Polen hat von der Bundesregierung Vorschläge dazu gefordert, in welcher Form das Land Wiedergutmachung für die während des Zweiten Weltkriegs erlittenen Schäden erhalten soll. "An Ideen dazu mangelt es nicht", sagte der polnische Außenminister Radoslaw Sikorski am Donnerstag bei einer Grundsatzrede vor dem Parlament. Deutschland könnte etwa finanzielle Unterstützung leisten für überlebende polnische Bürger, die Opfer des Nazi-Terrors während der Besatzungszeit waren.
Auch könnte sich Berlin am Wiederaufbau zerstörter historischer Bauten in Polen beteiligen und das Erlernen der polnischen Sprache in Deutschland sowie die Verbreitung des Wissens über die polnische Geschichte besser fördern, sagte er. Entscheidend aber wären laut Sikorski deutsche Investitionen in die Sicherheit Polens und die der gesamten Region. "Das wäre ein Ausdruck dafür, dass die Fehler der Vergangenheit verstanden wurden, und dass man den Herausforderungen der Zukunft die Stirn bietet."
Seit Mitte Dezember amtiert in Polen eine Mitte-Links-Regierung unter Donald Tusk. Zuvor hatte die mittlerweile abgewählte nationalkonservative PiS-Regierung mit antideutschen Tönen und der Forderung nach 1,3 Billionen Euro Reparationen für die von Hitler-Deutschland verursachten Weltkriegs-Schäden das Verhältnis zwischen beiden Ländern stark belastet.
Sikorski betonte, die Regierung Tusk sei dabei, die Beziehungen zu Deutschland zu reparieren. Man habe die konfrontative Rhetorik der Vorgängerregierung eingestellt und sei zu einem sachlichen Dialog zurückgekehrt. "Deutschland und Frankreich sind unsere wichtigsten Partner in der EU, und die Intensivierung der Zusammenarbeit im Weimarer Dreieck wird eine der außenpolitischen Prioritäten Polens", sagte er.
Der deutsche Überfall auf Polen am 1. September 1939 war der Beginn des Zweiten Weltkriegs mit mindestens 55 Millionen Toten - andere Schätzungen kommen sogar auf bis zu 80 Millionen. Genaue Zahlen gibt es nicht. Polen hatte gemessen an der Gesamtbevölkerung so viele Tote zu beklagen wie kein anderes Land. Nach den Berechnungen aus einem 2022 von der PiS-Regierung vorgestellten Bericht kamen dort durch Krieg und deutsche Besatzung mehr als 5,2 Millionen Menschen ums Leben. Zudem wurden den Angaben zufolge mehr als 2,1 Millionen Männer und Frauen als Zwangsarbeiter verschleppt. © dpa
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