Wehrpflicht - Ersatzdienst - Zivildienst? Das war einmal. Dienstpflicht oder Freiwilligendienst? Darüber wird gerade heftig gestritten. So steht die Mehrheit der Bundesbürger zu dem Thema.
Die Debatte über eine allgemeine Dienstpflicht für junge Männer und Frauen nimmt weiter Fahrt auf. Vor allem aus der CDU kommt trotz rechtlicher Bedenken viel Zustimmung
"Sehr hilfreiche und gute Debatte"
Auch das Verteidigungsministerium in Berlin betonte, es gehe nicht um eine Rückkehr zur Wehrpflicht. Ministerin
Eine Erhöhung des Anteils Freiwilliger in der Bundeswehr bewertete der Sprecher zurückhaltend. Ein Großteil der Bundeswehr sei inzwischen auf hochprofessionelle Einsätze eingestellt, die mehrere Jahre Training erforderten. Dennoch stelle die Bundeswehr bis zu 12.500 Stellen für Freiwillige zur Verfügung, aktuell würden davon 8500 besetzt. Das sei "im Moment ausreichend". Die Lage werde aber von Jahr zu Jahr immer schwieriger.
"Haltung zeigen und Verantwortung übernehmen"
Die Diskussion war aufgekommen, nachdem CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer aus ihrer Parteibasis vom Bedauern über das Ende der Wehrpflicht und den Wunsch nach einer ersatzweisen Dienstpflicht bei Bundeswehr und im sozialen Bereich berichtet hatte. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) forderte eine Entscheidung bereits auf dem CDU-Bundesparteitag im Dezember. Der "Passauer Neuen Presse" (Dienstag) sagte er: "Unsere Aufgabe als Volkspartei ist es, Haltung zu zeigen und Verantwortung für Deutschland zu übernehmen."
CDU-Vize und Agrarministerin Julia Klöckner sagte: "Die aktuelle Diskussion zur allgemeinen Dienstpflicht kommt zur richtigen Zeit." Jetzt müsse eine breite politische und gesellschaftliche Debatte geführt werden. Unterstützung bekam der Vorstoß von CDU-Ministerpräsidenten. Sachsen-Anhalts Regierungschef Reiner Haseloff sagte der "Magdeburger Volksstimme", ein solcher Dienst diene der Persönlichkeitsentwicklung. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer regte in der "Bild"-Zeitung (Montag) eine Volksbefragung dazu an. Positiv äußerte sich auch der Stuttgarter CDU-Landeschef und Bundesvize Thomas Strobl.
Lindner spricht von "Sommerloch-Thema"
Der nordrhein-westfälische Sozialminister Karl-Josef Laumann (CDU) lehnt einen verpflichtenden Dienst dagegen ab. Der "Rheinischen Post" (Montag) sagte er: "Ich möchte später nicht von jemandem gepflegt werden, den der Staat dazu gezwungen hat." FDP-Fraktionschef
Verstoß gegen den Grundgesetz
Zahlreiche Politiker und Experten zweifeln unterdessen an der verfassungsrechtlichen Zulässigkeit eines verpflichtenden Dienstes junger Leute in Bundeswehr oder zivilen Einrichtungen. Eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums sagte, es sei juristisch fraglich, ob dies mit dem Grundgesetz vereinbar und europarechtlich zulässig sei. Das müsse "sehr gründlich verfassungsrechtlich geprüft werden". Eine Sprecherin des Familienministeriums sagte, es sei klar, "dass die rechtlichen Hürden für ein Pflichtjahr hoch wären."
Das Deutsche Rote Kreuz (DRK), mit 12.000 Stellen nach eigenen Angaben bundesweit größter Anbieter des Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ), begrüßte die aktuelle Debatte. Sie könne zur Stärkung von sozialem und bürgerschaftlichem Engagement führen, sagte ein Sprecher der "Stuttgarter Zeitung" und den "Stuttgarter Nachrichten" (Dienstag). Das Rote Kreuz plädiere aber eher für einen Ausbau der derzeitigen Freiwilligendienste.
AfD für Wiedereinführung der Wehrpflicht
Die Sozialorganisation AWO lehnt ein soziales Pflichtjahr grundsätzlich ab. Ihr Bundesvorsitzender Wolfgang Stadler sprach von einer "Sommerlochidee". Weder würden damit Solidarität und Gemeinsinn gestärkt, noch der Fachkräftemangel im sozialen Bereich bekämpft werden.
Eine Wiedereinführung der Wehrpflicht findet dagegen nur die AfD sinnvoll. Ihr Fraktionsvorsitzender Alexander Gauland sagte: "Die Bundeswehr würde auf einen Schlag ihr Rekrutierungsproblem lösen. Unsere jungen Frauen und Männer würden als Staatsbürger in Uniform einen Pflichtdienst für ihr Vaterland tun." (mss/dpa)
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