Am 5. November wählen die USA ihr neues Staatsoberhaupt. Egal, ob nun Kamala Harris oder Donald Trump ins Weiße Haus einzieht: Die Wahl wird Folgen für die Weltwirtschaft haben.
Vor der US-Wahl im November liefern sich die Kandidatin der Demokraten,
Schwieriger Handelspartner
Egal, wer am 5. November die Nase vorn hat, die Wirtschaft in Deutschland erwartet keine Liberalisierung der US-Handelspolitik. Beide Kandidaten "setzen auf die Stärkung der heimischen Industrie und möchten Arbeitsplätze im Verarbeitenden Gewerbe ins Land zurückholen", erklärt der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie, Siegfried Russwurm.
"Harris ist keine Freihändlerin", sagte auch Volker Treier, Außenwirtschaftschef der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK). Es sei wahrscheinlich, dass sie den Kurs ihres Vorgängers fortführen werde. Bei der Blockade der Welthandelsorganisation über die Streitschlichtungsstelle habe es auch unter
Szenario Trump
Trump hat im Wahlkampf deutliche Zollerhöhungen von zehn bis 20 Prozent auf alle ausländischen Importe und 60 Prozent auf Produkte aus China angekündigt. Das könnte nach Ansicht des Leiters des Forschungszentrums Handelspolitik beim Institut für Weltwirtschaft in Kiel, Julian Hinz, zu "massiven Handelsumleitungen führen". Er geht davon aus, dass weltweit deutlich weniger mit den USA gehandelt würde, sollte Trump seinen Ankündigungen Taten folgen lassen. Bisher liegt der gewichtete Durchschnittszoll der USA auf alle Waren aus allen Staaten laut Hinz bei 2,5 Prozent.
Eine Gefahr wäre zudem, dass andere Länder ihrerseits mit höheren Zöllen reagieren.Sehr hohe Zölle und entsprechende Reaktionen aus China in den ersten beiden Jahren nach der Wahl könnten einer Studie des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung in Düsseldorf zufolge das deutsche Wirtschaftswachstum um ein Prozent schwächen.
Sollte Trump gewinnen und vier Jahre Präsident bleiben, könnte das die Wirtschaft in Deutschland bis zu 180 Milliarden Euro kosten, berechnete das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln. Insbesondere Auto- und Maschinenbauer wären "schwer" getroffen.
Szenario Harris
Mit einer Präsidentin Harris und Zollerhöhungen auf deutlich niedrigerem Niveau wären die Wachstumseinbußen der deutschen Wirtschaft den Forschenden zufolge "marginal". Zwar wolle die Demokratin die US-Wirtschaft ebenfalls gegen ausländische Konkurrenz wappnen - allerdings sind sowohl sie "als auch der aktuelle Präsident Biden Multilateralisten, die den Wert einer regelbasierten Weltordnung verstehen und schätzen", erklärt Lisandra Flach, Leiterin des Zentrums für Außenwirtschaft beim Ifo-Institut in München.
Auch viele Industrieunternehmen in Deutschland wären mit einer Präsidentin Harris glücklicher. Laut einer Ifo-Umfrage erwarten 44 Prozent negative Auswirkungen auf ihren Betrieb, sollte Trump gewählt werden. Fünf Prozent erwarten positive Effekte. Für 51 Prozent macht es demnach keinen Unterschied, wer die Wahl gewinnt.
Auswirkungen in den USA
Zollerhöhungen hätten massiven Einfluss auf die US-Wirtschaft. "Die USA importieren sehr viel, eine Steigerung von zehn Prozent für amerikanische Produzenten wäre exorbitant und schwierig zu verkraften", sagt Hinz, der auch als Professor an der Uni Bielefeld forscht. Die erste Amtszeit Trumps habe gezeigt, dass höhere Zölle eins zu eins an die Konsumenten in den USA weitergegeben wurden.
Auch laut IMK wären die Auswirkungen von Trumps Zollerhöhungen auf die US-Wirtschaft am größten. Bei großen Zollschritten und starken Reaktionen Chinas, prognostizieren die Forschenden ein um bis zu vier Prozent niedrigeres US-Bruttoinlandsprodukt Ende 2025. "Im vierten Quartal 2026 wären es sogar mehr als fünf Prozent", erklärte das Institut.
Steuern
Steuererhöhungen aus der Amtszeit von Joe Biden will Trump allesamt rückgängig machen, stattdessen sollen die Steuersenkungen, die er 2017 veranlasst hatte, verlängert und erweitert werden. Die Körperschaftssteuer für Unternehmen, die ihre Produkte in den USA herstellen, will er von 21 auf 15 Prozent senken. "Bei Harris erwarten die Unternehmen, auch etliche deutsche in den USA, eine stärkere Belastung durch Steuern", sagt Treier. Das wäre für die Investitionstätigkeiten eher kontraproduktiv.
Harris dürfte eher auf Steuersenkungen für einkommensschwache Familien setzen, was zu mehr Konsum führen dürfte, erwartet Treier. Davon würden deutsche Unternehmen in den USA aber weniger profitieren. "Wir sind in der Produktion von Maschinen und Anlagen besonders stark und nur abgemildert in der Konsumgüterproduktion." (afp/bearbeitet von mbo)
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