Er ist der jüngste Außenminister der österreichischen Geschichte und könnte bald der jüngste Bundeskanzler sein: Sebastian Kurz ist nicht nur die große Hoffnung der ÖVP, sondern deren schimmernde Leitfigur. Ein Porträt.
Meidling und ein Bauernhof nahe Wien - das sind die Orte, in denen sich die Kindheit des späteren Politwunderkindes
Geboren wurde Sebastian Kurz am 27. August 1986 in Wien. Er wuchs als Sohn einer AHS-Lehrerin und eines HTL-Ingenieurs im 12. Wiener Gemeindebezirk Meidling auf, wo er heute noch lebt. Als Kind verbrachte er seine Ferien auf einem Bauernhof in Niederösterreich bei seinen Verwandten. Zu seinen Eltern hat er bis heute ein sehr inniges Verhältnis.
Volksschule und Gymnasium besuchte er Wien. Kurz maturierte 2004 und leistete anschließend seinen Präsenzdienst beim österreichischen Bundesheer. 2005 begann er Rechtswissenschaften zu studieren, dieses Studium hat er allerdings noch nicht beendet.
Karrierestart im umstrittenen "Geilomobil"
Bereits 2003 wurde Kurz Mitglied er Jungen Volkspartei in Wien, wo er 2008 Vorsitzender wurde. Erstmals von sich reden machte Kurz, als er im Jugendwahlkampf 2010 die Kampagne "Schwarz macht geil" startete und seine Idee durchsetzte, das dazugehörige „Geilomobil“ durch Wien fahren zu lassen.
Von 2010 bis 2011 war Kurz Mitglied des Wiener Gemeinderates und ab 2013 Abgeordneter zum Nationalrat.
Menschen nicht nach ihrer Herkunft beurteilen
Kurz wurde vom damaligen Vizekanzler und Außenminister Michael Spindelegger systematisch aufgebaut.
Von 2011 bis 2013 war er Staatssekretär für Integration. Sein Motto in dieser Funktion war "Integration durch Leistung". Menschen sollen nach dem beurteilt werden, was sie leisten und nicht an ihrer Herkunft.
Einer von Kurz Vorschlägen war es, in Moscheen Deutsch zu sprechen, um schnelleres Lernen der Sprache zu ermöglichen.
Harte Politikwelt und besorgte Mutter
Seine Mutter war nicht begeistert, als ihr Sohn in die Politik ging, sie machte sich große Sorgen, als er mit nur 24 Jahren Staatssekretär wurde. Kurz selbst sagt, dass er damals lernen musste, mit dem extremen Gegenwind umzugehen.
Seit 2013 ist er Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten. Kurz gilt mit 27 Jahren als jüngster Außenminister der österreichischen Geschichte.
International erregte er erstmals auch inhaltlich große Aufmerksamkeit, als er sich maßgeblich für eine Schließung der Balkanroute einsetzte und gegen EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei auftrat.
Seit Juli 2017 ist Kurz auch Bundesparteiobmann der ÖVP, er übernahm von seinem Vorgänger Reinhold Mitterlehner eine zerstrittene Partei auf Talfahrt und wurde zur Zukunftshoffnung.
In seiner neuen Funktion als Bundesparteiobmann verordnete er der Österreichischen Volkspartei eine Radikalkur. Aus Schwarz wurde Türkis, aus einer Partei eine Bewegung, aus der ÖVP die neue Volkspartei.
Langzeit-Liebe Susanne
Der private Sebastian Kurz liebt Eiernockerl und kann Naschereien selten widerstehen. Die Frau an seiner Seite ist seine Freundin Susanne, die im Finanzministerium tätig ist. Mit ihr ist er seit seinem 18. Lebensjahr liiert. Sie scheut die Öffentlichkeit und begleitet ihn nicht oft auf offizielle Events. Eine Ausnahme machte sie beim heurigen ÖVP-Parteitag.
Für Kurz ist seine Familie Erdung und Halt. An eigene Kinder denkt der Politiker allerdings noch nicht.
"Privates bleibt bei mir privat" ist die Grundeinstellungen des Außenministers, mit Fragen zu seinem Privatleben blitzen Journalisten regelmäßig ab. Umso erstaunlicher ist es, dass er im Wahlkampf in einem Video dann doch private Einblicke bot.
Politik nur eine Station seiner Karriere?
Kurz achtet sehr auf sein Äußeres und geht fast täglich zum Training. Auf seine zurück gegelten Haare und den passenden Anzug legt Kurz sehr viel Wert, das Männermagazin "GQ" wählte ihn bereits unter die Top 5 der stylischsten Österreicher.
Als Politiker in Pension zu gehen ist für Sebastian Kurz absolut undenkbar. Er sehe seine Politkarriere als Station auf seinem Lebensweg, sagte er zumindest bisher in Interviews.
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