Alles deutet auf ein Duell zwischen Donald Trump und Hillary Clinton um die US-Präsidentschaft hin. Der Demokratin Clinton werden bessere Aussichten bescheinigt, auch in den "Swing States", wo keine Partei dominiert. Wir erklären, welche Strategie der Republikaner Trump deshalb verfolgt.
"Make America great again." Wenn alles so einfach wäre. "Amerika wieder groß machen."
Entgegen anfänglicher Meinungen vieler Experten wird nun eben doch der streitbare Tycoon und Multi-Milliardär für die Republikaner in den Wahlkampf ziehen, der am 8. November mit der Abstimmung über den 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten endet.
Donald Trump und Hillary Clinton müssen taktieren
Bis dahin geht es für die Bewerber darum, möglichst viele der insgesamt 538 Wahlmänner auf ihre Seite zu ziehen. Zur Erklärung: Die 50 US-Bundesstaaten stellen unterschiedlich viele Wahlmänner – je nach Größe.
Diese Wahlmänner wiederum sind nicht zwangsläufig an das Votum gebunden. Taktieren ist angesagt, für Trump auf der einen und
Swing States sind oft ausschlaggebend
Markant: Es gibt sichere Demokraten- und sichere Republikaner-Staaten. Normalerweise. Und es gibt sogenannte Swing States, bei denen sich ein Wahlsieg einer der beiden Parteien nicht vorhersehen lässt. Bei den Präsidentschaftswahlen 2008 trennten die Parteien in Florida, North Carolina, Ohio, Indiana, Missouri und Montana nur fünf Prozent oder weniger.
Die Vergangenheit zeigt: In der Regel reichen demokratischen Kandidaten wenige Swing States für die notwendige Zahl an Wahlmännern. Normalerweise. Der 69-jährige Trump zielt in seiner Strategie daher bewusst gegen Clinton.
Trumps Strategie: Er ähnelt dem Demokraten Sanders
Er ähnelt in seinen Positionen teils Clintons innerparteilichem Gegenspieler Sanders. Der Kernpunkt: Beide greifen das politische Establishment an. Sie gewinnen Wähler, die ihre Sichtweise im bisherigen Politspektrum nicht repräsentiert sahen. Clinton dagegen gilt als Vertreterin des Establishments.
"Sanders hat eine Botschaft, die erstaunlicherweise gerade bei Jüngeren gut ankommt. Nämlich eine Botschaft der Authentizität, dass er wirklich einsteht für das, was er will, und einsteht für eine Veränderung der traditionellen Politik", sagte der Politikwissenschaftler Michael Dreyer von der Uni Jena im Gespräch mit dem "Deutschlandfunk".
"Hillary Clinton ist, nachdem sie seit Jahrzehnten im Licht der Öffentlichkeit ist, so etwas wie die Verkörperung des Mainstreams." Demokraten, die nun zu Sanders halten, könnten in einem Duell Trump gegen Clinton die Partei wechseln, was früher undenkbar gewesen wäre.
Trump und Sanders ähneln sich in ihren Agenden vor allem bei innenpolitischen Themen. Er glaube an Privatfirmen, die "am besten hier in Amerika" Geld verdienen wollen, schilderte der 74-jährige Sanders einmal. Das passt zu Trump, der expandierende amerikanische Firmen massiv besteuern und den Binnenmarkt stärken will.
Zudem fordert Sanders, die Unter- und Mittelschicht steuerlich zu Lasten der Reichen zu entlasten. Trump geht noch weiter: Einzelpersonen mit einem Jahreseinkommen von bis zu 25.000 Dollar (Paare: 50.000 Dollar) sollen seiner Meinung nach keine Einkommensteuer mehr zahlen. Eigenen Angaben zufolge würde das geschätzt 31 Millionen Haushalte betreffen. Es ist eine Vision, die sich nicht in die Realität umsetzen lässt. Aber das interessiert im Wahlkampf nicht.
Trumps Strategie: Er will die Nicht-Wähler gewinnen
Trump zielt auf die vielen Nicht-Wähler ab und hofft darauf, dass möglichst wenige junge Amerikaner wählen. Bei der Kongresswahl 2014 gingen 63 Prozent der Wahlberechtigten nicht an die Wahlurnen, vier von fünf jungen Erwachsen enthielten sich.
Die Demokraten versuchen alles, dass möglichst viele 18-Jährige als Wähler registriert werden. Die Republikaner dagegen wollen den Prozess der Registrierung aus Kalkül verschärfen.
Trumps Strategie: Dynamik des Wahlkampfes und Massen-Enthusiasmus
Es heißt weiter, Trump habe die Dynamik des Wahlkampfes voll und ganz verinnerlicht. Oft geht es mehr um Unterhaltung. Verrückte Thesen sind dann wichtiger als die eigentliche politische Debatte. Pauschale Versprechen gibt es von Trump reichlich. Konkrete Pläne nicht.
Er setzt zudem auf ein Phänomen, das sich wohl am besten als Massen-Enthusiasmus beschreiben lässt. Jüngst kamen zu seinen Veranstaltungen im Staat Washington Tausende.
Clinton dagegen hielt in New Jersey eine Rede vor 1000 Menschen, in Virginia sprach sie bei einem Treffen mit 15 ausgewählten Personen über Familienthemen.
Trumps Strategie: mediale Omnipräsenz
Der Republikaner drängt sich seinen Landsleuten geradezu auf. "Er ruft so gut wie jede Morgenshow an. Er macht das fast jeden Tag, so bestimmt er die Agenda", sagte Spencer Kimball, der am Emerson College in Boston Kommunikationswissenschaften lehrt, im Gespräch mit "N24".
Dabei gilt: Je mehr Trump schockiert, umso mehr Aufmerksamkeit bekommt er. "Die Medien sind von Trump angezogen", erklärte Kimball. "Ich habe noch nie einen Kandidaten gesehen, der sie so benutzt hat."
Damit ist er omnipräsent. Vor allem bei jenen Wählern, die nicht automatisch einem Parteienspektrum zuzuordnen sind – am Ende aber vielleicht die Präsidentschaftswahl entscheiden werden.
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