Die Familie des NS-Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer hat in einem offenen Brief gegen die Vereinnahmung Bonhoeffers in rechten Kreisen protestiert. Zitate von ihm seien unter anderem im Trump-Lager missbräuchlich genutzt worden.
In einem offenen Brief warnt die Familie des NS-Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer vor einem Missbrauch des Vermächtnisses des Theologen durch rechte Kreise im Lager von US-Präsidentschaftskandidat
Die Familie beklagt in ihrem Brief, dass Bonhoeffer-Zitate aus dem Zusammenhang gerissen, zu frommen Sprüchen und Widerstandspathos degradiert würden. Mit diesen Versatzstücken würden sich inzwischen viele schmücken, deren Absichten Bonhoeffers Denken und Handeln widersprächen - vom "Project 2025", einem von Ultrakonservativen und ehemaligen Mitarbeitern Trumps entwickelten Konzept für den kompletten Umbau des Regierungsapparats – bis zum deutschen Rechtsextremisten Björn Höcke.
Familie: Dietrich Bonhoeffer "war ein friedliebender, freiheitlich gesinnter Menschenfreund"
"Als direkte Nachfahren der sieben Geschwister des Theologen und von den Nazis hingerichteten Widerstandskämpfers können wir aufgrund der Familienüberlieferung bezeugen: er war ein friedliebender, freiheitlich gesinnter Menschenfreund", hieß es dort weiter. "Niemals hätte er sich in der Nähe rechtsextremer, gewalttätiger Bewegungen gesehen, die heute versuchen, ihn zu vereinnahmen." Genau diese Haltungen hätte Bonhoeffer kritisiert, schreiben die Nachfahren.
Nach Angaben der Funke-Zeitungen hatten deutsche und amerikanische Theologen bereits Mitte der Woche ebenfalls in einem offenen Brief gegen die Vereinnahmung des NS-Widerstandskämpfers protestiert. Christliche Nationalisten beriefen sich in der aufgeheizten Stimmung in den USA immer häufiger auf Bonhoeffer, hieß es demnach. Sein Leben und Werk würden in diesem Milieu zunehmend dazu benutzt, politische Gewalt zu legitimieren. (AFP/bearbeitet von ari)
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