In den Umfragen für die Landtagswahl in Thüringen gab es seit langem nur einen Gewinner: die AfD. Die Hochrechnungen bestätigen die Prognosen nun. Wahlforscher sehen für den AfD-Erfolg klare Gründe.
Die AfD profitiert bei ihrem Wahlerfolg in Thüringen nach Ansicht von Wahlforschern von einem Ansehensverlust fast aller Parteien und einer großen Unzufriedenheit mit der Bundes- und Landesregierung. Die Unzufriedenheit mit der rot-rot-grünen Minderheitsregierung in Thüringen sei auf Rekordniveau, schreibt die Forschungsgruppe Wahlen in ihrer Analyse zur Landtagswahl. Auf der +5/-5-Skala kommt die Regierung von Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) demnach auf einen Wert von minus 0,8.
Auch die Arbeit der Opposition werde kritisch bewertet. "Einzig die AfD verbessert ihr Image etwas, bleibt aber dennoch negativ (minus 1,4). Das BSW schafft aus dem Stand einen vergleichsweise guten Wert (0,1)", heißt es in der Analyse weiter.
Top-Themen: Migration und Bildung
Von den AfD-Wählern entschieden sich 62 Prozent wegen ihrer politischen Forderungen für die Partei - 32 Prozent wählten sie primär als Denkzettel. Die Unzufriedenheit der Thüringer beschränke sich nicht auf die Landespolitik. Die Bundesregierung werde mit einem Wert von minus 2,2 so negativ wie noch nie bei einer Landtagswahl bewertet, analysieren die Wahlforscher. Bei der Frage, welche Partei sich am ehesten um die Sorgen und Nöte der Ostdeutschen kümmert, spielten die Parteien der Bundesregierung in der Umfrage keine Rolle.
Die Umfrage identifiziert "Flüchtlinge/Asyl" sowie "Bildung und Schule" als die wichtigsten Themen der Wahl. Insbesondere bei der Migrationspolitik genieße die AfD mit 34 Prozent deutlich mehr Vertrauen als alle anderen Parteien. Bei der Bildungspolitik liegt die AfD knapp hinter der CDU, die auch beim Thema Wirtschaft das meiste Vertrauen genießt, wie die Forschungsgruppe Wahlen schreibt.
Auch Ramelow verliert Ansehen
Bei der Frage nach dem gewünschten Ministerpräsidenten sprechen sich die Menschen in Thüringen laut Umfrage für Amtsinhaber
Das Ansehen seiner Konkurrenten sei noch schwächer: CDU-Herausforderer Mario Voigt kommt demnach auf einen Wert von 0,0, Katja Wolf vom BSW auf 0,4. AfD-Spitzenkandidat Björn Höcke erreicht einen Imagewert von minus 2,0. "Nach wie vor sehen 61 Prozent in Höcke "eine Gefahr für die Demokratie"", schreibt die Forschungsgruppe Wahlen.
Uneinig sind sich die Menschen in Thüringen, wer die künftige Regierung führen soll: 33 Prozent nennen die CDU, 26 Prozent die AfD, 20 Prozent die Linke und 12 Prozent das BSW.
AfD überwiegend von Männern gewählt
Ihren Erfolg bei der Landtagswahl verdankt die AfD besonders den Männern. "Bei Wählerinnen erreicht die AfD 28 Prozent, bei Wählern sind es 39 Prozent", schreiben die Wahlforscher. Die Partei kann bei den unter 60-jährigen Männern mit 43 Prozent besonders punkten. Die CDU ist hingegen bei der Wählergruppe der über 60-Jährigen erfolgreich (31 Prozent). (dpa/szu)
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