K-Frage noch nicht entschieden
Die Konkurrenten in den eigenen Reihen geben sich noch nicht geschlagen. "Nein, das war keine Vorentscheidung", antwortete CSU-Chef
Söder spielte damit offensichtlich auf Äußerungen von NRW-Ministerpräsident
Friedrich Merz bei den Wählern noch unbeliebter als Scholz
Viele Wähler überzeugt Merz nicht, das zeigt der Vergleich zum vermeintlich so unbeliebten Kanzler. So sagten in einer Forsa-Umfrage Ende Mai 33 Prozent der Befragten, dass sie sich für
Auch bei den jungen Wählern zieht Merz nicht. Laut einer Analyse der Forschungsgruppe Wahlen vom Sonntag kam die Union bei der Europawahl in der Gruppe der 16- bis 24-Jährigen nur auf 17 Prozent und liegt damit gleichauf mit der AfD.
Merz' Strategie gegen AfD geht bislang nicht auf
Und so scheint es fast ein bisschen, als habe Merz zu sich selbst gesprochen, als er am Wahlabend sagte, er nehme das Ergebnis als "große Ermutigung und Ermunterung" für die nächsten Wochen und Monate. Am 1. September wird in Sachsen und Thüringen ein neuer Landtag gewählt, am 22. September in Brandenburg. Die Union hat sich darauf verständigt, den Kanzlerkandidaten erst nach den Landtagswahlen im Osten zu benennen. Doch so rosig wie dieser Tage wird die Stimmung in der Union dann kaum mehr sein. Denn den von Merz im Januar angekündigten "sehr klaren, sehr harten Auseinandersetzungen" mit der AfD zum Trotz haben die Rechtsextremisten in allen drei ostdeutschen Bundesländern Chancen, stärkste Kraft zu werden. Die Konfrontations-Strategie des CDU-Chefs geht bislang nicht auf.
Nicht auszuschließen, dass Söder dann nochmal angreift. Schließlich wird seine CSU keine Schlappe zu verkraften haben. Sie steht ja nicht zur Wahl.
Verwendete Quellen
- dpa
- afp
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.