Die ehemalige Stabhochspringerin Kira Grünberg geht in die Politik: Sie ist die nächste Quereinsteigerin, die für Sebastian Kurz' "Bewegung" antritt. Der ÖVP will sie dennoch nicht beitreten.
Sebastian Kurz holt sich erneut prominente Unterstützung: Kira Grünberg, ehemalige Stabhochspringerin und nach einem Trainingsunfall querschnittsgelähmt, kandidiert für den ÖVP-Chef bei der Nationalratswahl am 15. Oktober.
"Ob ich in den Nationalrat einziehe, kann niemand versprechen. Aber es sieht gut aus. Ich bin auf der Bundesliste auf Platz 10 gereiht und auf der Tiroler Landesliste auf Platz 1", sagte die 23-Jährige der "Welt".
Anfang des Jahres habe Kurz sie persönlich von einem Engagement in der Politik überzeugt, erläuterte Grünberg. "Sebastian schafft gerade eine neue ÖVP, das ist eine dynamische und breite Bewegung geworden, in der es keine Rolle spielt, ob du Mitglied bist oder nicht. Damit kann ich mich sehr gut identifizieren."
Kurz sei "jung, empathisch und hat viel Energie. Ich finde das interessant", erklärte die Tirolerin. Der ÖVP werde sie trotz ihrer Kandidatur nicht beitreten. Grünberg wäre beileibe nicht die einzige Nationalratsabgeordnete ohne Parteizugehörigkeit: Der derzeitige Vizekanzler, Justizminister Wolfgang Brandstetter und Familienministerin Sophie Karmasin gehören zwar zum Regierungsteam der ÖVP, sind aber nicht Teil der Partei.
Sebastian Kurz von Grünberg beeindruckt
Kurz stellte seine neue Unterstützerin im Sportzentrum Marswiese in Wien vor. Er sei von ihrer "extrem positiven Lebenseinstellung beeindruckt", sagte der ÖVP-Chef.
"Ich habe erlebt, wie du Menschen begeistern kannst und Mut machen kannst", sagte er zu ihr. Grünberg habe gezeigt, dass man nie aufgeben dürfe und dass man es mit viel Anstrengung und Fleiß schaffen könne. "Ich freue mich sehr, dass du bereit bist, zu kandidieren."
Ob Grünberg in Tirol Spitzenkandidatin der ÖVP wird, wie es ihre Aussage der "Welt" gegenüber nahelegt, wollte Kurz nicht kommentieren: "Lassen Sie sich überraschen." Für den Nachmittag ist in Innsbruck eine Pressekonferenz mit Kurz angesetzt.
Auch die Themen stehen schon
Kurz zufolge soll Grünberg Behindertensprecherin für die ÖVP im Nationalrat werden. Bisheriger Behindertensprecher der Partei ist Franz-Joseph Huainigg. Dieser habe sich entschieden, nicht mehr zu kandidieren, werde aber weiterhin "im Team" bleiben, sagte Kurz.
Als Politikerin will sich Grünberg insgesamt für Menschen mit Handicap einsetzen. "Ich möchte etwas für Menschen mit Behinderung verändern. Das habe ich mir während der Zeit meiner Reha versprochen und das kann ich am besten in der Politik. Ich bin denen etwas schuldig, die mich nach meinem Unfall so sehr unterstützt haben."
Behördliche Maßgaben hätten sie seit ihrem Unfall stark eingeschränkt. "Ich bin in den vergangenen zwei Jahren oft an der Bürokratie verzweifelt: Anträge stellen, Behördengänge, das ist alles so kompliziert. Ich würde gerne all diese Informationen auf einer Plattform im Internet bündeln und so vielen Menschen mit ähnlichem Schicksal das Leben erleichtern."
Grünberg will Vorurteile abbauen
Sie wolle Verständnis dafür schaffen, dass Menschen mit Behinderung "arbeiten gehen und sogar Führungspositionen übernehmen können", betonte Grünberg.
Als Mensch im Rollstuhl sei man häufig mit Vorurteilen konfrontiert, man könne nicht für sich selbst bestimmen und habe auch eine geistige Einschränkung. "Das trifft uns und schränkt uns ein."
Am 30. Juli 2015 war Kira Grünberg im Training schwer gestürzt und hatte sich den fünften Halswirbel zertrümmert. Seither ist sie querschnittsgelähmt und auf einen Rollstuhl angewiesen.
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