Der Rückhalt für Olaf Scholz in der SPD als Kanzlerkandidat scheint Risse zu bekommen. Erstmals gibt es eine klare Stimme für Verteidigungsminister Boris Pistorius.

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Erst wurde in den USA der Präsidentschaftskandidat der Demokraten ausgetauscht. Jetzt scheint bald festzustehen, wer für die Union ins Rennen um das Kanzleramt geht. Nur bei der SPD bleibt alles gleich. Die Genossen stehen – zumindest bislang – geschlossen hinter dem Kanzler und zukünftigen Kandidaten der Sozialdemokraten, Olaf Scholz. Doch der Rückhalt scheint zu bröckeln. Bereits Juso-Chef Türmer äußerte erste Kritik. Jetzt meldete sich eine weitere gewichtige SPD-Stimme erstmals deutlich zu Wort.

Reiter spricht sich indirekt für Pistorius aus

Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) stellte eine erneute Kanzlerkandidatur von Scholz infrage. Zudem brachte er dessen Verzicht zu Gunsten von Verteidigungsminister Boris Pistorius (beide SPD) ins Gespräch. "Natürlich kommt der beliebteste Politiker Deutschlands als SPD-Kanzlerkandidat infrage", sagte Reiter dem "Tagesspiegel" mit Blick auf Pistorius. "Wenn jemand wie Boris Pistorius ein solches Ansehen hat, muss die SPD auch darüber nachdenken, ob er die beste Wahl für die Kanzlerkandidatur ist oder ob man mit dem amtierenden Bundeskanzler ins Rennen geht."

"Am Ende liegt die Frage bei keinem anderen als Olaf Scholz selbst", fügte Reiter hinzu. "Und die Initiative müsste dann von Olaf Scholz selbst ausgehen. "Boris Pistorius sei der mit Abstand beliebteste Politiker, weil "er entscheidet, er erklärt, er hat klare Botschaften, er redet mit der Truppe", sagte Reiter. "Er sagt, was er denkt, und er kämpft." Das mache Pistorius "authentisch". Pistorius zeige, "welchen Unterschied eine deutliche, verständliche Sprache macht".

Reiter forderte Kanzler Scholz dazu auf, seine Kommunikation zu intensivieren. "Die Menschen wollen einen Kanzler, der mit ihnen redet, der sie versteht, der weiß, was sie bewegt, der präsent ist", sagte der SPD-Politiker.

Reiter kritisiert Scholz' Kommunikation

"Olaf Scholz ist mit Kriegen und Krisen konfrontiert, er muss extrem schwere Entscheidungen treffen", sagte der Münchener Oberbürgermeister weiter. Er teile "99 Prozent" seiner Entscheidungen. "Aber mein Eindruck ist, dass er eigentlich immer zu lange braucht, um zu entscheiden, und dass er seine Entscheidungen kaum bis gar nicht erklärt. Wenn er einmal Zeit zum Nachdenken braucht, ist das in Ordnung, aber dann sollte er es offen kommunizieren."

Scholz hatte bereits Ende Juli gesagt, er wolle für die Bundestagswahl 2025 erneut Kanzlerkandidat der SPD werden. Kurz zuvor hatten in einer Umfrage des Instituts Forsa allerdings nur ein Drittel der SPD-Mitglieder gesagt, sie hielten Scholz für den richtigen Kanzlerkandidaten. Mit einem weiteren Drittel sprachen sich genauso viele Genossinnen und Genossen für Verteidigungsminister Pistorius aus. (afp/bearbeitet von the)

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