Schon lange keine schlechten Nachrichten von hohen Strom- und Gaspreisen gehört? Könnte daran liegen, dass die Preise gerade wieder niedriger sind. Aber nicht für alle: Viele Kundinnen und Kunden stecken in teuren Alt-Tarifen fest – merken es aber nicht, weil die Strom- und Gaspreisbremse greifen. Noch. Beide Preisbremsen laufen Ende März aus. Mein Tipp: Jetzt wechseln, wenn die Tarife günstig sind.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Ulrike Sosalla dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Seit der Winter näherrückt und ich jeden Tag die Heizung hochdrehe und das Duschwasser wärmer einstelle, fällt mir der Unterschied zu vergangenem Jahr auf. Berufsbedingt komme ich an Wirtschaftsnachrichten nicht vorbei und konnte mich vor einem Jahr vor Energiespartipps kaum retten. Dieses Jahr ist das deutlich weniger – auch die Strom- und Gaspreise sind kein großes Thema mehr.

Mehr zum Thema Verbraucher

Schade eigentlich, denn das wäre endlich mal eine gute Nachricht: Die Strom- und Gaspreise für Neukunden sind seit ihren Rekordständen im vergangenen Jahr deutlich gesunken. Beim Gas hat sich der Durchschnittspreis im Jahresrückblick mehr als halbiert, beim Strom ist er immerhin um ein gutes Drittel billiger. Und bei beiden gibt es inzwischen viele Angebote, die deutlich unterhalb der Preisbremsen liegen.

Preisbremsen bis Ende März

Aber Achtung, die niedrigeren Preise kommen nicht automatisch ins Haus. Wer einen Vertrag mit deutlich höheren Tarifen hat, spürt das derzeit nicht so stark, weil die Preisbremsen greifen – aber nur noch bis Ende März. Dann aber droht allen mit hohen Preisen, die ihren Tarif nicht gewechselt haben, ein böses Erwachen: Ab dann berechnen Anbieter wieder den vollen Preis.

Also: Jetzt ist der ideale Zeitpunkt, um den Tarif zu checken. Niemand weiß, ob die Preise den Winter über so niedrig bleiben wie jetzt. Falls nicht, droht der Preisschock - spätestens, wenn die Preisbremsen auslaufen.

Und weil es leichter ist, sich aufzuraffen, wenn man einen klaren Plan hat – ich kenne das nur zu gut –, kommt hier die schnelle Wechselanleitung in sechs Schritten:

1. Vertrag überprüfen

Wissen Sie aus dem Stegreif, wie viel Sie für Strom und Gas zahlen? Ich auch nicht. Also zuerst Vertrag heraussuchen oder im Onlineportal anmelden und nachsehen. Drei Daten sind wichtig: der Preis pro Kilowattstunde, die Vertragslaufzeit und die Kündigungsfrist.

Verträge, die vor dem 1. März 2022 geschlossen wurden, verlängern sich zum Teil um ein weiteres Jahr, wenn sie nicht gekündigt wurden. Alle anderen haben nach Ablauf der Erstvertragslaufzeit einen Monat Kündigungsfrist.

2. Günstigen Tarif in Vergleichsportalen suchen

Auf den großen Vergleichsportalen finden Sie aktuelle Angebote, und benutzerfreundlich sind sie auch. Wichtig ist, die Filtereinstellungen richtig zu wählen. "Finanztest" empfiehlt, Tarife mit der Preisanzeige "jährlich" zu vergleichen, eine Laufzeit von mindestens zwölf Monaten zu wählen und eine Preisgarantie, die wenigstens so lang ist wie die Laufzeit.

Lassen Sie sich auch Tarife ohne Bonus anzeigen und vergleichen Sie sie mit den Bonustarifen.

3. Tarif auswählen

Nehmen Sie nicht einfach den günstigsten Tarif, sondern vergleichen Sie die ersten zehn Angebote. Die Preisunterschiede in diesem Bereich sind nicht groß, die Unterschiede beim Service und der Kundenfreundlichkeit aber schon. Achtung: Bei vielen Portalen sind die ersten zwei oder drei Suchergebnisse mit Werbung belegt – erst darunter stehen die nach Preis sortierten günstigsten Anbieter.

Vor allem ist es wichtig, neben dem Preis die Bewertungen und Erfahrungsberichte zu checken, um zu sehen, ob andere Kunden mit einem Anbieter gehäuft von Problemen berichten. "Finanztest" hat hier zusammengestellt, welche Anbieter den Verbraucherzentralen durch kundenunfreundliches oder unzulässiges Verhalten aufgefallen sind.

4. Vertrag über ein Portal oder direkt beim Anbieter abschließen

Jetzt biegen wir auf die Zielgerade ein: Schließen Sie den Vertrag ab, entweder über das Portal oder direkt beim Versorger. Wichtig bei einem direkten Abschluss: Vergleichen Sie den Preis des Portals mit dem des Anbieters. Einige Tarife gibt es nur exklusiv über die Vergleichsportale.

5. Zählerstand melden

Wechsel­prozess und Kündigung orga­nisiert Ihr neuer Anbieter. Von ihm erhalten Sie ein Begrüßungs­schreiben mit allen ­Tarifdetails und Liefer­beginn. Zu diesem Termin müssen Sie den Zählerstand ablesen und diesen neuen Anbieter melden.

Das war es schon! Jetzt kann der Winter kommen – und das Ende der Preisbremsen auch. Aber immerhin, ein Gutes hat die Energiespardiskussion des vorigen Winters gebracht: Die beiden Teenager im Haus drehen viel seltener unnötig die Heizung hoch. Das spart wahrscheinlich genauso viel Geld wie ein Tarifwechsel.

Über die Autorin

  • Ulrike Sosalla ist stellvertretende Chefredakteurin von "Finanztest" und damit ausgewiesene Fachfrau für Finanzfragen.
  • Das Verbrauchermagazin "Finanztest" gehört zur Stiftung Warentest, die seit 30 Jahren Finanzdienstleistungen testet. Test.de und "Finanztest" sind komplett anzeigenfrei und gewährleisten damit absolute Unabhängigkeit gegenüber Banken, Versicherungen und der Industrie. Die Newsletter der Stiftung Warentest können Sie hier abonnieren.
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.