"Und ich gewinne, gewinne, gewinne. Und bald wird auch das Land wieder gewinnen, gewinnen, gewinnen", sagte Donald Trump nach seinem Wahl-Sieg bei den Vorwahlen in Nevada. Gegenwind auf dem Weg zur Präsidentschaft droht ihm jetzt vor allem aus seiner eigenen Partei.
Die Mehrheit der Republikaner lehnt
Marco Rubio, dem jungen Gouverneur von Florida, werden tatsächlich Chancen eingeräumt, die Vorwahlen zu gewinnen. Alleine: Rubio kann das nur dann schaffen, wenn er die Stimmen der Trump-Gegnerschaft auf sich vereinen kann.
Mit 23,5 Prozent lag Rubio am frühen Mittwochmorgen (Ortszeit) fast 20 Prozentpunkte hinter Trump. Sein parteiinterner Rivale, der texanische Senator Ted Cruz, erreichte mit 22,4 Prozent den dritten Platz. Alle anderen Kandidaten der Republikaner sind mit wenigen Prozentpunkten weit abgeschlagen.
Würde Cruz seine Kandidatur fallen lassen, so das Kalkül vieler Trump-Gegner, könnten seine Wähler mehrheitlich in das Lager von Rubio wechseln. Denn eines wird in vielen Kommentaren zu den bisherigen Erfolgen von Donald Trump gerne übersehen:
Trump hat zwar drei Vorwahlen gewonnen, aber bisher in keinem einzigen Bundesstaat mehr als 50 Prozent der Stimmen geholt.
Er hat zwar bisher bereits 79 Delegiertenstimmen für den Nominierungsparteitag der Republikaner im Juli auf sich vereinen können, er braucht aber 1.237.
Seine große Stärke ist bisher, dass die Trump-Gegner ihre Stimmen auf vier andere Kandidaten verteilen. Neben Rubio und Cruz sind bisher formal noch Ohios Gouverneur John Kasich und der Ex-Neurochirurg Ben Carson im Rennen.
Beide lagen in Nevada bei den Stimmen im einstelligen Bereich, aber auch das sind Stimmen, die einem ernst zu nehmenden Gegenkandidaten von Trump am Ende fehlen können.
Trumps Gegnerschaft sollte sich einigen
Die große Frage sei jetzt, ob einer der anderen republikanischen Kandidaten bereit sei, sich zu opfern, sagte Andreas Horchler aus dem ARD-Studio Washington auf "tagesschau.de". Und er fügt gleich hinzu, dass "im Moment niemand dieses Opfer bringen und aufgeben" will.
Sollte es bei der bisherigen Zersplitterung des Anti-Tramp-Lagers bleiben, stehen dessen Chancen nicht schlecht, am sogenannten "Super Tuesday" noch mehr Stimmen auf sich zu vereinen.
Am 1. März 2016 stehen für die Republikaner Vorwahlen in zwölf Bundesstaaten gleichzeitig an. Hunderte Deligiertenstimmen werden innerhalb weniger Stunden vergeben.
Trump könnte an diesem Tag seinen Vorsprung ganz erheblich ausbauen, sollte sich seine Gegnerschaft nicht sehr bald auf einen Kandidaten einigen.
Und Rubio und Cruz sind bislang eher damit beschäftigt, sich lustvoll gegenseitig zu beharken. Vor allem der nach den Vorwahlen in Nevada deutlich angeschlagene Cruz lässt keinerlei Anzeichen erkennen, dass er den Platz zu Gunsten von Rubio räumen könnte.
Im Gegenteil: Der 45-Jährige ist in gewisser Weise auf Distanz zu den beiden Kandidaten gegangen. Am Mittwoch griff er sowohl Trump als auch Rubio öffentlich an, indem er beide als "Washingtons Dealmaker" verunglimpfte.
Rubio habe in einer Einwanderungsangelegenheit mit den Demokraten im US-Kongress kooperiert und Trump habe die Demokraten finanziell unterstützt, behauptete er.
Er glaube nicht, dass die Texaner und die US-Bürger insgesamt jemanden wollten, der vor den Demokraten kapituliere, sagte Cruz nach einem Bericht der Deutschen Presse-Agentur.
Der Wille zu einem gemeinsamen Vorgehen gegen Trump ist angesichts solcher Vorwürfe eher nicht zu erkennen. Da hilft es auch nicht, dass Rubio auf dem Sender NBC fast beschwörend feststellte, "die breite und überwältigende Mehrheit der Republikaner will nicht, dass Donald Trump unser Nominierter wird".
Doch auch wenn Trump tatsächlich mehr Gegner als Unterstützer in der eigenen Partei haben sollte, könnte er trotzdem die Vorwahlen gewinnen - wenn niemand bereit sein sollte die eigene Eitelkeit hinter dem Wohl der Partei zurückzustellen.
Auch Rubio, der in Nevada zum zweiten Mal in Folge vor Cruz lag, lies bislang keinerlei Anzeichen für einen freiwilligen Verzicht erkennen, der sicher zum Wohle der Partei wäre.
Denn sollte Trump tatsächlich gegen einen demokratischen Kandidaten um das Amt des mächtigsten Mannes der Welt kandidieren, würde das die "Grand Old Party" in eine tiefe Krise stürzen. Auch viele Republikaner dürften dann klammheimlich auf eine Wahlniederlage ihrer Partei hoffen.
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