Zug-Attacke bei Würzburg, Amoklauf in München, Messer-Angriff in Reutlingen und Bombenanschlag in Ansbach: Deutschland wird innerhalb einer Woche von einer Serie an Gewalttaten erschüttert. Wer sind die Täter, wer die Opfer, was die Motive? Der Fakten-Überblick zu den dramatischen Ereignissen.
Axt-Attacke in Regionalzug bei Würzburg (21.7.2016)
Was war passiert?
Ein Mann greift mit Axt und Messer bewaffnet in einem Regionalzug bei Würzburg Fahrgäste an. Vier Menschen werden schwer verletzt, eine fünfte Person leicht.Wer ist der Täter?
Ursprünglich ging man von einem 17 Jahre alten Flüchtling aus Afghanistan aus. Doch daran wurden bald Zweifel laut. Es gebe Anhaltspunkte, wonach sich der Täter bei seiner Registrierung in Deutschland als Afghane ausgab, um seine Chancen zur Anerkennung als Flüchtling zu erhöhen, berichtete das "heute-journal". In seinem Zimmer hätten Ermittler ein pakistanisches Dokument gefunden.Wer sind die Opfer?
Die vier Verletzten im Zug gehörten zu einer Urlauberfamilie aus Hongkong. Vater (62), Mutter (58), ihre Tochter (26) sowie deren Freund (30) wurden verletzt, wie die Deutsche Presse-Agentur in Hongkong erfuhr. Ein fünfter Mitreisender, der 17-jährige Sohn, sei unverletzt davon gekommen, berichtete eine amtliche Quelle, die nicht genannt werden wollte. 14 Menschen erlitten einen Schock.Was ist das Tat-Motiv?
Auslöser könnte der Tod eines sehr guten Freundes in Afghanistan gewesen sein. Der 17-Jährige habe sich an "Ungläubigen" rächen wollen - für das Leid, das diese seinen muslimischen Freunden zugefügt hätten. So steht es zumindest in einem Abschiedsbrief an den Vater. Obwohl der IS die Tat für sich beanspruche, gibt es Zweifel an dieser Verbindung.Reaktionen zur Tat
Kurz nach der blutigen Attacke sorgte Grünen-Politikerin Renate Künast mit einem Tweet für Aufregung. Der Grund: Sie hatte das Vorgehen der Polizei hinterfragt. Diese hat den 17 Jahre alten Angreifer erschossen.Künast hatte mit ihrer Polizei-Kritik für einen Sturm der Empörung gesorgt.
Amoklauf in München (22.7.2016)
Was war passiert?
Ein junger Mann hatte am Freitagabend nahe des Olympia-Einkaufszentrums im Nordosten Münchens wild um sich geschossen. Zehn Menschen kamen ums Leben, darunter der Attentäter, der sich selbst erschoss. Über 30 Menschen wurden verletzt. In der Innenstadt brach nach Falschmeldungen über einen weiteren Anschlag Panik aus.Wer ist der Täter?
Ein 18-jähriger Deutsch-Iraner. Geboren und aufgewachsen in München. David S. soll sich viel mit Computer-"Ballerspielen" beschäftigt und den Attentäter des Amoklaufs von Winnenden sowie den Massenmord des Norwegers Anders Behring Breivik verherrlicht haben. Die Handfeuerwaffe, eine Glock 17 Kaliber 9mm, hatte er sich im sogenannten "Darknet" besorgt.Wer sind die Opfer?
Der Täter hat neun Menschen erschossen. Die Opfer sind hauptsächlich Jugendliche: drei 14-Jährige, zwei 15-Jährige, ein 17-Jähriger, ein 19-Jähriger, ein 21-Jähriger und eine 45-Jährige. Die Verstorbenen sind offenbar aus München und Umgebung. Bei den Verletzten befanden sich einige Personen noch in äußerst kritischem Zustand.Was ist das Tat-Motiv?
Psychische Probleme, keine politische Motivation, willkürliche Auswahl der Opfer: Das sind erste Ermittlungsergebnisse zum Amoklauf in München. Eine spontane Tat war es demnach nicht.Reaktionen zur Tat
Bayerns MinisterpräsidentHorst Seehofer (CSU) hat sich vom Anschlag in München "tief erschüttert" gezeigt. Die "brutale und menschenverachtende Tat" erfülle alle "mit Trauer und Schrecken". Die Gedanken seien bei Opfern und Angehörigen. Weiter betonte Seehofer: "Ohne Sicherheit gibt es keine Freiheit". Kanzlerin Angela Merkel äußerte sich erstmals rund 20 Stunden nach der Tat. Doch nicht nur in Deutschland, weltweit gab es Solidaritätsbekundungen.
