- Grünen-Co-Chef Robert Habeck hatte am Sonntag im ZDF der Journalistin Shakuntala Banerjee Rede und Antwort gestanden.
- Die thematische Gewichtung des Sommerinterviews sorgte im Nachhinein für Kritik.
- In einer langen Stellungnahme erklärte nun Fragestellerin Banerjee, warum sie Habeck welche Fragen stellte.
Aus Sicht zahlreicher Beobachter ist ZDF-Journalistin
Auch unsere Redaktion hatte bemängelt, dass Banerjee im Gespräch "wertvolle Gelegenheiten verschenkt" hat und statt über Inhalte lieber über Wahlkampfstrategien und "persönliches Klein-Klein" sprechen wollte.
Fragestellerin Banerjee hat nun auf die Kritik reagiert: In einem langen Thread auf Twitter erklärte die 48-Jährige, dass es eine Frage des Standpunktes ist, ob Fragen "oberflächlich" sind oder nicht. "Manche fanden das Saarland-Thema unerheblich. Ich nicht." Die Partei wird in dem Bundesland bei der Bundestagswahl wegen eines schweren Streits in der Landespartei um die Listenaufstellung nicht per Zweitstimme wählbar sein.
Habeck hatte den "Riesenbock", wie ihn Banerjee bezeichnete, und die möglichen Konsequenzen für den Ausgang der Wahl in dem Interview heruntergespielt. "Das ist jetzt alles vergossene Milch", es müsse nach vorne geschaut werden.
Banerjee hakte aber immer wieder nach. Auch, weil sie vom Grünen-Spitzenmann Antworten auf aus ihrer Sicht zwei berechtigte Fragen haben wollte, wie sie nun im Nachhinein darlegte:
- "Wie erklärt man das denen, die Grün wählen wollten?"
- "Wie erklärt Habeck, dass er und seine Partei die simple Listenaufstellung nicht geschafft haben, aber die viel schwierigere Aufgabe des klimagerechten Gesellschaftsumbaus bewältigen können?"
Fragen nach dem Klimawandel wären "quasi" in Habecks Sinne gewesen
Auf die Kritik am Nachbohren bei der Causa Annalena Baerbock entgegnete Banerjee, man sehe gerade bei den Grünen, "dass Personal und Persönlichkeit handfeste Auswirkungen haben, in diesem Fall auf die Chance, das Land von oberster Stelle zu verändern". Die stellvertretende Leiterin des ZDF-Hauptstadtstudios Berlin gestand aber ein, dass man über Personalfragen "immer streiten" kann.
Dass der Klimawandel nicht das zentrale Thema im Interview mit Habeck bildete, erklärte die Journalistin einerseits damit, dass dieses "quasi in seinem Sinne" gewesen wäre, es ihm Gelegenheit gegeben hätte, "zu überzeugen". Banerjee verwies andererseits darauf, dass "die gigantische Herausforderung durch Klimawandel (...) an sehr vielen Stellen im ZDF-Programm" behandelt wird.
Das Fazit von Banerjee: "Das alles heißt nicht, dass mein Interview keine Kritik verdient." Ob es gut oder schlecht geführt war, solle jeder selbst nach journalistisch-handwerklichen Kriterien oder nach Geschmack entscheiden. (mf)
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