Wie sicher sind Ihre Investments wirklich? Ein aktueller Fall zeigt, wie ein internationales Callcenter-Netzwerk systematisch Anlegerinnen und Anleger ausnimmt und dabei Millionen erbeutet. Wie die Methode der Betrüger funktioniert und wie Sie sich davor schützen können.
Es beginnt mit einem vermeintlich harmlosen Klick: Eine seriös erscheinende Webseite verspricht hohe Gewinne für ein Investment von 250 Euro. Nach der Registrierung meldet sich ein angeblicher Finanzexperte, der den Interessierten die Bewegungen auf dem Finanzmarkt erklärt und sie berät.
Anfangs erscheint alles perfekt: Die ersten Investitionen bringen satte Gewinne – zumindest auf dem Bildschirm. Doch was die Anlegerinnen und Anleger in einem aktuellen Fall zuerst nicht ahnten: Sie sind Opfer einer Betrugsmasche geworden. Der Fall zeigt, wie skrupellose Betrüger gezielt Anleger ausgenommen haben – und dabei Millionen erbeuteten.
Callcenter-Betrüger aus Georgien: Deutscher Rentner verliert 10.000 Euro
Recherchen von "ZDF" und "Spiegel" enthüllen die Machenschaften einer Betrügerbande, die über Callcenter in Georgien operierte. Sie lockte Anleger mit vermeintlich lukrativen Online-Investments in Kryptowährungen, Rohstoffe oder Devisenhandel. Expertinnen und Experten sprechen bei derartigen Betrugsmaschen von "Cybertrading"-Betrug.
Über Cybertrading-Betrug
- Cybertrading-Betrug bezeichnet eine Form des Online-Anlagebetrugs, bei der Investoren mit gefälschten Handelsplattformen getäuscht werden. Die Täter versprechen hohe Renditen, doch in Wahrheit fließt das investierte Geld direkt in die Taschen der Betrüger.
- "Im deutschsprachigen Raum verursacht diese Art des Betrugs jedes Jahr einen Milliardenschaden", sagte Nino Goldbeck, Oberstaatsanwalt bei der Zentralstelle Cybercrime Bayern, zum "Spiegel".
Ein Betrugsopfer des georgischen Callcenters, von dem das ZDF berichtet, ist der Anfang 70-jährige Klaus Schuster aus Deutschland. Nach dem Investment von 250 Euro überzeugten ihn die anfänglichen "Gewinne" und Gespräche mit seinem angeblichen Finanzberater, noch mehr Geld einzuzahlen. Erst als er sich seine vermeintlichen Gewinne nicht auszahlen lassen konnte, witterte er den Betrug. Insgesamt investierte und verlor der Rentner 10.000 Euro. Das Callcenter soll weltweit mehr als 6.000 Personen abgezockt haben.
Betrüger erbeuteten rund 35 Millionen Dollar
Bei dem Unternehmen handelt es sich um die "A.K. Group", ein offiziell als Telemarketingunternehmen registriertes Unternehmen, das mutmaßlich mehrere Callcenter betreibt. Seinen Sitz hat es in der georgischen Hauptstadt Tiflis.
Dokumente zeigen, wie groß der Schaden ist: Das Callcenter hat demnach seit Mitte 2022 mindestens 35 Millionen Dollar eingenommen; allein deutschen Kunden sollen seit Juli 2023 mehr als vier Millionen Dollar abgeknöpft worden sein. Eine "Spiegel"-Anfrage zu den Vorwürfen ließ die A.K. Group unbeantwortet.
Aufgedeckt wurde die Betrugsmasche des Callcenters in Georgien durch ein Datenleck: Ein Whistleblower übergab zahlreiche Unterlagen, wie Telefon- und Bildschirmaufnahmen, an den schwedischen Fernsehsender SVT. Ein internationales Journalistenteam wertete die Daten aus. Sie zeigen das skrupellose und gezielte Vorgehen der mutmaßlichen Betrüger: Sie hätten unter anderem Ausweise und Behördenschreiben gefälscht, um Anlegerinnen und Anleger in Sicherheit zu wiegen.
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Bei derartigen Callcenter-Betrugsmaschen stehen die Behörden vor Herausforderungen, da die Täter global, schnell und aus dem Ausland agieren und dadurch die juristische Verfolgung erschwert wird.
Ermittler konnten allerdings bereits den Kopf eines illegalen Callcenter-Netzwerks festnehmen und ihn 2024 nach Deutschland überstellen. Diese Nachricht habe sich in der Betrüger-Szene verbreitet, sodass einige Callcenter auf Anlegerinnen und Anleger aus Deutschland verzichten würden.
So schützt man sich vor Cybertrading-Betrug
Um nicht auf solche Betrugsmaschen hereinzufallen, rät die Polizei zu folgenden Maßnahmen:
- Misstrauen bei unrealistischen Gewinnversprechungen: Betrügerische Plattformen würden oft große Gewinne bei geringen Investitionen versprechen.
- Seriosität prüfen: Ist die Plattform offiziell registriert? Ist der Geschäftsbetrieb der Trading-Plattform in Deutschland genehmigt? Gibt es Warnungen von Finanzaufsichtsbehörden?
- Keine Fernwartungssoftware installieren: Kriminelle versuchen oftmals, Remotezugriff auf Ihren Computer zu erlangen.
- Keine Überweisungen an Privatpersonen: Bei Überweisungen auf Privatkonten handele es sich höchstwahrscheinlich um Betrug.
- Auszahlungs-Vereinbarung beachten: Oft werde behauptet, Auszahlungen könnten erst nach der Zahlung von Gebühren und Steuern geleistet werden.
- Achtung vor "Recovery Scam": Unseriöse Dienstleister versprechen nach einem Anlagebetrug oft, das verlorene Geld gegen eine Gebühr zurückzuholen. In vielen Fällen sind dies allerdings die gleichen Betrüger, die so doppelt abkassieren wollen.
Verwendete Quellen
- zdf.de: Perfide Jagd auf deutsche Anleger
- spiegel.de: Wie Anlagebetrüger deutsche Rentner abzocken
- polizei.brandenburg.de: Anlagebetrug im Internet: Cybertrading Fraud