Nach dem Attentat absolviert Donald Trump seinen ersten öffentlichen Auftritt. Er ist jetzt offizieller Kandidaten der Republikaner für die Präsidentenwahl - und hat seinen Mitstreiter auserkoren.
Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump ist mit einem weißen Verband am Ohr auf dem Parteitag seiner Partei in Milwaukee erschienen. Er reckte erneut die Faust in die Höhe und wurde in der Veranstaltungshalle von den Delegierten bejubelt.
Dort posierte er mit seinem Kandidaten für das Amt des Vizepräsidenten, J. D. Vance. Die Menge rief "Kämpft, kämpft kämpft!". Trump wirkte erschöpft. Es war sein erster offizieller Auftritt nach dem Attentat am Wochenende, bei dem er am Ohr verletzt wurde.
Auf eine Rede auf der Bühne verzichtete Trump. Diese wird in der Nacht auf Freitag mitteleuropäischer Zeit erwartet.
Kurz nach der Verkündung der mit Spannung erwarteten Personalie, wen Trump als "Running Mate" gewählt hat, bestätigte der Parteitag in Milwaukee die Nominierung offiziell. Die Delegierten wählten zu Beginn der Großveranstaltung im US-Bundesstaat Wisconsin auch Trump zum Kandidaten für die Präsidentenwahl. Der Schritt galt nach dessen Sieg bei den parteiinternen Vorwahlen als Formalie.
Der demokratische Amtsinhaber
Trump hat sich einen Scharfmacher als Vize ausgesucht
Mit J.D. Vance holte sich Trump einen Scharfmacher an seine Seite. Mit dem Duo ist trotz der Furcht vor einer Gewaltspirale nach dem Attentat auf
Erst seit 2023 sitzt Vance für den Bundesstaat Ohio im Senat und gilt als rechter Hardliner. Sollte Trump die Präsidentenwahl im November gewinnen, wäre Vance einer der jüngsten Vizepräsidenten in der US-Geschichte. Er feierte einst mit seinen Memoiren "Hillbilly-Elegie" Erfolge. Der Bestseller gibt Einblick in eine Gesellschaftsschicht, die 2016 den Wahlsieg Trumps mit ermöglicht hatte.
Vance soll in der Nacht zu Donnerstag seine Antrittsrede halten, Trump einen Tag später. Am Montag nahm Vance bei dem Parteitag zunächst ein Bad in der Menge und wurde euphorisch bejubelt.
Vance war bereits länger im Gespräch
Vance nimmt kein Blatt vor den Mund und teilt gern aus. Nach dem Attentat auf Trump begann er sofort zu hetzen und machte US-Präsident Joe Biden persönlich für die Attacke verantwortlich. Im Senat votierte er im Frühjahr gegen die milliardenschwere Hilfe für die von Russland angegriffene Ukraine.
Zum Parteitag in Milwaukee kam der Senator mit seiner Ehefrau Usha Chilukuri Vance. Die Juristin lernte Vance an der Elite-Universität Yale kennen, sie ist Tochter indischer Einwanderer. Das Paar schüttelte zahlreiche Hände und ließ sich feiern. Die Menge rief "USA, USA, USA". Vance galt schon länger als Favorit für die Position des "Running Mate" - sein Name war jedoch nicht der einzige, der fiel.
Attentat auf Trump überschattet Parteitag
In den vergangenen Tagen hatten sich die Ereignisse im ohnehin schon aufgeheizten US-Wahlkampf überschlagen. Diskutierte vor vergangener Woche noch das ganze Land über Bidens mentale Fitness und Eignung als Präsidentschaftskandidat, verschob sich seit den Schüssen bei einem Wahlkampfauftritt Trumps im Bundesstaat Pennsylvania der Fokus.
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Wenige Stunden vor Beginn des Parteitags konnte Trump außerdem einen gewaltigen juristischen Sieg einfahren. In der Affäre um die Mitnahme geheimer Regierungsdokumente stellte die zuständige Richterin Aileen Cannon das Strafverfahren gegen Trump ein. Der juristische Erfolg gibt dem Ex-Präsidenten weiteren Rückenwind im Wahlkampf.
Nach dem Attentat auf Trump bei einem Wahlkampfauftritt am Wochenende hatte Biden vor weiterer Gewalt gewarnt und die Amerikaner aufgerufen, zusammenzurücken. "Wir lösen unsere Meinungsverschiedenheiten an der Wahlurne. So machen wir es - an der Wahlurne, nicht mit Kugeln", sagte Biden bei einer seltenen Ansprache an die Nation aus dem Oval Office im Weißen Haus.
Biden wirft Trump in TV-Interview zündelnde Rhetorik vor
Trotz seiner jüngsten Appelle zu Zusammenhalt im Land und Mäßigung im Wahlkampf warf Biden seinem politischen Kontrahenten Trump in einem am Montagabend (Ortszeit) ausgestrahlten Fernsehinterview zündelnde Rhetorik vor. "Er spricht von einem Blutbad, falls er verliert", sagte Biden in einem Interview des US-Fernsehsenders NBC.
Er argumentierte, Trumps Rhetorik heize die Debatte im Wahlkampf an, nicht seine. "Ich bin nicht der Mann, der gesagt hat, ich will am ersten Tag ein Diktator sein. Ich bin nicht der Mann, der sich geweigert hat, das Ergebnis der Wahl zu akzeptieren. Ich bin nicht der Mann, der gesagt hat, dass er das Ergebnis dieser Wahl nicht automatisch akzeptieren wird", sagte der Demokrat mit Blick auf Äußerungen Trumps.
Auf die Frage, was er selbst tun wolle, um die politische Debatte im Land etwas abzukühlen, sagte Biden, er werde weiter über die Dinge sprechen, auf die es ankomme. In Anspielung auf Trump sagte er, dazu gehöre, ob jemand das Ergebnis einer Wahl akzeptiere oder Migranten als "Ungeziefer" bezeichne. Dies sei zündelnde Sprache.
Eiserne Unterstützer Trumps hatten nach dem Attentat auf ihren Parteikollegen dem amtierenden Präsidenten vorgeworfen, seine Rhetorik gegenüber dem Republikaner sei für die Attacke mitverantwortlich. Biden bezeichnet seinen Konkurrenten regelmäßig als Gefahr für die US-Demokratie.
Ausnahmezustand in Milwaukee
Der Parteitag der Republikaner in Milwaukee begann unter hohen Sicherheitsvorkehrungen. In der Stadt am Westufer des Lake Michigan waren zahlreiche Straßen abgesperrt. Selbst in die Nähe des Veranstaltungsorts im Zentrum der rund eine halbe Million Einwohner zählenden Stadt kam man nur nach einer speziellen Sicherheitsüberprüfung. Bereits vor dem Attentat gegen Trump planten die Veranstalter mit vielen Sicherheitsmaßnahmen.
Neben den Delegierten waren Tausende weitere Menschen nach Milwaukee gereist - darunter Politiker, Parteimitglieder und Pressevertreter. (dpa/ank)
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