Wenn es um Geldanlage und Aktien geht, fallen schnell eine Menge Fachbegriffe. Völlig unnötig, denn: Wer schon mal in einem Supermarkt war, kommt auch mit Geldanlage zurecht. Und unter den ganzen Fachbegriffen gibt es eigentlich nur einen, den man sich merken sollte.
Es gibt Begriffe, mit denen man ein Familienfest sprengen kann. "ETF" ist so ein Begriff. Die Hälfte der Anwesenden schweigt erschrocken, dafür ergreifen ein paar ansonsten schweigsame Cousins aus der hinteren Ecke das Wort, laufen zu großer Form auf und erklären dem Rest der Familie die Feinheiten einer Geldanlage in Indexfonds. Leider stehen die Fonds-Checker schon nach kurzer Zeit ziemlich einsam in ihrer Ecke, denn: Die meisten anderen verstehen nur Bahnhof.
Mein Einsatz! Eigentlich ist die Sache nämlich ganz einfach, und ich ärgere mich jedes Mal, wenn Dinge unnötig kompliziert sind, obwohl sie vielen Menschen helfen könnten. So wie bei ETF. Hier geht es um Aktien und Börse, aber in diesem Fall um etwas, was das Anlegen in Aktien für Normal-Anleger leichter zugänglich macht.
Man kann sich die Börse wie einen riesigen Supermarkt vorstellen, in dem es alles Mögliche zu kaufen gibt: von Ananas bis Zimt, von Bananen bis Dosenravioli, dazu Bier, Wein und Holunderschnaps. Das alles sind die einzelnen Aktien: Eine große, unübersichtliche Menge von Dingen, von denen man von außen nicht weiß, ob sie gut schmecken und was an Nährstoffen drinsteckt.
Angenommen, ich würde gern ohne viel Aufwand, aber sinnvoll anlegen. Das ist so, als ob ich im Supermarkt ganz easy einkaufen möchte. Also nicht erst fünf Rezepte raussuchen, die Zutaten rausschreiben und dann kleingedruckte Zutatenlisten studieren. Stattdessen mache ich mich einmal schlau, welche Fertiggerichte ohne Konservierungsstoffe und mit wenig Fett und Zucker auskommen, nehme mir davon fünf Packungen mit und bin die ganze Woche gut versorgt.
Fertiggerichte im Börsen-Supermarkt
Fertiggerichte, die ich einfach als Komplettpaket kaufen kann: Das sind in unserem Börsen-Supermarkt die ETF. Es sind Pakete aus vielen einzelnen Aktien oder anderen Anlagen. Empfehlenswert sind vor allem Welt-Aktien-ETF. Sie ahmen einen breiten Index nach, also eins der Börsenbarometer.
Und weil so viele verschiedene Aktien drin sind, sinkt das Risiko, durch eine einzelne schlecht laufende Aktie Geld zu verlieren. Soll heißen, ETF bringen über einen längeren Zeitraum betrachtet zu einem vertretbaren Risiko Gewinne. Jedenfalls war das in der Vergangenheit so; ob es auch in Zukunft so laufen wird, können nicht mal Profis vorhersagen, soviel Ehrlichkeit muss sein. Wie bei Fertiggerichten gilt auch hier: Das Angebot ist überwältigend groß. Wer mehr wissen will, findet hier das nötige Einsteiger-Wissen.
Na, Lust auf eine gesunde Börsen-Mahlzeit bekommen? Tatsächlich ist es einfacher, als viele denken, Geld mit vertretbarem Risiko anzulegen, ohne Börsenberichte zu wälzen und ständig Aktien oder Fonds zu kaufen oder zu verkaufen. Und es braucht kein Vermögen, um damit anzufangen. Wer jeden Monat 20, 30 oder 40 Euro auf die Seite legen kann, kann loslegen.
Einfache Rezepte für Anfänger
Für Einsteiger gibt es ein simples Rezept, in dem Risiko und Vorsicht sich die Waage halten. Das besagt, dass man einen monatlichen Sparbetrag – sagen wir 30 Euro –in einen ETF-Sparplan einzahlt. Der ETF für diesen Sparplan sollte möglichst breit und weltweit anlegend sein. "Finanztest" empfiehlt einen ETF, der sich am Index MSCI World orientiert. In diesem Index sind 1500 Aktien aus 23 Ländern zusammengefasst – also ein breiter Querschnitt über die westlichen Industrieländer.
Langfristig betrachtet brachte eine solche Investition solide Renditen: Wer 1970 die Aktien des MSCI World kaufte und bis heute hielt, erzielte einen Gewinn von durchschnittlich rund 8 Prozent pro Jahr.
Allerdings gab es zwischendurch herbe Rückschläge. Der größte war die Dotcom-Krise. Von 2000 bis 2003 verlor der MSCI World etwas mehr als die Hälfte seines Wertes. Um in solchen Phasen nicht verkaufen zu müssen, sollte man nur Geld in Aktien investieren, dass man nicht kurzfristig braucht. Wer damals die Nerven behalten hat, war zehn Jahre später wieder im grünen Bereich. "Langfristig", wir reden hier von einer Haltedauer von mindestens 10, besser 15 Jahren, ist hier also absolut ernst gemeint.
Spezielle Zutaten für Filialbank-Kunden
Nicht alle, die jetzt hoffnungsvoll loslegen wollen, können aber einfach so einen Welt-ETF kaufen. Wer sein Depot bei einer Filialbank führt und Wertpapiere bei seinem Bankberater oder -beraterin ordert, wird feststellen, dass in der Beratung selten ETF und ganz überwiegend Fonds der eigenen Bankengruppe empfohlen werden. "Finanztest" hat deshalb eine Extra-Auswertung dieser Fonds gemacht und empfiehlt aus dieser Gruppe solche, die sich langfristig als überwiegend stabil erwiesen haben.
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Und wenn es an den Börsen abwärts geht?
Diese Frage kommt immer und sie ist wichtig. Ganz ehrlich: Wer sich nicht vorstellen kann, eine Verlustphase mit ruhigen Nerven und viel Geduld zu überstehen oder wer fürchtet, das investierte Geld vielleicht ausgerechnet dann zu brauchen, sollte nicht in Aktien und daher auch nicht in ETF investieren.
Für alle anderen gilt: Das ist wie im Supermarkt. Wenn die Nudeln billig sind, kaufe ich gleich ein paar Packungen mehr und lege sie in den Vorratsschrank. Wenn ich einen ETF-Sparplan habe, mit dem ich jeden Monat für 20 Euro Anteile an einem ETF kaufe, bekomme ich in einer Phase sinkender Aktienkurse fürs gleiche Geld mehr Anteile. Geht es dann (hoffentlich) irgendwann wieder aufwärts, bin ich dabei.
- test.de: Mit kleinen Beträgen groß investieren
- test.de: Mit ETF Geld anlegen
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