Wahlkampf USA - TV-Duell Harris Trump
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Und - die Zeit läuft: Der Sender ABC News überträgt am Dienstagabend (Mittwochmorgen 3:00 Uhr mitteleuropäischer Zeit) die TV-Debatte zwischen den US-Präsidentschaftskandidaten Kamala Harris (Demokraten) und Donald Trump (Republikaner). Das mit Spannung erwartete Rede-Duell findet im National Constitution Center in Philadelphia statt.
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Die Regeln wurden Tage vor dem Duell klar festgezurrt: Das Mikrofon des Kontrahenten bleibt stumm geschaltet, während der andere spricht, jedem steht die gleiche Redezeit zu. Dennoch haben die beiden Moderatoren Linsey Davis und David Muir (nicht im Bild) im Verlauf der Debatte alle Hände voll zu tun, die beiden Kontrahenten Donald Trump (li.) und Kamala Harris (re.) im Zaum zu halten.
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Pressevertreter hören im sogenannten "Spin Room", dem Bereich, in dem Reporter nach dem TV-Duell mit beiden Debattenteilnehmern sprechen können, konzentriert zu. Es gibt viel zu notieren, und vor allem: Fakten zu checken. Denn beide Kontrahenten nehmen es mit exakten Zahlen in ihren Argumentationen manchmal nicht so genau. Insbesondere Trump "glänzt" häufig mit unwahren Behauptungen.
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Nomen est omen? Natürlich ist das Rede-Duell ein Ereignis, dass sich einige US-Amerikaner wie ein Sportereignis live mit anderen Interessierten ansehen wollen. Hier versammeln sich Zuschauer in der "Angry Elephant Bar and Grill", zu Deutsch in etwa: "Wütender Elefant Bar".
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Zu Beginn punktet Harris, indem sie Trump mit gezielten Vorwürfen und Provokation aus dem Konzept bringt. Sie wirft ihm vor, keine Idee für die Amerikanerinnen und Amerikaner zu haben. Trump fühlt sich sofort provoziert, berichtet von seinen "brillanten Ideen", die ihm angeblich "alle Wirtschaftsexperten" bestätigen.
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Einige nehmen den verbalen Schlagabtausch mit einem gewissen Amüsement zur Kenntnis, ...
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... andere wiederum fassen sich nur an den Kopf bei einigen Äußerungen.
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Hier gibt es Applaus, als eine Antwort Trumps von einem Moderator der Debatte infrage gestellt wird. Auffällig war, dass sowohl Linsey Davis als auch David Muir entsprechende Aussagen beider Kandidaten mit "Das stimmt so nicht" oder "Das entspricht nicht der Wahrheit" konterten.
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Beide Lager werden das TV-Duell für sich als Sieg werten. Harris hat sich in Summe sehr gut geschlagen, wirkte "präsidial", souverän. Trump zeigte seine typische Seite, mit teils erratischen, zusammenhanglosen Statements. Aber das ist es, was seine Fans von ihm kennen und auch erwarten.
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Trumps Kern-Aussage: "Wir sind eine scheiternde Nation. Wir sind eine Nation, die sich in einem ernsthaften Niedergang befindet." Verantwortlich dafür sei die derzeitige Administration unter Präsident Joe Biden und dessen Vizepräsidentin Kamala Harris. Wie fast schon gewohnt wiederholte Trump aber auch Verschwörungserzählungen wie die, dass Einwanderer in Springfield "Katzen und Hunde, Haustiere" essen würden.
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Harris entgegnet, dass das amerikanische Volk "heute Abend zwei sehr unterschiedliche Visionen für unser Land gehört" habe. "Eine, die sich auf die Zukunft konzentriert, und eine andere, die sich auf die Vergangenheit konzentriert." Sie wolle eine Präsidentin sein, die die Grundrechte und -freiheiten schützen werde, "einschließlich des Rechts der Frau, über ihren eigenen Körper zu entscheiden".
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Aus Trumps Sicht hätten sie und Biden dreieinhalb Jahre Zeit gehabt, die Grenze zu reparieren und Arbeitsplätze zu schaffen. Stattdessen hätten sie aber das Militär geschwächt und Kriminelle ins Land gelassen, die es zerstören, behauptet der Republikaner - ohne irgendwelche Nachweise für diese Behauptungen anzuführen. Nun sage Harris, sie werde viele wunderbare Dinge tun - der vielleicht stärkste Moment von Trump. "Warum hat sie es nicht getan?", fragte er mehrfach und bescheinigte Biden und Harris, "der schlechteste Präsident, die schlechteste Vizepräsidentin in der Geschichte unseres Landes" zu sein.
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Trotz aller rhetorischer Überlegenheit: Inhaltlich konnte Harris nicht immer überzeugen. Zwar schlug sie sich in ihrer ersten TV-Debatte als Präsidentschaftskandidatin sehr gut, aber in einigen Wirtschafts- und Außenpolitik-Fragen konnte sie nicht so punkten, wie man das von ihr erwarten durfte. Pluspunkte sammelte sie erwartungsgemäß bei den Themen Abtreibungsrecht, Minderheitenschutz und Sozialpolitik.
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Trump macht Trump-Dinge: Der ehemalige Präsident liefert das, was man von ihm erwarten kann. In teils nicht immer verständlichen, mitunter wirren Sätzen bringt er seine wichtigsten Themen, allen voran Migration, die US-Wirtschaft und die Außenpolitik, immer wieder so unter, dass die Message bei seinen Wählerinnen und Wählern ankommt. Auch vor persönlichen Attacken machte er wie gewohnt nicht Halt.
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Harris hat offenbar noch nicht genug: Unmittelbar nach dem TV-Duell bietet sie Trump eine Wiederholung an. "Unter den Scheinwerfern konnten die Amerikaner sehen, vor welcher Wahl sie im Herbst stehen werden: mit Kamala Harris vorwärtsgehen oder mit Trump rückwärtsgehen. Das ist es, was sie heute Abend gesehen haben und was sie bei einer zweiten Debatte im Oktober sehen sollten", teilte Harris' Wahlkampfteam mit. Gefolgt von der Frage: "Vizepräsidentin Harris ist bereit für eine zweite Debatte. Ist es Donald Trump?"