Messer-Angriff in Reutlingen (24.7.2016)
Was war passiert?
Ein Mann war mit einem langen Döner-Messer bewaffnet durch Reutlingen gelaufen und hatte um sich geschlagen. Es gab ein Todesopfer und mehrere Verletzte.Wer ist der Täter?
Auf die schriftliche Mitteilung der Polizei, dass es sich bei dem Tatverdächtigen "um einen 21-jährigen Asylbewerber aus Syrien" handele, reagierten Menschen im Internet mit fremdenfeindlichen Kommentaren. "Für den Tathergang spielt es keine Rolle", hieß es bei der Polizei. "Aber wir nennen Ross und Reiter."Wer sind die Opfer?
Eine 45 Jahre alte Frau wurde getötet. Fünf weitere Menschen wurden in der Folge verletzt.Was ist das Tat-Motiv?
Die Polizei geht aktuell von einem Beziehungsstreit aus. Anhaltspunkte für einen terroristischen Anschlag gebe es nicht.Reaktionen zur Tat
Die Bundesregierung hat sich erschüttert gezeigt. "Wir trauern mit den Angehörigen der getöteten Frau in Reutlingen und sind in Gedanken bei den Angehörigen der Verletzten von Reutlingen und Ansbach", sagte die Vize-Regierungssprecherin Ulrike Demmer.
Bombenanschlag in Ansbach (24.7.2016)
Was war passiert?
In Ansbach bei Nürnberg war mindestens ein Sprengsatz explodiert - ein Mann starb, es gab mehrere Verletzte. Ziel war wohl ein Musikfestival. Bei dem Toten handelt es sich um den mutmaßlichen Täter. Der Mann wollte offensichtlich die Bombe mit scharfkantigen Metallteilen in seinem Rucksack am Konzertgelände mit etwa 2.500 Besuchern zünden. Ihm wurde aber der Einlass verwehrt.Wer ist der Täter?
Der mutmaßliche Täter ist ein 27 Jahre alter Flüchtling aus Syrien. Der Mann sei vor zwei Jahren nach Deutschland gekommen und habe einen Asylantrag gestellt. Der Antrag wurde vor einem Jahr abgelehnt, der Flüchtling sei seitdem geduldet gewesen.Wer sind die Opfer?
Zwölf Menschen wurden bei der Explosion in Ansbach verletzt, drei davon schwer.Was ist das Tat-Motiv?
Bei dem Anschlag handelt es sich um einen Terroranschlag mit islamistischer Überzeugung des Täters, sagte der bayerische Innenminister Joachim Herrmann. Der Mann beziehe sich auf Abu Bakr al-Baghdadi, den Anführer der Terrormiliz IS. Auf einem Handy gebe es eine Anschlagsdrohung des Täters selbst als Video. Der Täter kündige einen Racheakt gegen Deutsche an als Vergeltung, weil sie Muslime umbrächten. In einer ersten Übersetzung des arabischen Textes heiße es, der Täter handle im Namen Allahs. Zuvor war bekannt geworden, dass der 27-Jährige nach Bulgarien abgeschoben werden sollte. Der Mann sei öfter in psychiatrischer Behandlung gewesen, hieß es. Er soll bereits zweimal versucht haben, sich das Leben zu nehmen. Der Mann ist nach Angaben der Polizei schon früher strafrechtlich in Erscheinung getreten. Er sei wiederholt auffällig geworden, unter anderem wegen eines Drogendelikts, sagte Herrmann.Reaktionen zur Tat
"Meine persönliche Einschätzung ist, dass ich es leider für sehr naheliegend halte, dass hier ein echter islamistischer Selbstmordanschlag stattgefunden hat", sagte Bayerns Innenminister Herrmann am frühen Montagmorgen der Deutschen Presse-Agentur. Auf die Frage, ob der Täter im Zusammenhang mit der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) stehe, sagte der Minister: "Es ist dies auf jeden Fall nicht auszuschließen." Konkrete Hinweise auf den IS gebe es allerdings noch nicht.
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