Als James Bond den Martini mit Wodka trank, hatte der Gin keine Chance mehr. Nach einigen Jahren als unverdiente Randerscheinung der Bar-Kultur ist der Gin nun zurück – und avanciert zum Trend.

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Der Gin kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Im 17. Jahrhundert wurde der Wacholderschnaps als Arznei gegen Magenleiden verabreicht. Als Genussgetränk kennt ihn die internationale Kulturgeschichte bis heute. Und seit einigen Jahren erfreut sich der Gin einer Renaissance: Noch nie waren die Auswahl und das Interesse an Gin größer als heute.

Im Zuge der Retrowelle in der Barkultur finden klassische Drinkrezepte wieder mehr Liebhaber. Und im Spiel mit heimischen Zutaten erobern spannende Neukreationen den Markt. Ein Grund mehr, in die facettenreiche Welt der Gin-Sorten einzutauchen.

Was ist Gin eigentlich – und was macht ihn so beliebt?

Kurz gesagt ist Gin (von franz. genévrier: Wacholder) ein Getreide-Destillat mit Wacholdergeschmack. Jeder Gin erhält seine eigene charakteristische Note aus der fein abgestimmten Aromatisierung mit Gewürzen, den "Botanicals". Klassische Gin-Botanicals sind Koriandersamen, Zitrone, Bitterorange und Angelikawurzeln. Diese Basis wird nach eigenem Rezept weiter verfeinert und ausdifferenziert.

Kaum eine Spirituose ist so abwechslungsreich wie der Gin: Dank geschickter Kombination von Botanicals reicht die geschmackliche Vielfalt eines Gins von süßen über zitronige Noten bis hin zu kräuterlastigen Aromen. Als Bestandteil vieler Mischgetränke ist Gin ausgesprochen beliebt: Mit seinem individuellen Geschmack verleiht er jedem Cocktail seinen ganz eigenen Charakter.

Gin-Wissen: Wie wird Gin eigentlich gemacht?

Gin-Sorten höchster Qualität müssen nach EU-Verordnung mindestens 37,5 % Alkohol enthalten und dürfen nur aus natürlichen und naturidentischen Aromastoffen bestehen. Der charakteristische Wacholdergeschmack muss bei einem echten Gin immer dominieren. Die Herstellung des Gins ist relativ einfach:

1. Grundstoff: Die meisten Gins basieren auf einem Neutralalkohol aus Getreide, Melasse oder Kartoffel.

2. Botanicals: Mit den Botanicals kommt die gintypische Magie ins Spiel. Beeren, Samen, Rinden, Früchte, Gewürze und Kräuter: Jeder Gin hat dank dieser Aromen seine individuelle Note und Rezeptur.

3. Destillation: Im 17. Jahrhundert wurde Gin häufig in Badewannen angesetzt. Das gehört der Vergangenheit an – heutzutage wird Gin nach dem Einlegen der Botanicals ("Mazeration") auf hochwertigen Destillationsanlagen gebrannt.

Gin richtig trinken: Der Gin und das Tonic

Gin eignet sich hervorragend für Cocktails und Longdrinks. Er wird nur sehr selten pur getrunken. Wer gerne mit Aromen, natürlichen Zutaten und Garnituren experimentiert, wird am Gin seine Freude haben. Hier gibt es kein Richtig oder Falsch, sondern nur die eigenen geschmacklichen Vorlieben. Um Gin richtig zu trinken, brauchen Sie eigentlich nur eins: viel Eis.

Meist wird der Gin unter Beigabe eines Tonics als "Gin Tonic" getrunken. Der Markt für Tonic Water hat sich in den letzten Jahren sehr breit aufgefächert. Experimentierfreudige Genießer können aus einer Vielzahl aromatisierter Tonics für ihre Kreationen wählen.

Dass in jeden Gin eine Gurke oder Zitrone gehört, ist allerdings ein Klischee. Je nach Charakter des Gins unterstützen Orangenschalen, Pfeffer, getrocknete Beeren oder Zimtstangen das Gin-Aroma. Hier ist weniger allerdings mehr: Eine intensive Garnitur kann den Wacholdergeschmack zu stark dominieren oder gänzlich erschlagen.

Wie unterscheiden sich die verschiedenen Gin-Sorten?

