Gerade erst ging die Anzeige online, schon reagiert jemand darauf. Was für ein Glück! Doch auf Kleinanzeigen ist vor allem für Verkäufer derzeit Vorsicht geboten: Betrüger heucheln Interesse, fragen Sie dann nach sensiblen Daten und locken Sie auf fremde Seiten. Das sollten Sie über die derzeit gängigste Betrugsmasche auf der Plattform wissen.
Ob am Telefon, durch eine E-Mail oder SMS: Die Maschen von Betrügerinnen und Betrügern sind vielfältig. Gemeinsam haben sie alle, dass sie auf Ihr Geld oder sensible, persönliche Daten aus sind. Auch auf Online-Portalen wie Kleinanzeigen sind Nutzerinnen und Nutzer nicht vor ihnen sicher. Dabei stehen nicht nur die Käuferinnen und Käufer im Fokus, sondern auch die Verkäufer.
Die derzeit gängigste Betrugsmasche auf der Plattform dreht sich um die Kleinanzeigen-Option "Sicher bezahlen". Die Betrüger schreiben Ihnen teilweise nur wenige Sekunden nach Anzeigenerstellung, geben zunächst Interesse an Ihrem Produkt vor und wollen es dann über das Portal bezahlen. Sie erhalten daraufhin eine Nachricht wie beispielsweise:
Auch nach Ihrer Telefonnummer können die Betrüger fragen. Es kann sogar sein, dass der Gesprächspartner ein Foto einer gefälschten Kleinanzeigen-Seite als "Beweis" mitschickt. Geben Sie die gewünschten Informationen weiter, erhalten Sie eine E-Mail, SMS oder WhatsApp-Nachricht mit einem Link. Dort sollen Sie dann Ihre Zahlungs- oder Kreditkartendaten hinterlegen.
Die Nachrichten und Webseiten sind dem Kleinanzeigen-Design nachempfunden, enthalten teilweise sogar Details der ursprünglichen Anzeige, wie Titel oder Bilder. Geben Sie dort Ihre Daten ein, sind Sie schnell Tausende Euros los.
Kleinanzeigen warnt davor, sensible Daten preiszugeben
Fiona Kleinert, Communications Managerin bei Kleinanzeigen, stellt in diesem Zusammenhang klar: "Die Abwicklung von Transaktionen mit 'Sicher bezahlen' funktioniert vollständig über unsere App beziehungsweise Website." Die Plattform verschicke im Zusammenhang mit der Funktion keine SMS oder Messenger-Nachrichten und warne davor, E-Mail-Adresse oder Telefonnummer preiszugeben.
Gerade dies sei der Vorteil von "Sicher bezahlen": Dass Sie Ihre sensiblen Daten eben nicht an die jeweils andere Partei weitergeben müssen.
"Wir raten Nutzerinnen und Nutzern generell, sensibel mit ihren Daten umzugehen", so Kleinert weiter. Das passiere auch innerhalb der Plattform im Nachrichtensystem. "Wenn jemand kurz davor ist, eine E-Mail-Adresse oder Telefonnummer zu teilen, erscheint ein Hinweisfenster vor dem Absenden der Nachricht." Dieses warne vor der Weitergabe sensibler Daten.
Nicht auf Links klicken oder Dateianhänge öffnen
Generell gilt: Zugangsdaten und persönliche Daten, wie das Geburtsdatum, persönliche Fotos oder Videos sowie Kopien von persönlichen Dokumenten, beispielsweise einem Personalausweis, sollten unter keinen Umständen weitergegeben werden.
Haben Sie eine E-Mail oder SMS von einem Absender erhalten, den Sie nicht kennen, ist Vorsicht geboten. Werden Sie sich zunächst darüber im Klaren: Wer ist der Absender? Was steht im Betreff, wie ist die Schreibweise? Kann das Geschriebene der Wahrheit entsprechen? Lassen Sie sich in keinem Fall unter Druck setzen und reagieren Sie am besten gar nicht darauf.
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Links, die von Kleinanzeigen wegführen, wo nach Daten gefragt wird oder sogar Downloads erforderlich sind, sollten niemals angeklickt werden. Falls Sie auf einer solchen Seite gelandet sind: auf keinen Fall einen Download ausführen. Auch Dateianhänge sollten in keinem Fall geöffnet werden.
Da die Seiten, auf die die Betrüger Sie führen möchten, täuschend echt aussehen können, rät Kleinanzeigen, den Link zunächst per Rechtsklick zu kopieren und zum Beispiel in ein Textverarbeitungsprogramm zu kopieren. So können Sie sich die URL genauer ansehen. Häufig lautet diese ganz anders als das Original. Auch wenn Sie mit der Maus über einen Link hovern, sehen Sie in der Regel, wohin dieser wirklich führt.
Betrüger benutzen nicht nur neu erstellte Konten
Wenn Sie nur wenige Sekunden nach Anzeigenerstellung eine Nachricht eines Interessenten bekommen, kann das durchaus ein Hinweis auf einen Betrugsversuch sein, wie Kleinert erklärt. Mithilfe ihres Nutzerprofils lassen sich Betrüger allerdings selten entlarven.
Sie nutzen häufig sogenannte "Account-Takeover", "also Fremdzugriffe auf bereits bestehende Konten". Es kann dementsprechend sein, dass Betrüger mit Konten agieren, die wegen ihrer langjährigen Mitgliedschaft oder Bewertungen verlässlich wirken.
Wenn Sie davon ausgehen, dass ein Betrüger mit Ihnen schreibt, ist es ratsam, denjenigen gleich an Kleinanzeigen zu melden. Das Konto wird dann zeitnah gesperrt. "Außerdem werden andere Personen, die im Kontakt mit dem mutmaßlichen Betrüger standen, gewarnt," erklärt Kleinert.
Sichern Sie Beweise und erstatten Sie Strafanzeige bei der Polizei
Und was ist zu tun, wenn man auf die Betrugsmasche hereingefallen ist und Kontodaten preisgegeben hat? Wenden Sie sich zunächst an Ihre Bank. Konten lassen sich vorübergehend sperren, sodass die Betrüger nicht mehr darauf zugreifen können. Außerdem werden Zahlungen häufig nicht sofort gebucht, sodass diese noch vor Ausführung gestoppt werden können. Wurde ein anderer Zahlungsdienstleiter wie PayPal verwendet, sollten Sie auch diesen umgehend kontaktieren.
Außerdem rät Kleinert, alle Beweise, wie Gesprächsverläufe oder Kaufverträge, zu sichern, und anschließend bei der Polizei Strafanzeige zu erstatten. Dank der Onlinewachen geht das bequem von zu Hause aus.
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Verwendete Quellen:
- E-Mail-Verkehr mit Fiona Kleinert von Kleinanzeigen
- kleinanzeigen.de: Sicherheitshinweise
- bka.de: Links zu den Onlinewachen bzw. zu den Kontaktdaten der Landespolizeien
- golem.de/news: Onlinebetrug auf Kleinanzeigen nimmt zu
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