Joe Biden wird neuer Präsident der USA. Er ist alles andere als ein Visionär. Doch der Bezwinger von Donald Trump hat den Amerikanern ein unmissverständliches Angebot gemacht.
Joe Biden wollte seit Jahrzehnten Präsident der Vereinigten Staaten werden. Weil er das Land unter
"Das ist unsere Gelegenheit, die dunkle, wütende Politik der letzten vier Jahre hinter uns zu lassen und Hoffnung statt Angst, Einheit statt Spaltung, Wissenschaft statt Fiktion zu wählen", sagte er im Wahlkampf. Der Gegensatz zu Trump war Bidens stärkstes Argument, mit dem er die Wähler überzeugte.
Biden: der Politiker
Biden wurde am 20. November 1942 in Scranton im Bundesstaat Pennsylvania geboren. Der Jurist begann seine Politiker-Karriere im Stadtrat von Wilmington (Delaware), wo er noch immer mit seiner zweiten Ehefrau
Im Alter von nur 29 Jahren wurde Biden 1972 in den US-Senat gewählt und vertrat dort bis 2009 Delaware. Bei den Wahlen 1988 und 2008 wollte er als Kandidat bei der Präsidentenwahl antreten.
Beim ersten Mal stolperte er über eine Plagiatsaffäre. Beim zweiten Mal hatte er keine Chance gegen
Biden im Weißen Haus
Trumps Vorgänger Obama machte Biden zum Vizepräsidenten seiner zwei Amtszeiten. "Ich bewunderte und mochte
"Das Gefühl der Empathie, dieses Gefühl des Anstands, der Glaube, dass jede einzelne Person zählt, das ist, was Joe ausmacht. Das ist, wer er (als Präsident, Anm. d. Red.) sein wird."
Bisweilen kam im Wahlkampf der Eindruck auf, es gehe mehr um Bidens Charakter als um seine Inhalte. Die Demokraten warben damit, dass Biden Verlässlichkeit statt Unberechenbarkeit, Selbstlosigkeit statt Egoismus, Ruhe statt Lärm, Anstand statt Unehrlichkeit ins Weiße Haus bringen würde. Biden machte deutlich - etwa bei einer TV-Fragestunde mit Wählern -, dass er sich selbst nicht für unfehlbar hält.
Immer wieder sagte er, dass er bei der Wahl als stolzer Demokrat antrete. Als er beim letzten TV-Duell mit Trump gefragt wurde, was er bei einem Sieg in seiner Rede zur Amtseinführung sagen werde, antwortete er: "Ich bin ein amerikanischer Präsident, ich vertrete Euch alle, ob Ihr für oder gegen mich gestimmt habt."
Die Familie
Jill Biden ist die zweite Ehefrau des früheren Vizepräsidenten, mit der er die gemeinsame Tochter Ashley Blazer hat. Die 69-Jährige beschreibt ihren Ehemann als Brückenbauer, als Problemlöser, als fürsorglichen Ehemann und Vater mit festem Wertekompass, der sich für andere Menschen einsetzt.
Biden verkörpert Staatstragendes. Gleichzeitig inszeniert er sich als Mann der Arbeiterschaft, als Anwalt der kleinen Leute, als Familienmensch.
Er spart in seinen Reden nicht damit, seine Wurzeln zu betonen. Er stammt aus einer katholischen Arbeiterfamilie. Mal erzählt er, was er von seinem Vater gelernt habe. Mal leitet er seine Sätze ein mit den Worten: "Meine Mutter würde sagen ..."
Bidens Schicksalsschläge
Beobachter bezeichnen Biden oft als Tröster. Die "New York Times" schrieb 2019, er habe "die Angewohnheit, Menschen zu Tränen zu rühren".
Biden hat selbst schwere Schicksalsschläge erlebt: Sein Triumph bei der Senatswahl 1972 wurde von einem Autounfall überschattet, bei dem seine erste Ehefrau Neilia und die gemeinsame Tochter Naomi ums Leben kamen.
Die Söhne Beau und Hunter wurden verletzt. Um sie kümmerte sich Joe Biden als alleinerziehender Vater, bis Jill in sein Leben trat. Joe Biden sagte einst, die Söhne hätten ihn gerettet. 2015 starb Beau an den Folgen eines Hirntumors.
Über Monate hinweg versuchten die Republikaner, Biden wegen früherer Auslandsgeschäfte seines Sohnes Hunter das Leben schwer zu machen. Dieser hatte unter anderem über Jahre hinweg einen hoch dotierten Posten bei einer skandalumwitterten Gasfirma in der Ukraine. Trump warf Biden vor, als Vizepräsident versucht zu haben, seinen Sohn vor der ukrainischen Justiz zu schützen.
Hunter Biden lebte in der Vergangenheit unstet, inzwischen spricht er selbst über seine Suchtproblematik. Als sich Trump in der ersten TV-Debatte über Hunters Drogensucht ausließ, zeigte Biden klare Kante.
Sein Sohn habe wie viele andere Menschen ein Drogenproblem gehabt. "Er hat es in Ordnung gebracht. Er hat daran gearbeitet. Und ich bin stolz auf ihn."
Biden und die Verbündeten
Biden ist kein Visionär. Ein Politikwissenschaftler bezeichnete ihn kürzlich als "ultimativen Traditionalisten", als es um Amerikas Beziehungen zu Verbündeten und Partnern in der Welt ging.
Biden will das Land nach Trump "zurück zur Normalität" führen und zusammenbringen. Er beschwört die alten Zeiten, als Obama und er im Weißen Haus waren und die USA als berechenbarer Partner galten.
"Das Erste, was ich tun muss, und ich scherze nicht: Wenn ich gewählt werde, muss ich mit den Staatschefs telefonieren und sagen, dass Amerika zurück ist, Sie können auf uns zählen", sagte Biden kürzlich.
"Ich werde ein Präsident sein, der unseren Verbündeten und Freunden zur Seite steht", sagte er an anderer Stelle. "Ich werde unseren Gegnern deutlich machen, dass die Zeiten des Einschmeichelns bei Diktatoren vorbei sind." (msc/dpa)
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