Moskau hatte zu Sowjetzeiten großen Einfluss in den arabischen Ländern. Die Reste dieses Einflusses will sich Russlands Präsident Wladimir Putin bewahren - ein Grund, weshalb er im Syrienkonflikt den syrischen Diktator Baschar al-Assad stützt.

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Der Bürgerkrieg in Syrien dauert nun schon vier Jahre und hat nach UN-Angaben mehr als 200.000 Menschen das Leben gekostet. Nicht wenige machen für die Gewalteskalation allein Syriens Herrscher Baschar al-Assad verantwortlich. 2011 ging seine Regierung gewaltsam gegen Demonstranten vor, die der Arabische Frühling auch nach Syrien gebracht hatte. Der Bürgerkrieg, der damals seinen Anfang nahm, forderte auch Tausende zivile Opfer. Assads Regime greife "gezielt und systematisch" Zivilisten an, bombardiere Krankenhäuser, Schulen und Märkte, so die Menschenrechtsorganisation Amnesty International.

Russlands Präsident Wladimir Putin steht jedoch weiter hinter Assad - warum? "Putins Strategie ist es in erster Linie, außenpolitisch einflussreich zu bleiben", sagt Kristian Brakel, Analyst für den Nahen Osten der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP). Dazu gehört auch, im Nahen Osten eine wichtige Rolle zu spielen. Nach dem Ende des Kalten Krieges habe das Land viel Einfluss in der Region verloren - den Rest will Putin bewahren und vor allem Syrien als letzten Verbündeten im Nahen Osten behalten.

Mit seiner Pro-Assad-Haltung steht Putin nicht nur gegen die USA und andere westliche Staaten, sondern auch gegen die Türkei, deren Präsident Recep Tayyip Erdogan die Opposition in Syrien unterstützt und Assads Sturz will. Dabei könnte die Türkei ein wichtiger Partner für Russland sein. Denn sie haben gemeinsame Interessen, vor allem Wirtschaftsinteressen.

Türkei und Russland könnten Partner sein

Ein gemeinsames Projekt ist der Bau der Gas-Pipeline Turkish Stream durch das Schwarze Meer bis zur türkisch-griechischen Grenze. Damit würde Russland die Ukraine als Transitland für Gaslieferungen in die EU umgehen. Die Länder streiten seit dem Ausbruch der Ukraine-Krise immer wieder über die Preise und ausstehende Zahlungen. Russland hat angekündigt, von 2019 an gar kein Gas mehr durch die Ukraine in die EU liefern zu wollen. "Die Türkei ihrerseits hat aufgrund ihrer wachsenden Wirtschaft einen großen Energiehunger, man hofft, russisches Gas könnte das lösen", sagt Brakel.

Erdogan und Putin wären auch insofern gute Partner, als sie durch ihre Politik den Westen jüngst des Öfteren gegen sich aufgebracht haben - und deswegen Verbündete suchen. Dass die Türkei nun die USA im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) unterstützt, ist kein Hindernis. Putin ist nicht gegen den Anti-IS-Kampf, zumal sich auch aus seinem Land junge Menschen den IS-Kämpfern anschließen.

Zudem dürfte Erdogans Ziel bei dieser Mission nicht in erster Linie eine stärkere Bindung an den Westen sein. Er hofft offenbar vielmehr, dass die USA für eine Pufferzone in Nordsyrien sorgen. Das Gebiet an der türkisch-syrischen Grenze soll eine IS-freie Sicherheitszone sein, in die syrische Bürgerkriegsflüchtlinge aus der Türkei in ihr Heimatland zurückkehren sollen. Vor allem wolle Erdogan aber verhindern, dass die von ihm verhassten kurdischen Kämpfer diesseits und jenseits der Grenze ein zusammenhängendes Gebiet unter ihre Kontrolle bekommen, sagt Brakel.

Lässt Wladimir Putin Baschar al-Assad fallen?

Die USA machen keine Versprechungen hinsichtlich einer solchen Zone, aber jede Art von Entgegenkommen dürfte von Erdogan als Erfolg seiner Politik gewertet werden und als eine Aufwertung der Türkei als politischer Akteur in der Region. In diesem Bestreben ähnelt Erdogan Putin. Die beiden haben, so Brakel, noch weitere Gemeinsamkeiten: Sie sind schon lange an der Macht und "haben eine Allergie gegen Kritiker entwickelt".

Glaubt man Erdogan, könnten Russland und die Türkei auch in Sachen Assad bald an einem Strang ziehen. Nach einem Treffen mit Putin sagte Erdogan laut Medienberichten, er sehe Anzeichen für eine Distanzierung Putins zum syrischen Machthaber. Putin "teile nicht länger die Meinung, dass Russland Assad bis zum Ende unterstützen muss".

Für Brakel kein undenkbares Szenario. Denn Putin sei zwar der Einfluss in Syrien wichtig, aber nicht so sehr die Person Baschar al-Assad.

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