Zum Jahreswechsel lebten 84,7 Millionen Menschen in Deutschland. Die Zahl wächst weiterhin wegen der Zuwanderung. Allerdings kamen im vergangenen Jahr unter dem Strich deutlich weniger Menschen ins Land als 2015 und 2022.

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Trotz geringerer Zuwanderung nach Deutschland wächst die Bevölkerung einer Schätzung des Statistischen Bundesamtes zufolge an. In der Summe lebten zum Jahreswechsel mindestens 84,7 Millionen Menschen hierzulande, wie die Wiesbadener Behörde am Donnerstag mitteilte.

Die sogenannte Nettozuwanderung - der Saldo aus Zu- und Fortzügen - war laut Destatis auch im Jahr 2023 die alleinige Ursache des Bevölkerungswachstums. "Wie in allen Jahren seit der deutschen Vereinigung fiel die Bilanz der Geburten und Sterbefälle auch 2023 negativ aus, da erneut mehr Menschen starben als geboren wurden", erklärten die Fachleute.

Zuwanderung rückläufig – aber auf hohem Niveau

Schätzungsweise seien 680.000 bis 710.000 Menschen mehr nach Deutschland gekommen, als ins Ausland fortgezogen seien. Im Vergleich zu den Jahren mit besonders starker Zuwanderung von Geflüchteten 2015 (netto 1,14 Millionen) und 2022 (1,46 Millionen) war die Zuwanderung 2023 damit deutlich geringer.

Im langfristigen Kontext war sie laut Destatis allerdings auf hohem Niveau und vergleichbar nur mit den Jahren 1991 (603.000) und 1992 (782.000), "als viele Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion sowie Kriegsflüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien nach Deutschland kamen."

Sieben Prozent weniger Geburten als 2022

Zugleich seien auch die Geburtenzahl und die Zahl der Sterbefälle zurückgegangen. Ausgehend von den bereits vorliegenden Meldungen der Standesämter sank die Zahl der Geburten vom Jahr 2022 auf 2023 um etwa sieben Prozent, sodass "mit 680.000 bis 700.000 Geborenen zu rechnen" sei, wie es vom Statistischen Bundesamt weiter hieß (2022: 738.819). Die Zahl der Gestorbenen sei um rund vier Prozent auf etwa 1,02 Millionen gesunken (2022: 1,07 Millionen).

Aus der Schätzung der Geburten- und Sterbefälle ergibt sich ein Geburtendefizit (Differenz zwischen Geburten und Sterbefällen) von mindestens 320.000. Dies entspricht etwa dem Niveau des Vorjahres (328.000) und ist deutlich höher als im gesamten Zeitraum von 1991 bis 2021.

"Babyboomer" erreichen das Rentenalter

"Wie 2022 war auch 2023 die Zuwanderung im langfristigen Vergleich sehr hoch. Die Zugewinne bei der Bevölkerungszahl erklären sich durch die überdurchschnittliche Zuwanderung", kommentierte Sebastian Klüsener vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) auf dpa-Anfrage die Entwicklung.

Auch der Alterungsprozess setze sich fort: Babyboomer - also Angehörige geburtenstarker Jahrgänge - erreichen das Rentenalter. "Damit kommen in den nächsten 10 bis 15 Jahren Herausforderungen auf die Sozialversicherungssysteme, den Arbeitsmarkt und uns alle zu."

Die Geburtenrate wirkt sich laut Klüsener dämpfend auf die Bevölkerungsentwicklung aus. In Deutschland würden die Geburtenraten allerdings aktuell weniger stark sinken, als das in vielen anderen westeuropäischen Ländern der Fall sei. (dpa/fab)

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