Mal eben das Konto überziehen ist einfach, bequem und manchmal ein Rettungsring, wenn unvorhergesehene Ausgaben dringend werden. Doch die Bequemlichkeit lassen sich Banken teuer bezahlen – gerade bei den gestiegenen Zinsen. Gut zu wissen, dass es Möglichkeiten gibt, günstiger an Geld zu kommen.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Ulrike Sosalla dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Viele Menschen – inklusive mir – haben zum Dispokredit ein gespaltenes Verhältnis. Einerseits ist er wie der beste Freund, der einem in Notlagen mal eben hundert Euro rüberschiebt. Andererseits ist er wie ein mieser Kredithai, der für den kleinen Notgroschen anschließend saftige Zinsen kassiert. Und das auch noch vollautomatisch, fast unmerklich – bis zur erschreckend hohen Kontoabrechnung am Ende des Quartals.

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Seit die Zinsen wieder gestiegen sind, sind unliebsame Überraschungen beim Dispo noch häufiger als zuvor. Der Durchschnittszins aller deutschen Banken ist innerhalb eines Jahres um fast einen Prozentpunkt gestiegen und lag Mitte Januar bei 12,06 Prozent.

"Finanztest" hält einen Zinssatz von bis zu 11,5 Prozent für akzeptabel. Dagegen nimmt die teuerste Bank in der "Finanztest"-Erhebung vom Februar 17,2 Prozent Zinsen für ihren Dispo. Das geht schnell ins Geld: Wer sein Konto drei Monate lang um 1.700 Euro überzieht, muss bei der teuersten Bank 73 Euro Zinsen zahlen.

Was die Wenigsten wissen: Es gibt zwei Möglichkeiten, den Dispo zu umgehen – und eine davon ist ähnlich flexibel wie die gestattete Überziehung.

1. Möglichkeit: Rahmenkredit (auch Abrufkredit genannt)

Fast genauso flexibel wie der Überziehungskredit fürs Girokonto, aber günstiger – das ist der Rahmenkredit. Wie beim Dispo zahlt man nur Zinsen für den Betrag, den man tatsächlich in Anspruch nimmt. Und wie beim Dispo gibt es einen Höchstbetrag für den Kredit.

Der Unterschied: Bei einigen Banken ist ein Rahmenkredit nicht an ein Girokonto bei der gleichen Bank gebunden. Sie können sich die günstigeren Zinsen also sichern, ohne Ihr Konto wechseln zu müssen. Es gibt aber auch Banken; die den Rahmenkredit zusätzlich zum Dispo anbieten. Da lohnt sich ein Produktwechsel bei der eigenen Bank.

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Der Nachteil: Nur wenige Kreditinstitute bieten Rahmen- oder Abrufkredite an. "Finanztest" hat 180 Banken und Sparkassen angeschrieben, 15 davon haben Rahmenkredite im Angebot. Die Zinssätze liegen überwiegend deutlich unter den gängigen Dispozinsen: Das günstigste Angebot hat einen effektiven Jahreszins von 6,9 Prozent, viele Angebote liegen um zehn Prozent, so etwa die überregionalen Anbieter Volkswagen Bank und ING. Auch einige Sparkassen sind dabei.

2. Möglichkeit: Ratenkredit

Wer eine dringende Anschaffung finanzieren muss und auf Flexibilität verzichten kann, ist mit einem Ratenkredit gut bedient.

Die Vorteile: Die Zinsen sind niedriger, das Angebot größer als bei Rahmenkrediten und man tilgt diszipliniert.

Allerdings bieten viele Banken Ratenkredite nur für Beträge im vierstelligen Bereich an.

Buy now, pay later: Bedingt empfehlenswert

Eine sehr bekannte, aber nicht immer empfehlenswerte Alternative zum Dispo sind die "Buy now, pay later"-Angebote von Zahlungsplattformen wie Klarna und Paypal. Beide locken damit, die Zahlung 30 Tage ohne Zinsen aufzuschieben oder gleich einen Ratenkredit abzuschließen. Zeitlich begrenzt gibt es teilweise auch die Möglichkeit, den Kaufpreis zinslos sogar über drei Monate zu strecken.

Prinzipiell ist ein zinsloser Kredit unbedenklich – vorausgesetzt, man hat am Ende genug Geld, um die Rechnung zu begleichen. Falls nicht, werden Mahngebühren und manchmal dann eben doch Zinsen fällig.

Kritisch wird es, wenn man mehrere solcher Angebote parallel nutzt und den Überblick verliert. Meine ärgerlichsten Mahngebühren habe ich immer dann bezahlt, wenn ich im Durcheinander der Zahlungswege eine offene Rechnung übersehen hatte. Paypal, Klarna, Kreditkarte, Dispo – wenn es ganz schlecht läuft, laufen überall gleichzeitig Zinsen auf. Das kann ins Geld gehen.

Damit ich mich nicht mehr über Mahnschreiben ärgern muss, habe ich mir inzwischen strenge Regeln auferlegt: Entweder Klarna oder Paypal oder Dispo oder Ratenkredit – aber nicht alles gleichzeitig. Und billiger ist das obendrein. So kauft man nämlich seltener spontan ein!

Über die Autorin

  • Ulrike Sosalla ist stellvertretende Chefredakteurin von "Finanztest" und damit ausgewiesene Fachfrau für Finanzfragen.
  • Das Verbrauchermagazin "Finanztest" gehört zur Stiftung Warentest, die seit 30 Jahren Finanzdienstleistungen testet. Test.de und "Finanztest" sind komplett anzeigenfrei und gewährleisten damit absolute Unabhängigkeit gegenüber Banken, Versicherungen und der Industrie. Die Newsletter der Stiftung Warentest können Sie hier abonnieren.

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