Einige Hersteller bieten neben natürlichem Mineralwasser auch Bio-Mineralwasser an. Aber was ist eigentlich der Unterschied? Und lohnt es sich, Bio-Mineralwasser zu kaufen?

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Natürliches Mineralwasser wird aus einer oder mehreren natürlichen oder künstlich erschlossenen Quellen gewonnen. Das Wasser stammt aus unterirdischen Wasservorkommen, die vor Verunreinigungen geschützt sein müssen. Das Produkt darf nur dann den Namen "natürliches Mineralwasser" tragen, wenn es aus einer amtlich anerkannten Quelle stammt.

Am Quellort wird das Mineralwasser direkt in Flaschen oder andere Fertigpackungen abgefüllt. Es ist bereits mit natürlichen Mineralien, Spurenelementen und sonstigen Bestandteilen angereichert.

Hersteller dürfen nur wenig verändern

Die Mineral- und Tafelwasser-Verordnung regelt die Qualität des Mineralwassers. Demnach muss das Wasser "von ursprünglicher Reinheit" sein. Deswegen dürfen Hersteller nur wenige Behandlungsverfahren anwenden.

So ist es ihnen beispielsweise erlaubt, Bestandteile wie Fluorid, Eisen- oder Schwefelverbindungen aus dem Mineralwasser zu entfernen. Sie dürfen auch Kohlensäure zusetzen oder entfernen. Außerdem müssen die Hersteller dafür sorgen, dass bestimmte Grenzwerte für unerwünschte Stoffe nicht überschritten werden.

Bio-Mineralwasser muss strengere Kriterien erfüllen

Obwohl natürliches Mineralwasser also beinahe unverändert abgefüllt werden muss, verkaufen einige Firmen Bio-Mineralwasser. Ein staatliches Bio-Siegel gibt es nicht, da Wasser kein landwirtschaftlich erzeugtes Lebensmittel ist und damit nicht unter die EU-Öko-Verordnung fällt.

Unternehmen können selbst ein Siegel entwerfen und eigene Vergabekriterien beschließen. Sie sind in der Regel strenger als die Maßstäbe der Mineral- und Tafelwasser-Verordnung. Die Qualitätsgemeinschaft Bio-Mineralwasser vergibt zum Beispiel ein Bio-Siegel für natürliches Mineralwasser.

Hersteller, die das Siegel für ihr Produkt verwenden möchten, verpflichten sich dazu, aktiven Wasserschutz zu betreiben, strengere Grenzwerte für Schadstoffe und bei der Abfüllung nachhaltige sowie soziale Standards einzuhalten. Das Wasser muss außerdem frei von bestimmten Arzneimittelrückständen und Pestizidabbauprodukten sein.

Darüber hinaus gibt es noch das "Premiummineralwasser in Bio-Qualität" vom SFS Institut Fresenius. Damit Hersteller dieses Siegel benutzen dürfen, müssen sie ebenfalls dafür sorgen, einen gewissen Grenzwert für Pestizidabbauprodukte und Arzneimittelrückstände nicht zu überschreiten. Allerdings sind die Voraussetzungen für das Siegel weniger streng.

Bio-Siegel für natürliches Mineralwasser stößt auf Kritik

Die Einführung von Bio-Siegeln für natürliches Mineralwasser stieß auf reichlich Kritik. Die Wettbewerbszentrale reichte Klage gegen das erste Bio-Siegel der Qualitätsgemeinschaft Bio-Mineralwasser ein. Sie warf dem Hersteller vor, den Wettbewerb zu verzerren.

Alle Mineralwässer seien ursprünglich rein, dürften keine Zusatzstoffe enthalten und bestimmte Grenzwerte nicht überschreiten. Für die Wettbewerbszentrale kann es deswegen kein Bio-Mineralwasser geben.

Außerdem werde der Durchschnittsverbraucher das Bio-Mineralwasser mit ökologischem Landbau in Verbindung bringen. Das suggeriere, dass sich das Wasser durch eine besonders ökologische Beschaffenheit auszeichne. Das sei aber falsch.

Der Bundesgerichtshof urteilte Ende 2012, dass das Siegel nicht irreführend ist. Die Bio-Mineralwässer würden sich von anderen abheben, da sie einen besonders geringen Anteil an Rückständen und Schadstoffen aufweisen würden. Demnach muss ein Bio-Mineralwasser die gesetzlichen Grenzwerte deutlich unterschreiten, damit Hersteller es als solches bezeichnen dürfen.

Höherer Preis ist nicht immer gerechtfertigt

Im Handel kostet das natürliche Mineralwasser mit Bio-Siegel häufig mehr als das herkömmliche. Das berichtet die Verbraucherzentrale Hamburg (VZHH). Meistens ist es das teuerste Wasser im Sortiment.

Manche Unternehmen verkaufen sogar Bio-Mineralwasser zu einem höheren Preis, obwohl ihr günstigeres Mineralwasser aus derselben Quelle stammt. "Warum Verbraucher für eine Flasche mit Bio-Label mehr zahlen müssen, obwohl sie kein anderes Wasser bekommen, können wir nicht nachvollziehen", sagt Armin Valet in einer Pressemitteilung der VZHH.

Ein Test von Stiftung Warentest im Juni vergangenen Jahres hat gezeigt, dass viele Bio-Mineralwässer nicht unbedingt besser als natürliches Mineralwasser sind. Von den sechs getesteten Bio-Mineralwässern erhielt nur eines die Note gut. Zwei von ihnen fielen mit einem mangelhaft sogar durch. Sie schnitten vor allem bei der mikrobiologischen Qualität schlecht ab.

Flaschen legen weite Strecken zurück

Selbst die Verpackung rechtfertigt häufig nicht den höheren Preis. Zwar werden die Bio-Mineralwässer laut der VZHH häufiger in Mehrwegglasflaschen gefüllt. Allerdings sorgen Prägungen, bestimmte Flaschenformen und eine überregionale Vermarktung dafür, dass die Flaschen jedes Mal weite Strecken zurücklegen müssen.

Eines der Bio-Mineralwässer kommt zum Beispiel aus Frankreich und ist mehrere Hundert Kilometer zum Endverbraucher unterwegs. Glasflaschen sind erst dann sinnvoll, wenn sie regional als Mehrwegflaschen verkauft und häufig befüllt werden. Andere Bio-Mineralwässer werden sogar nur in Einwegflaschen verkauft.

Tipp der Verbraucherzentrale Hamburg

Wenn Sie auf Bio-Mineralwasser nicht verzichten möchten, rät die VZHH, darauf zu achten, dass das Produkt aus der Region stammt. Außerdem sollte es in einer Mehrwegflasche - PET oder Glas - abgefüllt sein.

Verwendete Quellen:

  • Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz: "Verordnung über natürliches Mineralwasser, Quellwasser und Tafelwasser (Mineral- und Tafelwasser-Verordnung)"
  • Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: "Natürliches Mineralwasser - Quellwasser - Tafelwasser"
  • Öko-Test: "Bio-Wasser, Tafelwasser, Mineralwasser: Wo ist der Unterschied?"
  • Stiftung Warentest: "Mineralwasser im Test: Test­ergeb­nisse für 78 Wässer"
  • Verbraucherzentrale Hamburg: "Was steckt hinter Bio-Mineralwasser und sollte man das kaufen?"
  • Pressemitteilung der Verbraucherzentrale Hamburg
  • Wettbewerbszentrale: "Kann Mineralwasser"bio" sei"
  • Bundesgerichtshof: "Urteil des I. Zivilsenats vom 13.9.2012 - I ZR 230/11 -"
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