Bei der Klassifizierung von Gin-Sorten wird vor allem nach den Herstellungsverfahren unterschieden. Laut EU-Verordnung ist Gin eine "Spirituose mit Wacholdergeschmack, die durch Aromatisieren von Ethylalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs gewonnen wird". Im Wesentlichen sind folgende drei Gin-Sorten zu unterscheiden.

London Gin / London Dry Gin

Der London Gin ist in Europa am stärksten reglementiert. Er wird durch die doppelte Destillation von Ethylalkohol unter dem Zusatz von ausschließlich pflanzlichen Stoffen hergestellt. Der London Gin ist somit die reinste Sorte Gin. Er muss:

  • mindestens 37,5 % Vol. Alkohol enthalten
  • auf pflanzlichem Alkohol beruhen
  • mit natürlichen Zutaten aromatisiert werden, wobei alle Zutaten gleichzeitig hinzugegeben werden
  • frei von im Nachgang hinzugefügten Aromen, Zuckern oder Färbemitteln sein

Die Bezeichnung "London Gin" kann durch den Zusatz "Dry" ergänzt werden, wenn keinerlei süßenden Elemente zugesetzt sind.

Dry Gin / Destillierter Gin

Distilled Gins sind dem London Gin sehr ähnlich. Beide Gin-Sorten sind mindestens doppelt destilliert und haben einen Mindestalkoholgehalt von 37,5 Volumenprozent. Allerdings dürfen beim Distilled Gin nach der Destillation Ethylalkohol oder künstliche oder natürliche Aromastoffe zugesetzt werden. Außerdem können Botanicals zu jedem Zeitpunkt des Herstellungsprozesses zugegeben werden.

Sloe Gin

Der Sloe Gin wird nicht destilliert und ist daher eigentlich ein Likör. Die Früchte des Schlehdorns werden hierbei mit Gin versetzt und gezuckert. Obwohl die meisten Sloe Gins den Mindestalkoholgehalt nicht erreichen, dürfen sie die Bezeichnung "Gin" führen. Der Sloe Gin fällt besonders durch seine rötliche Farbe auf.

Klassische Gin-Marken, die Sie kennen sollten

Obwohl die klassische Kombination aus Wacholder und Bitterlimonade weiterhin beliebt ist, haben sich in den letzten Jahren viele "moderne Gins" etabliert, die auf die dominante Wacholdernote verzichten und stattdessen den Zitrusnoten mehr Raum geben.

Andere neuartige Gins werden auf der Grundlage von Trauben oder anderen Obstsorten hergestellt. Kleine Destillerien drängen mit spannenden Neukreationen auf den Markt – und zwar aus aller Welt. Wer mit Gin-Wissen punkten will, bekommt es daher mit einer Vielzahl verschiedener Sorten und Kompositionen zu tun. In jeder guten Bar werden Sie allerdings folgende Gin-Marken finden:

  • Der Tanqueray London Dry Gin ist der beliebteste Cocktail-Gin und wird in verschiedenen Stärken von 40 bis 47,3 Volumenprozent Alkohol angeboten.
  • Beim Premium-Gin Hendricks ist das Wacholder-Aroma nur schwach ausgeprägt; charakteristisch ist dagegen die Aromatisierung mit Gurken- und Rosenblatt-Essenzen.
  • Monkey 47 stammt aus dem heimischen Schwarzwald. Er wird vom klassischen Wacholder-Aroma mit Zitrusnoten dominiert, ist mit 47 verschiedenen Kräutern aromatisiert und besitzt daher auch feinblumige, liebliche und pfeffrige Noten. 2011 wurde er zum weltbesten Gin gekürt.
  • Dem Bombay Sapphire liegt angeblich ein Londoner Rezept aus dem Jahr 1761 zugrunde. 1987 in der markanten hellblauen Flasche etabliert, gilt der London Dry Gin mit seinen zehn Botanicals heute als Klassiker.

Grundsätzlich gilt beim Gin: Das Aroma entsteht – im Gegensatz zum Whisky – nicht durch lange Lagerung, sondern durch Komposition. Die Kreativität bei der Gestaltung der Drinks bestimmt damit den individuellen Geschmack. Durch Ausprobieren findet hier jeder seinen Lieblingsdrink.

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Verwendete Quellen:

  • Spiegel.de: Der Gin des Lebens
  • Alcohol in Popular Culture - An Encyclopedia
  • Gin entdecken: Gin Herstellung - von Reinalkohol zur geliebten Spirituose
  • EUR-Lex: Verordnung (EU) Nr. 110/2008 Des Europäischen Parlaments und des Rates
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