- Mit dem Start in den Frühling muss sich nicht nur die Haut wieder an die Sonne gewöhnen, sondern auch die Haare.
- Der Haarpraktiker Michael Rogall gibt Tipps, wie sie jetzt zu pflegen sind, damit sie keinen Schaden davontragen.
- Außerdem verrät er, wie die Haare sich passend zur Jahreszeit ganz natürlich aufhellen lassen.
Im Frühling treibt es uns wieder mehr ins Freie und die Mützen verschwinden vom Kopf. Viel Sonnenschein sind unsere Haare nach dem Winter nicht gewohnt. Herr Rogall, worauf gilt es jetzt zu achten?
Michael Rogall: Als Basis sollten wir unsere Haare und die Kopfhaut regelmäßig bürsten. Die Schuppenschicht der Haare umschließt sie durchs Bürsten – ähnlich wie ein Reißverschluss, den man zuzieht. Das Haar bleibt dadurch widerstandsfähiger, fester, flexibel, speichert Feuchtigkeit und glänzt – und ist dadurch weniger anfällig für Einflüsse von außen. Im Frühling und dann im Sommer wird der Stoffwechsel angekurbelt, wodurch die Haare schneller wachsen. Im Sommer etwa wachsen sie um die Hälfe mehr als im Winter. Darum kann es im Frühjahr vorkommen, dass die Kopfhaut etwas mehr schuppt und wir etwas mehr Haare als gewöhnlich verlieren. Im Frühling setzt die Zellerneuerung ein.
Was bedeutet das für die tägliche Haar-Routine?
Durch das Bürsten beschleunigt sich die Erneuerung der Zellen: Alte Hautzellen gehen ab und die neue Haut verdickt sich mit dem zunehmenden Licht, um sich zu schützen. Die Haare dienen uns ebenso wie die Haut als Schutzkleid gegen äußere Einflüsse wie Sonnenlicht. Das ist auch im Urlaub entscheidend. Denn Meersalz etwa quillt die Haare auf. Je geschlossener das Haar dann ist, desto besser. Es empfiehlt sich übrigens auch für die Haare, den Körper durch eine Diät oder den Verzicht auf Alkohol zu reinigen und dadurch den Stoffwechsel anzukurbeln.
Abgesehen vom regelmäßigen Bürsten: Welche Pflegemittel schützen die Haare im Frühjahr?
Viele haben nach dem Winter eher dunkle Haare. Außerdem fehlt ihnen durch die Kälte und Heizungsluft Feuchtigkeit und das Haar fliegt schneller. Das sollte mit dem guten Wetter eigentlich aufhören. Wer aber feststellt, dass die Haare weiterhin fliegen und trocken sind, kann nachhelfen. Ich empfehle Pflegeprodukte mit Aloe Vera, um für mehr Feuchtigkeit zu sorgen.
Wie sieht es mit Sonnenschutz-Sprays aus, die das Haar schützen sollen?
Von Sonnenschutz-Sprays für die Haare rate ich ab. Denn die meisten davon enthalten Silikon und Polyquaternium. Diese Substanzen legen sich um das Haar, wodurch auch keine Feuchtigkeit mehr hineinkommt. Das Ergebnis: Die Haare trocknen aus und werden schlapp. Ein natürliches Mittel, das wir im Sommer ins Haar einmassieren können, ist Olivenöl. Das besitzt einen natürlichen Lichtschutzfaktor von 1,5 und spendet Feuchtigkeit. Ein weiterer Tipp: zu neutralen Pflanzenhaarfarben greifen. Die legen sich wie ein natürlicher Schutz ums Haar. Die Farben gibt es nicht nur in Henna, sondern mittlerweile auch in natürlichem Blond. Die Haarfarben sorgen noch dazu für einen warmen Schimmer und binden Feuchtigkeit.
Ist es ein Muss, die Haare im Frühjahr besonders zu schützen?
Im Frühling selbst ist Sonnenschutz fürs Haar noch nicht notwendig, da die Sonne noch nicht so intensiv ist. Wer sicher gehen möchte, kann seine Kopfhaut und Haare durch eine Kopfbedeckung schützen. Bei Temperaturen rund um 15 Grad halte ich das allerdings noch nicht für essenziell.
Worauf sollten wir beim Friseurbesuch achten? Viele setzen im Frühjahr auf helle Nuancen…
Auf jeden Fall rate ich dazu, die trockenen Spitzen, bedingt durch den Winter, abzuschneiden. Wer Strähnen möchte, sollte beachten, diese nicht zu hell zu färben. Denn je heller die Haare blondiert werden, desto eher gehen sie kaputt. Bei einer Blondierung werden die Haarpigmente zerstört – und unser Haar sozusagen zu einer leblosen Hülle. Es kann dann keine Feuchtigkeit mehr speichern. Hinzu kommt: Sonne oder auch Meerwasser tun das Übrige und lassen das Haar nochmal einen Tick heller werden. Wer also färben möchte, sollte das ganz nach dem Motto: Weniger ist mehr.
Statt die Haare zu färben oder zu blondieren, setzten manche auf natürliche Aufheller. Welche Tricks gibt es und wirken sie auch?
Kamille und Zitrone funktionieren auf jeden Fall. Aber man sollte sehr vorsichtig dabei sein: nicht zu viel nehmen und nicht zu oft verwenden. Wenn Sie sich etwa zwei Wochen nach dem ersten Mal die Haare wieder mithilfe von Kamille bleichen, kann das sogar schon einen Haaransatz geben. Außerdem steckt in Kamille Gerbsäure. Zu viel davon lässt die Haare austrocknen. Darum: Unbedingt zwei bis drei Monate Pause nach dem Färben mit Zitrone oder Kamille machen. Ein bisschen Aufhellung kann schön aussehen und den Haaren guttun – zu viel des Guten nicht.
Wie lassen sich die Haare mithilfe von Kamille aufhellen?
Um die Haare mit Kamille aufzuhellen, benötigt man Kamillentee – und idealerweise Sonnenschein. Fünf Beutel in einem Liter Wasser für rund 20 Minuten ziehen lassen. Nach dem normalen Haarewaschen die Haare leicht abtrocknen und im Anschluss das Kamillen-Wasser gleichmäßig in den Haaren verteilen. Im Anschluss setzen Sie sich in die Sonne und lassen die Mischung einziehen. Das Kamillen-Wasser wirkt zwar auch ohne die Sonne; sie verstärkt die Wirkung aber.
Und wie wird das Haar mithilfe von Zitrone heller?
Für eine Aufhellung durch Zitrone einfach die Zitrusfrucht auspressen. Dann können Sie den Zitronensaft etwa auf einzelnen Strähnen verteilen. Ich empfehle, den puren Saft mit einem Kamm durchs Haar zu ziehen.
Mit den steigenden Temperaturen kommen auch Outdoor-Fans wieder auf ihre Kosten. Beim Sport binden viele ihre Haare zurück. Ist das schädlich?
Nein, ein Pferdeschwanz schadet dem Haar nicht. Entscheidend ist, keine einschneidenden Gummis zu verwenden und auch Metallklammern können auf Dauer schaden. Aber an sich halten Haare das locker aus.
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