Nicht nur der Coronavirus-Ausbruch beim Fleischverarbeiter Tönnies, sondern auch die schlechten Arbeitsbedingungen dort sorgen derzeit für Schlagzeilen. In keinem anderen Betrieb in Deutschland werden so viele Tiere verarbeitet wie bei Tönnies. Wir zeigen, wo das Fleisch drinsteckt und wo es verkauft wird.
Etwa jedes dritte Schwein in Deutschland stirbt in einem Schlachthof von Tönnies. Allein im Hauptstandort Rheda-Wiedenbrück – wo 1.550 der etwa 7.000 Beschäftigten positiv auf das Coronavirus getestet worden und deshalb zwei Landkreise wieder in einen teilweisen Lockdown ausriefen – sind Tag für Tag 20.000 Schweine zerlegt, weiterverarbeitet und verpackt worden.
Tönnies ist mit einem Marktanteil von gut 30 Prozent das mit Abstand größte Schlachtunternehmen in Deutschland und gehört zu den größten der Welt. Es ist einer der zentralen Versorger deutscher Supermärkte. So stehen etwa Fleisch von Tönnies bei Lidl und Aldi unter den Markennamen "Landjunker", "Meine Metzgerei" und "Tillman's" im Kühlregal. Unter letzterem Label werden auch Fertigprodukte wie "Toasty", "Best" oder "Schnitzel Company" vertrieben, diese finden sich unter anderem im Sortiment von Aldi Süd, Edeka, Kaufland, Lidl, Penny, Real oder Rewe.
"Grundsätzlich beziehen wir weiterhin verschiedene Fleischartikel von unserem Lieferanten Tönnies", erklärte etwa eine Sprecherin von Aldi Süd auf eine Anfrage unserer Redaktion. Eine detaillierte Auflistung könne man allerdings nicht geben.
Anders bei Lidl. Dort habe der Corona-Ausbruch bei Tönnies zwar ebenfalls keine Auswirkungen auf das Fleischangebot. "Um die Warenverfügbarkeit jedoch weiterhin zu sichern, bezieht Lidl vorsorglich sein Fleisch seit Montag temporär ausschließlich über andere Fleischlieferanten", heißt es von dem Discounter auf Nachfrage.
Zahlreiche Wurstmarken gehören zum Tönnies-Sortiment
Neben Artland Convenience und Tönnies Beef gehört zum Tönnies-Imperium zudem die Mühlen Gruppe mit Hauptsitz in Böklund. Das Tochterunternehmen ist laut eigener Aussage in Deutschland führend im SB-Wurst- und Wurstkonserven-Markt. Zur Mühlen Gruppe gehören unter anderem folgende Marken:
- Astro
- Böklunder
- Dölling
- Gutfried
- Hareico
- Heine's
- Jenen's
- Könecke
- Lutz
- Marten
- Naumburger
- Original Lechtaler
- Plumrose
- Redlefsen
- Schulte
- Vevia
- Weimarer
- Wikinger
- Wilx
- Zerbster Original
- Zimbo
Herkunftskennzeichnung direkt auf Verpackung
Die Herkunft von Fleischprodukten kann auch direkt auf den Verpackungen anhand der Zulassungsnummer der Betriebe nachvollzogen werden. Dieses Identifikationskennzeichen steht in einem ovalen Kreis und ist meistens neben dem Barcode zu finden. Produkte von Tönnies sind unter anderem mit den folgenden Kennzeichen versehen:
- DE NW 20202 EG
- DE NW 20028 EG
- DE NW 20034 EG
- DE NW 20045 EG
- DE NW 20143 EG
- DE ST 00688 EG
- DE ST 00689 EG
DE steht für Deutschland, NW für Nordrhein-Westfalen, ST für Sachsen-Anhalt und EG für die Europäische Union. Doch wie sieht es beim Metzger von nebenan aus? Dort ist die Herkunft der Ware nicht gekennzeichnet. Auf Nachfragen muss der Verkäufer zwar nicht antworten, wird dies aber wohl in der Regel tun. "In handwerklichen Betrieben bekommen Sie in der Regel eh kein Fleisch von Tönnies", sagte der Geschäftsführer der Kölner Metzger-Innung, Artur Tybussek, RTL. "Höchstens mal in der Grillsaison als Zukauf."
"Beim Fleischkauf sollte man generell darauf achten, dass nicht das Billigste auch das Beste ist", sagte Lebensmittelexperte Bernhard Burdick von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen der Deutschen Presse-Agentur. Er empfehle, weniger Fleisch zu essen und dafür mehr auszugeben.
Coronavirus: Keine Fälle von Übertragung auf Lebensmittel bekannt
Wegen des neuartigen Coronavirus müssten sich Verbraucher beim Fleischkauf allerdings keine Sorgen machen, so der Experte. Bisher seien keine Fälle bekannt, bei denen das Virus von Lebensmitteln übertragen worden sei. Da die Viren hitzeempfindlich sind, verringert ein ein Erhitzen der Lebensmittel das Infektionsrisiko zusätzlich.
Burdick betont zudem: "Ich würde deshalb nicht den Fleischverzehr skandalisieren, sondern die Arbeits- und Wohnbedingungen." (mf/dpa)
Hinweis: Der Artikel wurde nachträglich um das Statement von Lidl erweitert.
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