- Einige Menschen ernähren sich seit vielen Jahren immer gleich.
- Falls das gleiche Essen alle wichtigen Nährstoffe enthält, ist es dann auch unbedenklich für den Körper?
- Eine Ernährungstherapeutin analysiert dieses Essverhalten und erklärt, warum mehr Abwechslung im Speiseplan Körper und Seele guttut.
In einem Podcast erzählte
Wer
Als Laie könnte man meinen: Kohlenhydrate, Eiweiß, Omega 3 – das klingt nicht einseitig, sondern ausgewogen und gesund. Oder?
Einseitige Ernährung? Die Mischung macht's
Zwischen einseitiger und gleicher Ernährung gibt es einen Unterschied. "Einseitig bedeutet, dass ich zum Beispiel immer nur von einer bestimmten Lebensmittelgruppe viel esse", erklärt die Ernährungs-Expertin. Es entsteht ein Nährstoffmangel und dem Körper fehlt die Energie. Eine Mischung aus den verschiedenen Lebensmittelgruppen ist daher wichtig.
Die Lebensmittelgruppen sind Getränke, Obst und Gemüse, Getreide und Getreideprodukte, Milch und Milchprodukte, Fleisch, Fisch, Eier, Fette und Öle und Süßwaren und Knabbereien.
In der Wissenschaft kann man diese Lebensmittelgruppen noch in Makro- und Mikronährstoffe unterteilen. Makronährstoffe liefern uns Energie und Kraft und bestehen aus Kohlenhydrate, Eiweiß und Fett. Mikronährstoffe sind Vitamine und Mineralstoffe und für den Körper genauso wichtig wie die Makronährstoffe.
Immer die gleiche Ernährung kann zwar langweilig sein, muss deswegen aber nicht unausgewogen sein. "Wenn Makro- und Mikronährstoffe, also Vitamine, Mineralstoffe, Fette und Eiweiß vorhanden sind, ist alles in Ordnung", sagt Sabrina Dürr. "Aber Essen und Zubereitung der Gerichte machen so irgendwann keinen Spaß mehr."
Die Psyche spielt eine Rolle
"Ich nehme bei meinen Klienten wahr, dass durch die gleiche Ernährung eine Art Sicherheitsgefühl beruhigt wird", erzählt die Ernährungstherapeutin. "Sie können sicher sein, dass ihr Gewicht dadurch stabil bleibt." Diesen Gewichts-Aspekt könne sie zum Beispiel häufig bei Frauen erkennen. Sicherheit und Kontrolle beim Essen wollen zum Beispiel auch Kinder, sagt Dürr.
"Kinder in unserer Kultur mögen in einer bestimmten Phase zum Beispiel nur Nudeln ohne Soße. Das gibt ihnen Sicherheit. Da ist nichts Grünes dabei, was giftig aussieht, also ist das Essen sicher. Das Sicherheits-Denken hat manchmal auch einen sehr sinnvollen Hintergrund."
Das Körpergefühl sorgt für die Balance der verschiedenen Nahrungsmittel
Werden die Kinder älter, probieren sie meist von selbst andere Zutaten aus. "Denn wenn ich nach meinem Körpergefühl gehe, sagt er mir nach einiger Zeit: 'Es hängt mir zum Hals raus, iss etwas anderes!'"
In einigen Fällen bleibt die Kontrolle über das Essen jedoch erhalten: "Manchmal überlagern Selbstdisziplin oder eine Angewöhnung über einen längeren Zeitraum die eigentliche Vielschichtigkeit der Nahrungsmittel", erklärt die Diplom-Ökotrophologin. "Ich habe sonst keine Kontrolle mehr. Und bei den Essstörungen steht ja auch die Kontrolle über allem. Ich ignoriere mein Bauchgefühl, den Hunger, den Durst, den Appetit zugunsten der Kontrolle."
Grenzen der immer gleichen Ernährung
Ernährt man sich immer gleich und trotzdem ausgewogen, ignoriert man also höchstens sein Bauchgefühl, fügt dem Körper damit aber keinen Schaden zu. "Ist in der immer gleichen Ernährung aber zum Beispiel viel Fisch oder Reis enthalten, muss man genau schauen, ob im Fisch nicht zu viel Schwermetalle und im Reis nicht zu viel Arsen enthalten ist", sagt Sabrina Dürr. "Ab da ist dann auch diese Form der ausgewogenen, immer gleichen Ernährung nicht mehr gesundheitsförderlich."
Sie halte Ernährungspläne für sinnlos, "weil ich immer das essen sollte, worauf ich Lust habe und was mein Körper braucht", erklärt die Ernährungs-Expertin. "Heute weiß ich noch nicht, was ich morgen gerne essen würde. Daher ist es für meine Klientinnen und Klienten hilfreicher, wenn sie sich nach den Lebensmittelgruppen orientieren und schauen, ob von allem etwas dabei ist." Bei Nudeln und Gemüse oder bei Salat und Brot fehle zum Beispiel "das Eckchen Eiweiß, also sollten noch Hülsenfrüchte oder Nüsse oder Fleisch oder Fisch dazukommen".
Nach einem Gemüsereis sei man wahrscheinlich nach kurzer Zeit wieder hungrig, führt Sabrina Dürr weiter aus. "Das Eiweiß fehlt. Wäre das dabei, hätte ich in den nächsten Stunden genug Kraft und Energie. Wenn ich also nur richtig weiß, wie ich die einzelnen Lebensmittelgruppen miteinander verbinde, kann ich auch ohne Ernährungsplan die Freude und Spontanität beim Essen behalten."
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